Das italienische Maedchen
ich auf dem Weg hierher gehört.« Stephen nahm hastig die Kassette heraus.
»Welche Aufnahme der Butterfly war das?«, fragte Rosanna.
»Ich glaube, Ihre erste.«
»Das ist nicht die beste. Roberto und ich haben letztes Jahr eine neue gemacht, die ich viel lieber mag.«
»Die besorge ich mir sofort«, versprach er.
»Nein, nein. Ich habe mehrere Exemplare zu Hause. Sie können eine von mir haben.«
»Wirklich? Das ist sehr nett von Ihnen.«
»Keine Ursache. Nehmen Sie sie als Dankeschön für das Abendessen an.« Als sie ihre Straße erreichten, deutete Rosanna auf ihr Haus. »Ich wohne da drüben, auf der linken Seite, bei dem Baum. Wenn ich Abi das nächste Mal sehe, gebe ich ihr die Kassette für Sie.«
»Soll ich Ihnen die Mühe ersparen und einfach mal vorbeischauen, um sie abzuholen? Ich wohne praktisch um die Ecke.«
»Okay«, sagte sie, als Stephen ausstieg und ihr die Beifahrertür aufhielt.
»Danke, Rosanna, für einen sehr, sehr schönen Abend.«
»Mir hat es auch Spaß gemacht.«
»Dann also gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
Stephen wartete, bis Rosanna sicher im Haus war. Als er wieder hinter dem Steuer saß, steckte er die Kassette von Madama Butterfly zurück in den Rekorder, und beim Anlassen des Motors erklang erneut Rosannas Stimme.
28
Als Roberto aufwachte, tastete er ganz automatisch nach dem weichen, glatten Körper, der sonst immer neben ihm lag, ohne ihn zu spüren. Frustriert boxte er in das Kissen, auf dem eigentlich der Kopf seiner Frau hätte ruhen sollen.
Es war Sonntag, und er hatte eine Einladung zu einem Champagnerbrunch. Schon der Gedanke daran langweilte ihn, aber immerhin war das besser, als den ganzen Tag in der Wohnung von Chris herumzuhängen. Also wälzte er sich aus dem Bett und ging unter die Dusche.
Der Brunch fand in einer feudalen Penthousewohnung mit Blick auf den Central Park statt. John St. Regent und seine Frau Trish, eine füllige Blondine, von Kopf bis Fuß in Gucci gekleidet, empfingen ihn an der Tür.
»Wie schön, dass Sie zu unserer kleinen Feier kommen konnten, Roberto«, säuselte Trish.
»Mich freut es auch, Sie zu sehen«, sagte John St. Regent und begrüßte Roberto mit einem kräftigen Händedruck.
»Wie geht’s Ihrer hübschen kleinen Frau?«, erkundigte sich Trish. »Schade, dass sie New York absagen musste. Bestimmt sind Sie ohne sie einsam.«
»Ja, allerdings«, gab Roberto zu.
»Keine Sorge, hier sind genug Leute.« Trish drückte seine Schulter. »Kommen Sie, ich stelle Ihnen ein paar von den anderen Gästen vor.«
Roberto betrat mit ihr den riesigen Wohnbereich, von dessen Panoramafenstern aus sich ein atemberaubender Blick auf den Park und die Stadt bot.
Trish führte Roberto zu einer kleinen Gruppe elegant gekleideter Frauen. »Darf ich euch Roberto Rossini vorstellen? Bitte nehmt ihn unter eure Fittiche, er liegt mir sehr am Herzen«, bat sie, bevor sie sich einem anderen Gast zuwandte.
»Einen Drink, Sir?« Eine Bedienstete bot Roberto ein Glas Champagner an.
»Danke. Guten Tag, die Damen.« Er begrüßte die Gruppe mit einem Lächeln.
»Mr Rossini, wir haben Sie an der Met in Dante erlebt und finden Sie einfach wunderbar, nicht wahr, meine Lieben?«, sagte eine der Frauen.
»Danke, Signora …?«
»Mattheson. Rita Mattheson. Und das sind Clara Frobisher, Jill Lipman und Tessa Stewart. Wir sind alle große Fans von Ihnen.«
»Das ehrt mich«, murmelte Roberto und stellte sich innerlich auf eine Viertelstunde Small Talk ein.
Als er an die Grenzen seiner Leidensfähigkeit gelangte, verkündete zum Glück ein Butler, dass das Essen serviert werde, und die Gäste machten sich auf den Weg ins Speisezimmer.
Roberto saß links neben Trish St. Regent am Kopfende des langen, extravagant gedeckten Tischs.
»Wollen Sie gleich wieder nach London zurück, wenn Sie nächste Woche an der Met fertig sind?«, fragte sie.
»Ja, ich …«
Da stieg Roberto plötzlich der vertraute Geruch von Joy-Parfüm in die Nase. Als er sich umdrehte, sah er sie auf einen Stuhl am anderen Ende des Tischs zuschlendern.
»Roberto, mein Lieber, alles in Ordnung?«
»Entschuldigung, Trish, was haben Sie gerade gesagt?«
Roberto fragte sich, was die Frau in New York verloren hatte. Sie ignorierte ihn bewusst und wich seinem Blick aus, sogar als John St. Regent einen Toast auf Roberto aussprach.
Schließlich packte er den Stier bei den Hörnern. »Signora Bianchi … Ist sie ohne ihren Mann hier?«
»Ach, wissen Sie das nicht? Giovanni ist
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