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Das Jahr der Flut

Das Jahr der Flut

Titel: Das Jahr der Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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die haben geholfen, die Ware zu verteilen.«
    »Wir hatten ’ne eigene Website«, sagte Croze. »Da konnten wir Infos austauschen, in einem geheimen Chatroom.«
    »Die Ware?«, fragte Amanda. »Ihr habt Gras vertickt? Ist ja krass!« Sie lachte.
    »Vergiss es. Wir waren im Bioformen-Widerstand«, sagte Croze wichtigtuerisch. »Die Spleißer haben die Bioformen zusammengesetzt, und Shackie, ich und Oates und Rebecca und Katuro haben astreine Ausweise gekriegt − von Versicherungsmaklern und Immobilienmaklern und so was, um damit rumreisen zu können. Wir haben die Bioformen an die Standorte gebracht und ausgesetzt.«
    »Wie Bombenleger«, sagte Oates. »So wie Zeitbomben.«
    »Ein paar von den Dingern waren sehr geil«, sagte Shackie. »Die asphaltfressenden Mikroben und die Mäuse, die sich über Autos hermachen …«
    »Zeb glaubte, wenn man die Infrastruktur zerstört«, sagte Croze, »könnte sich die Erde selbst heilen. Bevor es zu spät ist und alles ausstirbt.«
    »Das heißt diese Seuche, das war alles MaddAddam?«
    »Vergiss es«, sagte Shackie. »Zeb wollte auf keinen Fall, dass Menschen dabei draufgehen. Er wollte nur, dass die Leute aufhören, alles zu verschwenden und so viel Scheiße zu bauen.«
    »Er wollte sie zum Nachdenken zwingen«, sagte Oates. »Wobei diese Mäuse teilweise echt außer Kontrolle geraten sind. Die wussten nicht mehr, was Sache war. Die haben sich irgendwann auch auf Schuhe gestürzt. Und auf Füße.«
    »Wo ist er jetzt?«, fragte ich. Es wäre wahnsinnig beruhigend gewesen, Zeb hier zu wissen: Er hätte einfach gesagt, was wir als Nächstes tun müssen.
    Shackie sagte: »Wir hatten nur online mit ihm Kontakt. Der ist jetzt solo unterwegs.«
    »Das CorpSeCorps hat unsere MaddAddam-Spleißer drangekriegt«, sagte Croze. »Die sind uns auf die Spur gekommen. Ich nehm an, irgendein Wichser hat in unserem Chatroom spioniert.«
    »Sind sie erschossen worden?«, fragte Amanda. »Die Wissenschaftler?«
    »Weiß man nicht«, sagte Shackie, »jedenfalls waren sie nicht mit uns im Painball.«
    »Wir waren nur ein paar Tage da«, sagte Shackie. »Im Painball.«
    »Wir drei und die drei. Die Goldenen − die waren voll brutal −, weißt du noch, Blanco aus Sewage Lagoon? Dieser Schläger und Kannibale? Bisschen dünner, aber immer noch derselbe«, sagte Croze.
    »Ich glaub’s nicht«, sagte Amanda. Sie sah nicht gerade verängstigt aus. Aber besorgt.
    »Der saß wegen Randale im Scales − er hat ’n paar Leute abgemurkst und war auch noch stolz drauf. Painball wär sein zweites Zuhause, hat er gesagt, so oft wie er schon drin war.«
    »Hat er euch erkannt?«, fragte Amanda.
    »Auf jeden Fall«, sagte Shackie. »Der hat uns auch bedroht. Er wollte Rache wegen der Schlägerei damals auf dem Dachgarten, hat er gesagt − er hat gedroht, uns aufzuschlitzen wie Fische.«
    »Welche Schägerei auf dem Dachgarten?«, fragte ich.
    »Da warst du nicht mehr da«, sagte Amanda. »Wie seid ihr wieder rausgekommen?«
    »Zu Fuß«, sagte Shackie. »Wir hatten uns gerade einen Plan zurechtgelegt, wie man die anderen umlegt, bevor sie uns umlegen − man hatte drei Tage Planungszeit vor dem Startsignal − aber auf einmal waren die Wachen weg. Einfach weg.«
    »Ich bin total müde«, sagte Oates. »Ich muss schlafen.« Er legte den Kopf auf den Tresen.
    »Die Wachen waren noch da«, sagte Shackie. »Im Pförtnerhaus. Aber irgendwie geschmolzen.«
    »Also sind wir ins Internet«, sagte Croze. »Nachrichten gab’s noch. Große Katastrophenberichte, also haben wir uns gedacht, mischen wir uns besser nicht unters Volk. Wir haben uns in eines der Pförtnerhäuser eingeschlossen − da gab’s noch was zu essen.«
    »Das Dumme war nur, die Goldenen waren in dem anderen Pförtnerhaus, auf der anderen Seite vom Tor. Wir haben die ganze Zeit gedacht, die kommen rüber und knallen uns im Schlaf ab.«
    »Wir haben uns abgewechselt mit Wacheschieben, aber die Warterei wurde uns irgendwann zu viel. Also haben wir sie aufgescheucht«, sagte Croze. »Shackie ist nachts durchs Fenster gestiegen und hat ihnen das Wasser abgedreht.«
    »Scheiße!«, sagte Amanda bewundernd. »Wirklich?«
    »Da mussten sie gehen«, sagte Oates. »Ohne Wasser.«
    »Irgendwann hatten wir nichts mehr zu essen, dann mussten wir auch gehen«, sagte Shackie. »Wir waren sicher, dass sie uns auflauern, haben sie aber nicht gemacht. Ende der Geschichte.«
    »Wieso seid ihr hergekommen?«, fragte ich. »Ins Scales.«
    Shackie grinste. »Hatten

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