Das Jahr auf dem Lande
netter Bursche. Aber auf was haben wir uns da eingelassen?« Und die Frauen antworteten. »Es ist nicht so schlimm. Er geht ja ohnehin bald weg.«
12
D ie Farmer wurden aktiv, teils widerwillig, teils sprunghaft, und begannen Gruben auszuheben. Theoretisch hatten sie ihren Müll schon immer auf diese Weise beseitigt, aber die Gruben hatten die unangenehme Eigenschaft, ausgerechnet dann überzuquellen, wenn man gerade besonders viel zu tun hatte. Und in solchen Situationen fuhr man eben rasch in den Wald und entledigte sich dort problemlos seines Abfalls. Natürlich machte man das nicht regelmäßig, aber es gab wohl kaum einen Mann in der Gemeinde, der in dieser Hinsicht nicht schon mehrmals gesündigt hatte.
Und nun sahen sie sich zu zusätzlicher Arbeit gezwungen und schimpften insgeheim auf Adrian Medway, denn um zu verhindern, daß eine Grube überquoll, mußte die nächste schon fertig sein, wenn die eben benützte noch nicht ganz voll war. Manche Farmer hatten raffinierte Maschinen, die ihnen die Arbeit erleichterten, aber die meisten mußten mit ihren Spaten losziehen, während eine Menge anderer, viel wichtigerer Pflichten auf sie wartete. »Soviel Getue wegen eines kleinen Tals«, murrten sie, und dann erinnerten ihre Frauen sie an die Suppe, die ihnen Christine Medway während der Grippewelle tagtäglich gekocht hatte, und an Adrians selbstlose Hilfe. »Natürlich ist er ein feiner Kerl«, gaben sie schließlich seufzend zu.
Adrian merkte nichts von der Kritik an seiner Person. Wieder einmal fühlte er sich als Wohltäter des ganzen Distrikts und war sehr zufrieden mit sich. »Wir müssen das erste Treffen des Komitees bald abhalten, solange das Interesse an der Sache noch frisch ist«, sagte er zu Christine und fügte hinzu: »Da habe ich wirklich was ins Rollen gebracht, als ich an jenem Morgen in den Wald ging.«
»Sicher, Liebling«, erwiderte Christine. Sie hatte an diesem Vormittag den Telefonhörer abgenommen, um mit Caroline Trent zu sprechen, und da war eine unbekannte jammernde Stimme an ihr Ohr gedrungen. »Ausgerechnet jetzt wird soviel Wind um die Müllgruben gemacht, wo ich doch wollte, daß John...« Hastig hatte sie wieder aufgelegt. Sie konnte sich vorstellen, daß Adrian in Eldado und Umgebung nicht nur als Wohltäter betrachtet wurde.
Als er die erste Versammlung des Komitees einberief, erkannte auch Adrian, daß es Schwierigkeiten geben würde. Niemand hatte Zeit. »Natürlich, im Frühling haben die Farmer immer viel zu tun«, sagte er gekränkt zu seiner Familie.
»Aber gibt es irgendeine Jahreszeit, in der sie weniger zu tun haben?«
Jo, die Robert am Vortag geholfen hatte, ein paar verirrte Schafe einzufangen, erwiderte: »Natürlich haben sie jetzt viel zu tun, weil die Schur beginnt, und die Rinderfarmer müssen sich mit dem Milchfieber herumschlagen. Hier ist es nicht so wie in der Stadt, Adrian.«
»Als ob ich das nicht wüßte! Du hältst mich wohl für völlig phantasielos.«
Jo lachte. »Mein Lieber, ich könnte dir viel vorwerfen, aber Mangel an Phantasie bestimmt nicht. Aber das alles muß dir ja seltsam vorkommen. In deinem Alter... Ich meine, für uns junge Leute ist es leichter, sich einem neuen Lebensstil anzupassen.«
Christine runzelte die Stirn bei dieser Bemerkung und wußte nicht recht, ob sie erleichtert oder alarmiert sein sollte. Sie wäre so froh, wenn ihre unberechenbare Tochter endlich ihren Platz im Leben gefunden hätte, und sie zweifelte nicht daran, daß Lester Severne das Mädchen glücklich machen könnte. Von all den jungen Männern, die Jo in den letzten Jahren nach Hause gebracht hatte, war er der einzige, der ihr über jeden Zweifel erhaben schien. Aber würde Jo ein Leben im Käfig von Rangimarie ertragen, auch wenn es nur drei Jahre dauern sollte? Doch warum sich darüber den Kopf zerbrechen? Wenn Jo es nicht konnte, dann liebte sie Lester nicht, und dann war das Problem von selbst gelöst.
Die Ausreden der Komiteemitglieder waren höchst verschiedenartig. Bruce mußte seine Bücher durchsehen und konnte sich nicht einmal für einen einzigen Abend freimachen. Jim Hill, der junge Farmer, wartete stündlich darauf, daß bei seiner Frau die Wehen einsetzten und er sie in die Klinik bringen mußte. Sogar Trent entschuldigte sich. »Um die Wahrheit zu sagen, Adrian, es wäre mir lieber, wenn du die Versammlung um eine Woche verschieben könntest.
Meine Zuchtkuh wird bald kalben, und ich bin Tag und Nacht im Stall. Craig will ich
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