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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nicht damit belasten, denn als wir die Farm aufteilten, haben wir besprochen, daß jeder seine Drecksarbeit allein machen muß. Wenn es natürlich unumgänglich ist, würde ich kommen. Aber es wäre mir lieber...«
    Um es kurz zu machen: James Holden war der einzige, der Zeit hatte. »Kälber und Lämmer? Aber dafür habe ich doch meine Leute.« Die Schwierigkeit bestand nun darin, ihm klarzumachen, daß ein Treffen, an dem nur Adrian und er teilnähmen, sinnlos wäre. »Ohne uns schmeicheln zu wollen«, meinte er, »aber wir sind doch die Wichtigsten...« Schließlich war er jedoch damit einverstanden, die Versammlung zu verschieben, nachdem Adrian seine ganze Überredungskunst aufgewandt hatte.
    Zu Hause hatte Adrian trotzdem viel zu tun. Immerhin hatten einige Farmer Spenden geschickt, und er mußte Dankesbriefe schreiben. »Wenigstens können sie deine Unterschrift ausschneiden und sie in deine Bücher kleben — falls sie welche haben«, meinte Jo spöttisch. Aber Christine ermutigte ihren Mann, der sich die Mühe machte, an jeden Mann ein paar persönliche Worte zu schreiben. »Sie sind sicher geschmeichelt, wenn sie sich persönlich angesprochen fühlen. Eine nüchterne Empfangsbestätigung wäre unhöflich.«
    Jo zeigte immer noch ein lebhaftes Interesse an der Farmarbeit. Eines Morgens kam Lester vorbei, um sie zu fragen, ob sie mit ihm nach Eldado zum Viehmarkt fahren wolle. Er fand sie auf der Weide bei den Lämmern, mit geröteten Wangen, zerzaustem Haar und nicht besonders sauber. Aber sie erschien ihm reizender und begehrenswerter denn je. Als sie hastig gebadet und sich angezogen hatte und neben ihm im Wagen saß, sagte er: »Als ich dich das erstemal sah, dachte ich, du würdest Theater spielen.«
    »Was für eine Rolle hätte ich denn spielen sollen?«
    »Das vollendete Landmädchen, mit Pferd und Hund... Übrigens, könntest du dieses Riesenbiest dazu überreden, seine Zunge im Maul zu behalten? Ich habe mir meine Ohren heute morgen schon gewaschen.«
    Lester hatte sich schon öfter dazu herabgelassen, Sheikh in seinem gepflegten kleinen Auto mitzunehmen. Christine fand, daß er seine Liebe zu Jo gar nicht deutlicher beweisen konnte. Aber Jo fand das ganz selbstverständlich, wie so viele Dinge im Leben, und fragte nur: »Warum sollte er Sheikh denn nicht mitnehmen?«
    Nun sagte sie zweifelnd: »Landmädchen mit Pferd und Hund... Weißt du, Lester, da hattest du gar nicht so unrecht. Damals war mir das zwar nicht bewußt, aber wenn ich jetzt zurückdenke... Ich glaube, ich hatte damals das Gefühl, daß ich in dieser Rolle eine ganz gute Figur machte. Wie klug du bist!«
    »Ach was — das Mädchen damals, das warst gar nicht du.«
    »Es war ein Teil von mir. Und wie ist deiner Meinung nach der andere Teil?«
    »Nun, der Teil, den ich — hm — liebe, ist ein Mädchen, das Heuchelei und Konventionen haßt, das sich als Freiheitsapostel betrachtet, das jeden Job macht, ob es nun darum geht, ein schmutziges Baby zu baden oder einem alten Mutterschaf beim Lammen zu helfen. Und doch umgibt sich dieses Mädchen manchmal mit einer Aura von Arroganz, die manche Leute hinters Licht führt — aber nicht seinen Freund Lester.«
    »Mein Freund? — Ich dachte, du wärst etwas mehr... Übrigens, ich scheine kein sehr liebenswerter Typ zu sein: voller Posen, arrogant... Und es macht mir auch noch Spaß, anders zu sein als die anderen! Das muß für einen Mann doch sehr ermüdend sein.«
    »Das würde ich nicht sagen. Du hast natürlich deine Schattenseiten. Aber die werden verblassen, wenn du erwachsen wirst.«
    »Wenn ich erwachsen bin? Aber ich bin dreiundzwanzig. Die meisten meiner Freundinnen sind verheiratet und haben bereits die ersten Babies oder Scheidungen hinter sich — manche sogar beides.«
    »Ah, das ist jetzt wieder die blasierte Pose. Hör auf damit, Jo, und sieh den Tatsachen ins Auge. Ich liebe dich, und du hast zugegeben, daß du dir auch was aus mir machst — zumindest mehr als aus den anderen Burschen, denen du bisher begegnet bist. Ich nehme an, es waren viele?«
    »Einige. Und du? Du hattest doch sicher auch deine kleinen Vergnügungen... Aber wir hatten ausgemacht, uns nicht wie Achtzehnjährige zu benehmen, die einander ihre Lebensgeschichten erzählen.«
    »Richtig. Das können wir ja noch nachholen, wenn wir fünf Jahre lang verheiratet sind.«
    »Verheiratet? Lester, du machst mir Angst, wenn du von fünf Jahren Ehe redest. Stell dir doch vor, wie ich aussehen werde, wenn ich fünf

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