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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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sieht Ihre Zukunft hier düster aus. Ab sofort kein Zuspätkommen und keine Sperenzchen auf der Bühne mehr. Eine Titelpartie erfordert Disziplin. Sie müssen mir beweisen, dass Sie die nötige Reife dazu besitzen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Paolo, ich werde Sie nicht enttäuschen. Wer soll meine Elvira sein?«
    »Anna Dupré.«
    » Magnifico ! Ich finde, wir harmonieren gut.«
    »Hoffentlich nur auf der Bühne.« Paolo hob warnend eine Augenbraue.
    »Natürlich.« Roberto besaß den Anstand, rot zu werden. »Ich bin im Moment sowieso in festen Händen.«
    »Tatsächlich?« Paolo gab sich überrascht. »Wollen wir hoffen, dass es so bleibt. Vergessen Sie nicht: Die Saison an der Scala zu eröffnen gehört zu den größten Ehren, die einem Tenor zuteilwerden können. Ich hoffe, dass Ihnen die Aufmerksamkeit, die ich bei Ihrem Debüt als Ernani erwarte, nicht zu Kopf steigt.«
    »Nein, nein.«
    »Das wäre dann alles.«
    Roberto erhob sich und streckte Paolo die Hand hin. »Danke. Ich werde mein Bestes tun.«
    »Gut.« Trotz seiner bösen Vorahnungen zwang Paolo sich, daran zu denken, dass alle beteiligten Parteien genau das bekommen hatten, was sie wollten.
    Sieben Monate später beobachtete Paolo vom Fenster seines Büros aus, wie sich ein schier endloser Strom von Limousinen dem prächtigen Eingang der Oper näherte. Uniformierte Lakaien eilten heran, um die Verschläge unter Blitzlichtgewitter zu öffnen. Die Damen trugen schwere Pelze über prächtigem Brillant-, Saphir- und Smaragdschmuck, die Herren Smokings und Seidenkummerbunde in kräftigen Farben. Fernsehkameras zeichneten das glanzvollste Ereignis im Opernkalender auf, das gleichzeitig den Beginn der gesellschaftlichen Saison in Mailand einläutete. Die Polizei, die den Platz abgesperrt hatte, hielt die Schaulustigen zurück. Obwohl es ein kühler Dezemberabend mit Nieselregen war, hatte sich zumindest der berühmt-berüchtigte Nebel, der sich in Sekundenschnelle auf Mailand herabsenken und die Stadt einhüllen und lähmen konnte, nicht eingestellt.
    Politiker, Filmstars, Models und Adel – alles, was in Italien Rang und Namen hatte, war heute Abend anwesend. Die zweitausend Plätze der Scala würden mit den Reichen und Mächtigen gefüllt sein und natürlich mit den Claqueuren in der Galerie.
    Leider, dachte Paolo, gab es die noch. Das System funktionierte folgendermaßen: Jemand erwarb ganze Blöcke der billigeren Plätze und vergab diese an Leute, die die Sänger mit lauten Bravorufen bedachten, welche ihnen einen beträchtlichen Betrag dafür bezahlt hatten, und diejenigen, die es unterlassen hatten, ausbuhten. Paolo war davon überzeugt, dass Roberto Rossini ausreichend Geld investiert hatte. Er konnte nur hoffen, dass das übrige Publikum ihm freiwillig applaudierte.
    Seitdem er die Besetzung von Ernani verkündet hatte, verfolgte er die wachsende Hysterie der Medien mit Unbehagen. Nur selten stand ein vielversprechender Tenor aus Italien zur Verfügung, der auch noch dem Bild des attraktiven Helden entsprach, und zweifelsohne gehörten die meisten Journalistinnen Mailands Robertos Fanklub an. Paolo musste zugeben, dass Roberto sich vorbildlich verhalten hatte, seit er von seinem großen Auftritt wusste. Sogar Riccardo Beroli, der bekanntermaßen zu Jähzorn neigende Dirigent der Scala, begann, sich für ihn zu erwärmen.
    Paolo rückte seine Fliege zurecht und warf einen Blick auf die Uhr. Es war gerade noch Zeit, Roberto in seiner Garderobe aufzusuchen und ihm Glück zu wünschen, bevor der Vorhang sich öffnete.
    »Herein.« Roberto unterbrach sein Einsingen, als Paolo eintrat.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    Roberto grinste. »Ich habe ein flaues Gefühl im Magen, aber ansonsten ist alles in Ordnung.«
    Paolos Blick fiel auf ein geschmackvolles Bouquet weißer Lilien auf dem Tisch. »Hübsch. Von wem?«, fragte er.
    »Von Riccardo. Er sagt, die sind für mein Grab, wenn mich die Kritiker morgen früh zerreißen.«
    »Und die Rosen?« Paolo deutete auf einen riesigen Strauß, der fast das kleine Sofa verdeckte.
    »Von einer Freundin«, antwortete Roberto nur.
    »Ich werde jetzt die Ehrengäste begrüßen. Wenn Sie heute Abend versagen, gehen Sie immerhin mit Glanz und Gloria vor den wichtigsten Persönlichkeiten Italiens unter.«
    »Danke, wie beruhigend.«
    »Strengen Sie sich an«, sagte Paolo. »Beweisen Sie mir, dass ich nicht verrückt war, Ihnen diese Chance zu geben.«
    »Ich werde mich bemühen.«
    »Gut. Wir sehen uns in der Pause. In

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