Das Jahr auf dem Lande
Worte genügen nicht, wir müssen etwas tun.« Mit diesem Satz glaubte er seiner Pflicht Genüge getan zu haben und setzte sich wieder.
Dann ergriff Malcolm Trent das Wort und ging gleich zu praktischen Erwägungen über. Man solle ein Komitee bilden, das den Wald überwachen und den Leuten Ratschläge erteilen könnte, wie sie ihren Müll zu beseitigen hätten. Das Komitee müsse auch dafür sorgen, daß nicht überflüssigerweise Bäume gefällt würden, und generell die Interessen des Distriktes wahren. Niemand habe sich so intensiv mit diesen Problemen befaßt wie Mr. Medway, und deshalb schlage er ihn als Vorsitzenden des Komitees vor.
Medway erklärte mit tiefbetrübter Miene, daß die Zeit, die er noch auf »Gipfelkreuz« verbringen werde, unglücklicherweise knapp bemessen sei. »Bald muß ich dieses schöne Fleckchen Erde verlassen und zurückkehren zu meiner Arbeit, in die Tretmühle der großen Stadt.«
»Um die Wahrheit zu sagen, er kann es schon kaum mehr erwarten«, flüsterte Jo und wurde erneut zum Schweigen gebracht.
Dies war Adrians großer Augenblick, und er schwelgte wortgewandt in den Freuden des einfachen Lebens und tat überzeugend sein Bedauern kund, daß er diesem Leben nun den Rücken kehren müsse. Doch deshalb sei es natürlich besser, wenn er den Vorsitz des Komitees einem anderen überlasse.
Damit war die Debatte an einem toten Punkt angelangt. Die Leute aus Rangimarie wollten, daß einer der Ihren Vorsitzender wurde, und zwar James Holden. Es war nur zu offensichtlich, daß der weit größere Rest der Zuhörerschaft das nicht wollte und auf Malcolm Trent hoffte. Dieser rettete die Situation, indem er vorschlug, Mr. Medway solle vorläufig den Vorsitz übernehmen. »Wenn er uns verlassen muß, werden wir einen geeigneten Nachfolger finden, und Mr. Medway ist der richtige Mann, um uns Mut zu einem guten Anfang zu machen.« Damit war jeder zufrieden, da sich das ganze Komitee nach Medways Abreise ohnehin in nichts auflösen würde. Mit bescheidenem Lächeln nahm Medway auf dem Stuhl hinter dem Podiumstisch Platz und bat um Namensnennungen für die Mitglieder des Komitees.
Wieder ging das unvermeidliche Gerangel los; Trent wurde vorgeschlagen und nahm dankend an; Cyril Sylvester nannte James Holden, worauf sich unwilliges Gemurmel aus den hinteren Reihen erhob. Adrian versuchte es mit einem Kompromiß, indem er zwei Namen gleichzeitig vorschlug — Ted Jackson und James Holden. Auf diese Weise konnte er seine Zuhörerschaft dazu bewegen, beide Männer ins Komitee zu wählen. Danach bemühte er sich verzweifelt, weitere Männer zu finden, die bereit waren, ihre Zeit zu opfern. Vergeblich... Andererseits wollten die Männer Medways Gefühle nicht verletzen, und schließlich gehörten auch noch Bruce Belton und ein junger Farmer dem Komitee an, der nicht geistesgegenwärtig genug gewesen war, sich rasch eine Ausrede auszudenken. Medway strahlte die Versammlung an.
»Nun haben wir ein komplettes, kompetentes Komitee«, sagte er optimistisch. »Nun können wir ein Programm aufstellen, das ganz Neuseeland zeigen wird, daß zumindest eine kleine Gemeinde den Wert der Umwelt zu schätzen weiß.«
Sie versuchten, tiefgründig dreinzuschauen, wünschten, Adrian würde endlich Schluß machen, und wunderten sich ein wenig, warum sie überhaupt hier saßen. Die Halle war kalt, daheim im Kamin brannte ein gemütliches Feuer, aber Medway, der ausnahmsweise einmal keine Antenne für die Gefühle seiner Zuhörer hatte, verbreitete sich immer noch über die Wichtigkeit des Umweltschutzes. »Stellt euch doch vor, wie leicht diese schöne Landschaft zerstört werden könnte. Stellt euch vor, daß eine Bahnlinie durch den jungfräulichen Wald führt, daß ihr Lärm die göttliche Stille durchbricht...« Und er ließ seiner Phantasie freien Lauf, fragte sie, was sie wohl davon hielten, wenn eine häßliche Fabrik die Idylle ihres Dörfchens verunstaltete.
Sie wußten nicht genau, was eine Idylle war, aber sie wußten, daß sie eine Bahnlinie und eine Fabrik gut brauchen könnten. Wenn Eldado per Bahn erreichbar wäre, würden Touristen kommen und Geld bringen. Und in einer Fabrik könnten die jungen Leute arbeiten und müßten nicht in die Stadt gehen, um sich ihr Brot zu verdienen. Auch die Farmer selbst könnten in der Fabrik arbeiten und müßten nicht bei Eiseskälte und Regen auf die Weiden hinauslaufen, um sich um Kälber und Lämmer zu kümmern. Sie würden in einem warmen, trockenen Gebäude
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