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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Rosanna Mineralwasser ein. Sie studierten die Speisekarte und bestellten, dann erzählte Henry, ein Börsenmakler, ihnen von einem großen Deal, den seine Firma tags zuvor abgewickelt hatte.
    »Arbeiten Sie auch in der City?«, fragte Rosanna Stephen.
    »Nein, ich fürchte, ich habe keinen so interessanten Beruf. Ich bin Kunsthändler, habe in der Renaissance-Abteilung von Sotheby’s angefangen und arbeite jetzt in einer Galerie für zeitgenössische Kunst in der Cork Street. Ich versuche, mir so viel Wissen wie möglich anzueignen, um mich selbständig zu machen.«
    »Leider verstehe ich überhaupt nichts von Kunst.«
    »Wenn ich Sie singen höre, habe ich genau das Gefühl, das sich sonst nur bei einem besonders schönen Gemälde einstellt. Sie rühren die Menschen. Wie in der Malerei gibt es auch in der Welt der Oper nur wenige Künstler, denen das gelingt.«
    Obwohl Rosanna Komplimente gewöhnt war, beeindruckten Stephens Herzlichkeit und Aufrichtigkeit sie. »Verraten Sie mir Ihre Lieblingsoper?«, fragte sie ihn.
    »Oje, das ist schwer. Ich bin Puccini-Fan und liebe alle seine Werke. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich wahrscheinlich Madama Butterfly sagen. Als Butterfly habe ich Sie letztes Jahr in New York gesehen. Sie waren wundervoll.«
    »Danke. Manche Leute behaupten allerdings, ich sei zu jung für diese Rolle, mir fehle die nötige emotionale Tiefe und stimmliche Reife.«
    »Unsinn. Die Butterfly soll vierzehn sein. Regisseure denken einfach nicht ans Publikum«, entgegnete Stephen. »Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn das jetzt ein bisschen unhöflich klingt, aber eine Fünfzigjährige mit hundert Kilo Lebendgewicht zum Beispiel ist als schöne schwindsüchtige Violetta in La Traviata einfach nicht glaubhaft!«
    »Sie meinen, wie ich jetzt?«, fragte Rosanna amüsiert. »Als ich die Mimì in Covent Garden gesungen habe, war ich im sechsten Monat schwanger.«
    »Ich habe Sie gesehen und nichts gemerkt«, erklärte Stephen galant.
    »Das Kostüm war gut geschnitten«, meinte Rosanna.
    Der Kellner servierte die gut gefüllten Teller.
    »Wann soll das Kind denn kommen, Rosanna?«, erkundigte sich Henry, als der Kellner sich entfernt hatte.
    »In etwa drei Wochen.«
    »Bis dahin ist Ihr Mann vermutlich wieder da, oder?«
    »Ja. Woher kennen Sie und Stephen sich?«, fragte sie Henry, um das Thema zu wechseln.
    »Wir waren im selben Internat. Der clevere Stephen hat ein Stipendium für Cambridge gekriegt, während ich mich mit einem Jurastudium in Birmingham begnügen musste«, erklärte Henry und prostete Stephen zu.
    Allmählich entspannte Rosanna sich ein wenig. Es war schön, in Gesellschaft von Menschen zu sein, die nicht nur über die Oper redeten. Doch beim Espresso begann sie, unruhig auf ihrem Stuhl herumzurutschen. Stephen bemerkte das sofort.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, danke. Im Moment fällt es mir nur schwer, lange auf einem Fleck zu sitzen.«
    »Das kann ich verstehen. Wollen Sie nach Hause?«
    »Ja, ich glaube, das wäre das Beste.«
    »Du alter Spielverderber. Ich hatte gehofft, dass wir noch woanders hingehen«, beklagte sich Henry.
    »Mach du das doch mit Abi, und ich bringe Rosanna nach Hause«, schlug Stephen vor. »Ich brauche auch meinen Schönheitsschlaf, weil ich morgen nach Paris fliege, um ein Gemälde zu begutachten.«
    »Danke, Stephen, aber ich kann ein Taxi nehmen«, entgegnete Rosanna.
    »Unsinn. Abi sagt, Sie wohnen in Kensington. Ich auch. Für mich ist das kein Umweg.«
    »Na schön. Das ist sehr nett von Ihnen.«
    »Keine Ursache.«
    Rosanna nahm eine Kreditkarte aus ihrer Handtasche. »Dafür zahle ich die Rechnung.«
    »Kommt gar nicht infrage. Das übernehmen Henry und ich«, widersprach Stephen und winkte den Kellner herbei.
    Als die Rechnung bezahlt war, stand Rosanna auf und ließ sich von Stephen in den Mantel helfen.
    Draußen schloss Abi die Wagentür auf, und Henry setzte sich auf den Beifahrersitz. »Ciao, Schätzchen. Ich rufe dich morgen an.«
    »Ciao, Abi.« Rosanna winkte ihr nach.
    »Hier lang. Es ist nicht weit.« Rosanna ging mit Stephen eine Seitenstraße entlang. »Leider dürfte mein Wagen nicht ganz Ihrem gewohnten Standard entsprechen.« Stephen deutete auf einen verrosteten VW -Käfer und öffnete die Tür auf der Beifahrerseite. »Hübsch ist er nicht gerade, aber zuverlässig.«
    Nachdem sie eingestiegen waren, ließ Stephen den Motor an. Es erklang eine Arie aus Madama Butterfly , gesungen von Rosanna.
    »Wie peinlich. Das habe

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