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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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bocca al lupo , Roberto, Hals- und Beinbruch.«
    » Crepi il lupo «, erwiderte Roberto.
    Paolo verließ die Garderobe.
    Roberto stützte den Kopf in die zu Fäusten geballten Hände, schloss die Augen und schickte ein Gebet zum Himmel.
    »Lieber Gott, bitte mach, dass alles gut geht.«
    Nie herrschte eine gespanntere Atmosphäre als bei der Eröffnungspremiere der Scala, dachte Paolo, als er in der Proszeniumsloge Platz nahm, von wo aus er die vergoldeten Balkone bis unter die gewölbte Decke mit dem eleganten Kronleuchter betrachtete, während die Musiker im Orchestergraben ihre Instrumente stimmten. Er beobachtete die letzten festlich gekleideten Zuschauer, wie sie gleich exotischen Schmetterlingen in einem Blumengarten auf ihre Sitze im Parkett flatterten. In der Loge zu seiner Rechten entdeckte er Donatella Bianchi mit tief ausgeschnittenem schwarzem Samtkleid und funkelnden Brillanten neben ihrem Mann. Applaus, als Riccardo Beroli das Dirigentenpult erklomm, sich vor dem Publikum verneigte und seinen Taktstock zückte.
    Die Lichter verlöschten, es wurde still im Zuschauerraum, und die ersten Töne der Ouvertüre zu Ernani erklangen. Paolo schloss die Augen und atmete tief durch. Nun lag es in Gottes Hand.
    In der Pause wusste Paolo, dass er sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Die Leute im Erfrischungsbereich redeten nur von Roberto, der eine erstaunliche stimmliche und schauspielerische Leistung ablieferte.
    »Na, was habe ich Ihnen gesagt?«, fragte Donatella, die hinter ihm aufgetaucht war, ein wenig selbstgefällig.
    »Er ist tatsächlich sehr gut.«
    »Ja, aber es ist mehr, finden Sie nicht? Er besitzt bemerkenswerte Bühnenpräsenz. Wir beide und die Scala, wir haben einen neuen Star geschaffen.«
    Als Roberto nach dem Ende der Oper immer wieder vor den Vorhang gerufen wurde, es Blumensträuße auf ihn herabregnete und der ohrenbetäubende Applaus kein Ende nehmen wollte, fragte Paolo sich, welche Dose der Pandora er da geöffnet hatte.

MET
    NEW YORK
    Wie Du Dir vorstellen kannst, Nico, wurde der Abend, an dem Roberto Rossini Ernani sang, der Wendepunkt seiner Karriere. Noch heute bedaure ich, ihn nicht gesehen zu haben; diejenigen, die damals dabei waren, können sich nach wie vor lebhaft an das Ereignis erinnern. Natürlich katapultierte das Roberto in den Opernolymp. In den folgenden Jahren entdeckte ich in Zeitungen und Zeitschriften immer wieder Fotos oder Interviews mit ihm. Und nach seinen Auftritten umlagerten weibliche Fans den Bühnenausgang. Sein Privatleben wurde genauso ausführlich dokumentiert wie sein berufliches, und sein Glück bei schönen Frauen schien seinen Reiz noch zu erhöhen.
    Ich verfolgte seine Karriere mit großem Interesse. Nach seinem Triumph bei der Premiere gratulierte ich ihm schriftlich, worauf er nicht reagierte. Warum auch? Ich war ja nur eine junge Musikschülerin und er auf dem Weg, einer der größten Tenöre seiner Generation zu werden. Das hinderte mich allerdings nicht daran, davon zu träumen, eines Tages die großen Liebesduette mit ihm zu singen. Abi und ich besorgten uns oft Karten für die Galerie, um ihn zu erleben. Diese Abende spornten mich an, noch härter zu arbeiten.
    An die vier Jahre Musikschule in Mailand erinnere ich mich gern. Ich gab alles, um das Vertrauen zu rechtfertigen, das Luca, Luigi Vincenzi und Paolo de Vito in mich setzten. Luca engagierte sich für seine Kirche und verfolgte mit, wie sie allmählich wieder in altem Glanz erstrahlte. Auf Anregung von Abi hatte er einen neuen Kirchenchor gegründet, und sie hatte ihr Versprechen eingelöst, ihm bei der Anwerbung der Mitglieder und den Proben zu helfen. Die beiden investierten viele Stunden in das Projekt; dabei vertiefte sich ihre Freundschaft. Luca nahm eine Teilzeitstelle als Kellner in einem Café in der Nähe unserer Wohnung an, das Abi und ich oft abends besuchten, um zu essen, Wein zu trinken und uns über den Tag zu unterhalten.
    Obwohl ich mich manchmal fragte, was Luca sich vom Leben erwartete, und seine innere Unruhe spürte, sprach ich ihn nie darauf an. Vielleicht ahnte ich, dass seine Pläne ihn eines Tages von mir fortführen würden, und den Gedanken verdrängte ich.
    Die Sommerferien verbrachten Luca und ich jedes Jahr in Neapel. Ich muss zugeben, dass mir die Rückkehr nach Hause immer schwerer fiel. Jeweils im Juli und August fühlten Luca und ich uns ein paar Wochen lang wie in einer Zeitblase. Er kochte in der Küche, und ich bediente mit Carlotta im Café.

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