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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Bühne gehen soll.«
    »Es geht nicht anders. Ihre Familie würde niemals einwilligen.«
    »Ich hätte ihr geholfen. Ich hätte mit ihrem Vater gesprochen.«
    Jo sah überrascht zu ihm auf. Das war ein anderer Lester als der arrogante Bursche, für den sie ihn bisher gehalten hatte. »Sie hätten wirklich Beths Partei ergriffen und sich gegen diese schrecklichen Snobs gestellt?«
    »Natürlich, und diese schrecklichen Snobs sind zufällig meine Verwandten. Nicht daß ich sie anders einschätze als Sie... Sie sind wirklich Snobs, und das muß man ihnen abgewöhnen. Wenn ich ein bißchen Zeit hätte, würde mir das auch gelingen.«
    »Das würden Sie nie schaffen. Im Gegenteil, mit der Zeit werden Sie sich sogar in das Gesellschaftsgefüge von Rangimarie einordnen.«
    »Wenn Sie meinen... Ah, da kommt die Braut. Wir müssen unsere Diskussion auf den Heimweg verschieben. Die Braut sieht verändert aus — und sehr verängstigt.«
    »Jo, ich mußte es ihm sagen«, begann Beth, »ich konnte nicht anders...«
    »Schon gut«, fiel ihr Jo ins Wort. »Nun hast du wenigstens einen Verwandten dabei. Übrigens, ich habe versucht, unsere Pläne vor meiner Familie zu verheimlichen, aber ich glaube, sie ahnen was.«
    Und damit hatte sie recht. Christine hatte einen kurzen Blick aus dem Fenster geworfen und sagte dann zu Adrian: »Lester ist da, und Jo streitet mit ihm. Beth ist in seinem Wagen gekommen, nicht auf ihrem Pferd, und jetzt ist sie in Jos Zimmer verschwunden. Nein, schau nicht hinaus! Je weniger wir wissen, desto besser. Ich schlage vor, wir verlassen das Haus durch die Hintertür und machen einen schönen langen Spaziergang.«
    »Aber damit drücken wir uns doch vor der Verantwortung.«
    »Natürlich, und das ist auch gut so. Sie sind erwachsen. Wenn sie gewollt hätten, daß wir Bescheid wissen, hätten sie uns eingeweiht. Ich persönlich brauche jetzt frische Luft. Gehen wir durch die Küchentür hinaus, dann werden wir Beth nicht in dem weißen Kleid begegnen, das ich auf Jos Bett liegen sah.«
    Und so schlüpften sie durch die Küchentür hinaus, und Adrian meinte seufzend, heutzutage hätten Eltern wohl überhaupt nichts mehr zu sagen.
    »Doch«, meinte Christine. »Wenn sie sich nicht aufdrängen, werden die Kinderchen immer wieder zu ihnen kommen. Die Eltern müssen nur wissen, wo ihr Platz ist, und unser Platz ist im Moment ganz gewiß nicht hier im Haus.«
    Lester und Jo hatten vorerst keine Zeit, ihren Streit fortzusetzen, denn nachdem sie die Hauptstraße erreicht hatten, mußten sie die Ketten abnehmen, Jo erwies sich als tüchtige Assistentin, und als Beth den beiden helfen wollte, sagte ihre Freundin: »Unsinn! Bräute nehmen Ketten nicht ab, sie legen sie an.«
    Die Braut legte ihre schmale, kleine Hand auf Lesters Arm, als er wieder am Lenkrad saß. »Ich bin so froh, daß du dabei bist. Wenigstens einer von der Familie... Natürlich hat sich Jo großartig um mich gekümmert. Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte Lester. »Wann habt ihr denn das Ganze geplant? Und wie habt ihr es geschafft, deine Sachen zu den Medways zu schmuggeln?«
    Es war Jo, die seine Fragen beantwortete. »Es fing alles an, als Mr. Holden beschloß, Beth zu ihrer Tante zu schicken. Und dann brachte sie so nach und nach ihre Garderobe in kleinen Paketen in den Laden. Ich habe Bruce gesagt, ich würde die Kleider für Beth in die Reinigung bringen, aber das hat er mir wahrscheinlich nicht geglaubt.«
    »Bestimmt nicht. Ich nehme an, das ist die neue Ausstattung für Christchurch?«
    »Ja. Es sind so hübsche Sachen, und es wäre doch schade, wenn Beth sie auf ihrer Hochzeitsreise nicht tragen könnte. Übrigens, Beth, du brauchst ein bißchen mehr Make-up. Ich habe dir ein bißchen was von meinen Kosmetiksachen eingepackt, um dir eine glänzende Nase zu ersparen, aber das sind nicht ganz deine Farben. Du mußt dir also in der nächsten größeren Stadt was kaufen. Ich habe eine Liste von den Sachen gemacht, die du brauchst.«
    »O Jo, du denkst wirklich an alles. Ohne dich hätte ich nicht durchgehalten — und ohne Lester auch nicht. Heute morgen war ich schon drauf und dran, meinen Eltern alles zu sagen, aber da erklärte Lester, er würde mit mir eine Spazierfahrt machen und er wüßte noch nicht, wann wir zurückkämen. Damit gaben sie sich zufrieden. Ich kam mir schrecklich schäbig vor, und im letzten Augenblick wäre ich beinahe zusammengebrochen und hätte es Mutter doch noch

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