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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Zeitpunkt gekommen ist«, versprach er. »Gute Nacht, Luca.«
    Nachdem Don Edoardo die Sakristei durch den hinteren Ausgang verlassen hatte, legte Luca die Schecks in einen Metallkasten, in dem bereits einige Lirescheine für Tee und Kaffee lagen. Dann sperrte er den Schrank zu, versteckte den Schlüssel und kniete vor dem kleinen Altar nieder, den Don Edoardo für das stille Gebet nutzte, um Gott für den gelungenen Abend zu danken und dafür, dass er ihn zu dem wertvollen Silberkelch geführt hatte. Schade nur, dass Donatellas Mann die Zeichnung als praktisch wertlos beurteilt hatte und sie nicht in der Kirche geblieben war. Doch Don Edoardo war so dankbar für das Geld gewesen, dass er Donatella Bianchi die Bitte um die Zeichnung schlecht hatte abschlagen können.
    Luca erhob sich, schaltete das Licht aus und schloss die Tür zur Sakristei hinter sich. Auf dem Weg zum Ausgang hörte er ein Geräusch vom Altar her. Luca wandte sich um. Diebe? Mit klopfendem Herzen trat er näher.
    Neben dem Altar lagen, eng ineinander verschlungen, ein Mann und eine Frau, beide voll bekleidet, aber was sie trieben, war klar. Die Frau, deren Beine den Rücken des Mannes umfassten, stöhnte vor Lust. Kurz darauf erreichte das Stöhnen seinen Höhepunkt, und der Mann stieß einen Lustschrei aus und sank auf ihr zusammen.
    Zu schockiert und verblüfft, um sie zur Rede zu stellen, duckte Luca sich hinter eine Säule und beobachtete, wie sie aufstanden, ihre Kleidung glatt strichen und Arm in Arm den Mittelgang entlangschlenderten. Da erkannte er sie.
    »Du unartiger Junge. Ich ruf dich am Donnerstag an, ja?«
    »Ja.« Der Mann küsste die Frau auf die dunklen Haare, dann gingen sie zur Tür, als wäre nichts gewesen.
    Als Luca viel später nach Hause kam, war er ziemlich aus der Fassung. So etwas dort … Der Zwischenfall hatte ihm die Freude an dem ganzen Abend verdorben.
    Er öffnete leise die Tür zu Rosannas Zimmer, um nachzusehen, ob sie schlief. Das Licht brannte, und sie hielt ein Buch in der Hand, obwohl ihre Augen geschlossen waren. Luca betrat das Zimmer, um die Lampe auszumachen.
    »Luca?« Rosanna schlug die Augen auf.
    »Ja, piccolina ?«
    »War das nicht ein unglaublicher Abend?«
    »Ja.«
    »Was ist los?« Sie stützte sich auf die Ellbogen. »Du wirkst nicht sonderlich glücklich.«
    »Mir geht’s gut, danke, ich bin nur müde. Schlaf jetzt.«
    »War Roberto nicht toll? Er hat eine wunderschöne Stimme und sieht wirklich gut aus.« Rosanna streckte sich.
    »Rosanna, Roberto ist kein guter Mensch.«
    »Das meint Abi auch. Er …«
    »Was?«
    »Ach, nichts. Gute Nacht, Luca.«
    »Gute Nacht.«
    Luca schaltete das Licht aus und ging in sein Zimmer.
    Er hatte Mühe einzuschlafen, weil ihm Rosannas verträumter Gesichtsausdruck nicht aus dem Kopf ging, mit dem sie von Roberto erzählt hatte, dem Mann, der schuld war an Carlottas Unglück und sich nun nicht einmal mehr an ihren Namen erinnerte. Roberto, den Luca bei einem frevlerischen Akt in seiner geliebten Kirche beobachtet hatte. Beim bloßen Gedanken daran drehte sich ihm der Magen um.
    Sein Instinkt sagte ihm, dass Roberto Rossini noch nicht mit seiner Familie fertig war.

13
    »Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen.« Donatella begrüßte Paolo mit einem betörenden Lächeln, als dieser in dem schicken Lokal, in dem es bereits von betuchten Gästen wimmelte, ihr gegenüber Platz nahm. »Lust auf einen Aperitif? Ich nehme einen Bellini.« Sie schnalzte gebieterisch mit den Fingern, um den Kellner herbeizurufen.
    »Für mich bitte das Gleiche«, sagte Paolo. »Geht es Ihnen gut, Signora Bianchi?«
    »Sehr gut, danke. Sagen Sie doch Donatella zu mir.«
    Paolo nickte. Er war nicht in der Stimmung für Small Talk. »Worüber wollten Sie sich mit mir unterhalten?«
    »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.«
    »Und wie sieht der aus?«, erkundigte sich Paolo argwöhnisch.
    »Ich bin kürzlich zu etwas Geld gekommen, ein großzügiges Geschenk meines Mannes. Sie wissen ja, wie sehr ich die scuola di musica als wesentlichen Bestandteil des künstlerischen Lebens in der Stadt schätze.«
    »Sie bringt tatsächlich viele neue Talente hervor. Die Oper wäre ohne sie verloren.« Paolo fragte sich, welche Richtung das Gespräch nehmen würde.
    »Genau. Ich spiele mit dem Gedanken, einmalig einen höheren Betrag für drei Stipendien zu spenden, für begabte Studenten, deren Eltern sich die Schulgebühren nicht leisten können. Mir ist bekannt, dass Sie hin und wieder

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