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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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auch der armen Beth vergönnt sein. Ihr Vater hat sie gestern gefragt, wann sie mit Craig hier war. >Ja, ich weiß, daß du bei den Medways warst<, hat er gesagt. >Und jetzt stelle ich dir eine ganz simple Frage. Hatten sie noch einen anderen Gast? Und wenn ja — wen?< Für Beth war die Frage natürlich nicht so simpel.«
    »Jetzt werden sie uns beschuldigen, daß wir diese Liebesaffäre begünstigt haben«, sagte Christine, »und das können wir auch gar nicht leugnen, Adrian.«
    »Unsinn!« entgegnete Adrian, fest entschlossen, sich auf die richtige Seite der Kluft zwischen den Generationen zu stellen. »Es war Beths gutes Recht, sich mit Craig zu treffen. Er ist ein netter junger Mann, und die beiden passen sehr gut zusammen.«
    »Nicht in den Augen der Holdens. Wir müssen uns auf das Schlimmste gefaßt machen.«
    »Mach dir keine Sorgen, Chris«, sagte Jo. »Was immer auch geschieht, wir werden dich nicht hineinziehen.«
    Sie hielt ihr Wort. Als Beth am nächsten Tag auf ihrem schweißüberströmten Pferd angeritten kam, mit tragischer Miene und rotgeweinten Augen, führte Jo sie in eine stille Gartenecke, weit weg von Christine. »Es ist was Schreckliches passiert«, stieß Beth hervor.
    »Das habe ich mir beinahe gedacht. Was ist los?«
    »Ich hatte einen furchtbaren Krach mit meinem Vater, und nun will er mich zu Tante Jessica nach Christchurch schicken, damit ich diese dumme Liebesgeschichte vergesse, wie er sich ausgedrückt hat.«
    »Du hast natürlich gesagt, daß du nicht zu deiner Tante gehen wirst?«
    »Sicher, aber was hilft mir das? Vater hat schon an Tante Jessica geschrieben. In ein oder zwei Wochen soll ich abreisen.«
    »Sei nicht so dumm! Sie können dich nicht zwingen, es sei denn, sie schleifen dich mit Gewalt ins Flugzeug. Sag einfach nein und bleib dabei!«
    »Du hast leicht reden. Du bist nicht so autoritär erzogen worden.«
    »Allerdings nicht. Wir leben ja nicht mehr im Mittelalter.«
    »Was soll ich nur tun?«
    Wie als Antwort auf diese verzweifelte Frage sprang Craig über den Gartenzaun und nahm Beth in die Arme. »Ich habe schon in Eldado gehört, was los ist. Du gehst natürlich nicht nach Christchurch. Du bleibst hier und heiratest mich und sagst deiner Familie, sie soll zum Teufel gehen.«
    »Ein vernünftiger Vorschlag«, meinte Jo.
    »O Craig, ich liebe dich!« stieß Beth hervor. »Aber wie sollen wir das schaffen? Und wo sollen wir leben? Du hast gesagt, daß das Haus frühestens in sechs Monaten fertig ist.«
    »Ich werde mich mit der Arbeit beeilen, und inzwischen könntest du ja in der Hütte wohnen. Sie ist in Ordnung, weil Dad immer sagt, die Quartiere der Arbeiter müssen genauso komfortabel sein wie das Haus des Chefs. Die Hütte ist natürlich ein bißchen klein, und sie ist schon seit drei Monaten nicht mehr bewohnt worden.«
    »Das macht nichts«, meinte Jo. »Ein verliebtes Paar braucht nicht viel Platz, und den übrigen Problemen kann man mit dem Staubsauger zu Leibe rücken.«
    »Mir ist es völlig egal, wie es in der Hütte aussieht«, sagte Beth. »Wir würden sie miteinander herrichten, das wäre himmlisch. Aber wie können wir denn heiraten? Vater wird niemals seine Einwilligung geben.«
    »Die braucht ihr auch gar nicht«, erklärte Jo. »Ihr könnt allerdings nur auf dem Standesamt heiraten, weil der Pfarrer euch alle kennt, und es wäre nicht fair, ihn in die Sache hineinzuziehen. Hauptsache, ihr seid überhaupt verheiratet. Manche Leute hätten auch gar nichts dagegen, wenn ihr in wilder Ehe zusammen leben würdet. Aber ich bin ein bißchen altmodisch, und deshalb bin ich froh, daß ihr euch zur Trauung entschlossen habt.«
    Die Ironie dieser Bemerkung war an Beth verschwendet, denn sie war viel zu aufgeregt, um darauf zu achten. Sie lag in Craigs Armen, und Christine, die gerade mit einem Rechen den Garten betrat, machte auf dem Absatz kehrt und ergriff die Flucht. »Da ist irgendwas im Gange«, sagte sie zu Adrian. »Sonst sind sie nicht so hemmungslos.«
    »Um Gottes willen, halten wir uns da raus!« rief Adrian erschrocken und trat einen langen Spaziergang über die Felder an.
    Er hätte sich nicht zu bemühen brauchen. Die drei waren entschlossen, niemanden einzuweihen. »Es wäre nicht fair, deine Leute hineinzuziehen«, sagte Craig zu Jo. »Es ist mir zwar unangenehm, daß wir ihnen was verheimlichen, aber es ist richtig so, weil sie ja in diesem Distrikt leben.«
    »Es ist viel besser, wenn Adrian nichts weiß. Er würde auf Zehenspitzen

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