Das italienische Maedchen
Umständen entsprechend. Mamma fehlt ihm sehr. Morgen fahren Luca und ich eine Woche heim nach Neapel.«
»Richte ihm mein herzliches Beileid aus und meine besten Wünsche.«
»Danke.« Rosanna wurde rot.
»Luigi Vincenzi hat dir also geholfen, wie ich es dir prophezeit hatte?«, fragte er.
»Ja. Er war einfach wunderbar. Letzten Sommer hat er sogar Paolo de Vito in seine Villa eingeladen, damit er mich bei einem Konzert hören konnte. Paolo hat mir ein Stipendium gegeben, und nun bin ich hier in Mailand. Das alles habe ich Ihnen zu verdanken, Roberto«, fügte sie leise hinzu.
»Keine Ursache, Rosanna. Danke lieber Luigi Vincenzi. Dein Auftritt heute Abend beweist, dass er gute Arbeit geleistet hat. Es wird sicher nicht lange dauern, bis du auf der Bühne der Scala stehst.«
»Sie haben auch wunderschön gesungen.«
»Freut mich zu hören.«
Sie schwiegen verlegen.
»Jetzt muss ich meine Pflicht tun und mich unter die Gäste mischen«, sagte Roberto. »Hat mich sehr gefreut, dich wiederzusehen, Rosanna. Falls du jemals Hilfe oder Rat brauchen solltest, findest du mich in der Scala.«
»Danke, Roberto.«
»Auf Wiedersehen, meine Kleine. Sei fleißig.«
Er winkte ihr zum Abschied zu und entfernte sich. Rosanna sah ihm nach, bis einer der Gäste zu ihr trat, um ihr zu ihrem Auftritt zu gratulieren.
Kurze Zeit später gesellte sich Abi wieder zu ihr. »Ich wusste gar nicht, dass du das schwarze Schaf der Scala kennst.«
»Wie meinst du das?«, fragte Rosanna stirnrunzelnd.
»Meine Tante Sonia sagt, Roberto Rossini habe einen üblen Ruf als Frauenheld. Die meisten Chordamen und Solistinnen hat er schon flachgelegt. Das wundert mich nicht. Er ist zum Anbeißen, findest du nicht?«
»Ja, doch.«
»Und so, wie er dich angesehen hat, könntest du sein nächstes Opfer werden«, neckte Abi sie.
»Ach was. Wir kommen beide aus Neapel, und unsere Eltern waren gut befreundet. Er ist viel zu berühmt, um sich für mich zu interessieren. Und obendrein viel älter.«
»Das war ein Scherz. Manchmal nimmst du die Dinge zu ernst.« Abi strahlte, als Luca zu ihnen trat.
»Was für ein wunderbarer Abend, Rosanna.«
»Ja. Du musst sehr glücklich sein.«
»Klar. Dank Signor Bianchis Spende haben auch andere Gäste sich entschlossen, Geld zu geben. Don Edoardo ist noch beschäftigt, Schecks einzusammeln.« Lucas Augen leuchteten.
»Wir sollten hinterher in einer Bar weiterfeiern«, schlug Abi vor.
»Das würde ich gern, doch leider muss ich Don Edoardo helfen, die Kirche für den Gottesdienst morgen früh aufzuräumen.«
»Kein Problem. Dann gehe ich eben mit Abi auf einen Drink«, meinte Rosanna.
»Gut, aber komm bitte nicht so spät nach Hause, Rosanna.«
»Nein, Luca. Ciao .« Rosanna küsste ihren Bruder auf die Wange.
Die beiden jungen Frauen verabschiedeten sich und verließen die Kirche.
»Gleich um die Ecke ist eine schnuckelige Kneipe. Ich hab einen Bärenhunger«, erklärte Abi.
Obwohl es in dem Lokal sehr voll war, fanden sie einen Tisch und bestellten Wein und Pasta.
»Cheers!, wie wir in England sagen.« Abi hob ihr Glas. »Auf Wein, Mann und Gesang.« Sie lachte.
»Cheers! Worüber wolltest du übrigens vorhin mit Luca und Don Edoardo reden?«
»Ach, ich hab mir gedacht, wenn die Kirche renoviert wird, sollte sie auch einen Chor kriegen. Don Edoardo meint, sie hätten schon seit Jahren keinen mehr. Vielleicht nützen meine Kontakte in der Schule. Außerdem können sie bestimmt jemanden brauchen, der mit den Sängern übt.«
Rosanna sah ihre Freundin erstaunt an. »Wo willst du bei dem vollen Stundenplan die Zeit hernehmen? Und du interessierst dich doch nicht für Religion.«
»Stimmt, aber mich interessiert jemand, für den sie wichtig ist.«
»Luca?«
»Ja, genau. Heute Abend hat er richtig glücklich ausgesehen. Er liebt diese Kirche wirklich, was? Ich frage mich, was er später machen will. Ich meine, so kann er doch nicht ewig leben.«
»Du kennst den Luca von früher nicht. Da hat er für Papà in unserem Café geschuftet und hatte überhaupt keine Zeit für sich. Er hat sich aufgeopfert, um mir die Gesangsstunden zu bezahlen. Wenn ihm die Renovierung der Kirche Freude macht, freue ich mich mit ihm.«
»Das sollte keine Kritik an ihm sein, ganz im Gegenteil. Wie du ja vielleicht schon gemerkt hast, fasziniert mich Luca«, gestand Abi. »Er ist so anders als alle anderen Männer, die ich kenne. Die meisten Jungs in seinem Alter haben einen Beruf und eine Freundin. Luca scheint das
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