Das italienische Maedchen
attraktiv, Rosanna. Er hat tolle Augen.«
»Findest du?«
»Ja. Du klingst überrascht.« Abi kicherte. »Hat er eine Freundin?«
»Nein. Er hatte noch nie eine.«
»Warum nicht?«
»Keine Ahnung. Bisher hat er sich nur einfach nicht für Frauen interessiert.«
Luca betrat das Wohnzimmer mit einer großen Schüssel Pasta.
»Meine Damen, wenn Sie bitte Platz nehmen wollen.«
» Grazie , Signore.« Abi setzte sich mit glänzenden Augen neben Rosanna an den Tisch.
Luca gab Nudeln auf die Teller, während Rosanna den Wein einschenkte. Dann begannen die drei zu essen.
»Rosanna, hast du ein Glück«, seufzte Abi.
»Meinst du?«
»Ja. Du hast eine hübsche gemütliche Wohnung, einen Bruder, der traumhaft kocht, und vor allen Dingen die Freiheit, zu tun und zu lassen, was du willst.«
»Abi wohnt während der Schulzeit bei ihrer Tante«, erklärte Rosanna Luca. »Deine Tante ist sehr streng, stimmt’s, Abi?«
»Ja. Sie behandelt mich wie eine Zehnjährige. Sie ist Engländerin und glaubt, alle italienischen Männer hätten’s auf mich abgesehen. Dabei ist sie selber mit einem Italiener verheiratet.« Abi verdrehte die Augen. »Wahrscheinlich fühlt sie sich für mich verantwortlich. Als das Stipendium für die Schule bewilligt wurde, haben meine Eltern mir nur erlaubt, es anzunehmen, wenn ich bei meiner Tante wohne.«
»Gefällt dir Mailand?«, erkundigte sich Luca.
»Ja, sehr«, antwortete Abi. »Es ist so bunt und lebhaft im Vergleich zu dem tristen England. Aber genug von mir. Luca, was treibst du den ganzen Tag, wenn Rosanna in der Schule ist? Arbeitest du?«
»Nein, ich …«
»Luca verbringt den ganzen Tag in einer baufälligen Kirche gleich um die Ecke«, fiel Rosanna ihm ins Wort. »Sie ist sein zweites Zuhause.«
»Verstehe.« Abi runzelte die Stirn.
»Rosanna, du erklärst das falsch«, rügte Luca sie. »Beata Vergine Maria ist ein wunderschönes Gotteshaus aus dem fünfzehnten Jahrhundert, nur leider ziemlich heruntergekommen. Ich helfe dem dortigen Pfarrer Don Edoardo, Geld für die Renovierung aufzutreiben, aber …«, Luca zuckte mit den Achseln, »… das ist ein Kampf gegen Windmühlen.«
»Bist du … Du bist also gläubig?«, fragte Abi.
»Ja. Beata Vergine Maria ist ein ganz besonderer Ort. Von Don Edoardo weiß ich, dass sich dort Wunder ereignet haben. Die Madonna selbst soll erschienen sein. Ich habe Zeit, also helfe ich. Es muss bald etwas geschehen, sonst sind das Mauerwerk und das alte Fresko im vorderen Bereich unwiederbringlich dahin.«
»Man könnte doch ein Konzert in der Kirche veranstalten«, schlug Abi vor.
»Wie genau stellst du dir das vor?«, erkundigte sich Luca.
»Meine Tante Sonia steht dem Komitee der Freunde der Mailänder Oper vor. Vielleicht wäre sie, wenn du sie darum bittest, bereit, Paolo de Vito zu fragen, ob er Sängern der Scala und ein paar von den Musikschülern erlauben würde, für den wohltätigen Zweck in der Kirche aufzutreten.«
»Abi, das ist eine grandiose Idee!« Luca strahlte. »Findest du nicht, Rosanna?«
»Doch. Besonders weil die Kirche so nahe bei der Scala liegt. Mehr als Nein sagen kann er nicht, oder?«, antwortete Rosanna.
»Schreib meiner Tante einen Brief. Ich geb dir die Adresse. Dann kann sie den Vorschlag beim nächsten Treffen dem Komitee vorlegen.«
»Ganz herzlichen Dank, Abi«, sagte Luca.
»Gut. Das wäre also geregelt.« Abi wandte sich Rosanna zu. »Wir könnten das Blumenduett aus Lakmé singen. Das haben wir im Unterricht geübt.« Sie lächelte Luca an. »Natürlich ist meine Stimme verglichen mit der deiner Schwester nichts, aber die anderen in unserer Klasse können ihr auch nicht das Wasser reichen.«
»Bitte, Abi, du übertreibst.« Rosanna wurde rot.
»Nein, nein. Du weißt so gut wie ich, dass Paolo jedes Mal hingerissen ist, wenn er dich singen hört. Er kommt nur deinetwegen in den Kurs. Wahrscheinlich machst du nach Abschluss der Schule sofort eine Solokarriere, während wir Übrigen uns im Chor abplagen müssen. Vergiss mich nicht, wenn du berühmt bist, kleine Diva, ja?«, scherzte sie.
»Wie könnte ich dich vergessen, Abi?« Rosanna lachte.
»Siehst du«, sagte Abi und zwinkerte Luca zu. »Sie weiß ganz genau, wie berühmt sie mal sein wird!«
»Verdammt, ich hab keine Zigaretten mehr«, fluchte Luca. »Wenn ihr mich kurz entschuldigen würdet. Ich hol welche in dem Laden an der Ecke.« Er stand auf. »Dann könnt ihr zwei euch ungestört unterhalten. Bin gleich wieder da.«
Als die Tür
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