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Das Jahr der Kriesen

Das Jahr der Kriesen

Titel: Das Jahr der Kriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Aber es wird Reibereien geben. Menschen – und diese entstellten Dinger – werden getötet werden. Es wird – grob gesagt – eine Neuinszenierung der Situation sein, als die ersten weißen Kolonisten in der Neuen Welt landeten. Verstehst du? Die Pekkies in Nordamerika werden zurückgedrängt werden, Schritt für Schritt, bis es sie auf diesem Kontinent nicht mehr gibt. Sie könnten sich genausogut darin fügen, und du könntest es auch. Ich meine, es ist unvermeidlich.«
    »Und was dann?«
    »Und dann kommt der Ärger – der wirkliche Ärger. Denn früher oder später wird es einer Gruppe oder einer Vereinigung in den Sinn kommen, daß wir, wenn wir Nordamerika gebrauchen können, auch Europa und Asien gebrauchen können. Und dann wird der Kampf, der auf beiden Welten vor fünfzig- oder hunderttausend Jahren gekämpft worden ist, erneut stattfinden – diesmal allerdings nicht mit Feuersteinäxten. Er wird – wenigstens von unserer Seite – mit taktischen A-Bomben und Nervengasen und Laser-Waffen geführt werden. Und von ihrer Seite aus...« Er hielt inne, grübelte. »Von ihrer Seite aus mit dem Ding, mit dem sie unseren QB-Satelliten erwischt haben. Wer weiß? Vielleicht haben sie es in den eineinhalb Millionen Jahren geschafft, über eine Energiequelle zu stolpern, von der wir keine Ahnung haben – und damit aufzuholen. Etwas, das über unser Vorstellungsvermögen hinausgeht. Hast du daran gedacht?«
    Jim zuckte mit den Schultern.
    »Und wenn wir ihnen lästig genug werden«, sagte Sal, »müssen sie sie gegen uns einsetzen. Sie haben keine Wahl.«
    »Wir können jederzeit die Tür zuschlagen. Die Verbindungsstelle schließen, indem wir die Energieversorgung des Porters abstellen.«
    »Aber bis dahin werden siebzig Millionen Kolonisten hier drüben sein. Können wir die einfach abschreiben?«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann rede nicht davon, ›die Tür zuzuschlagen‹. Das wird keine Lösung sein. In dem Moment, in dem der erste Flakky hinübergeht, ist das vorbei.« Sal überlegte. »Dieser Bill Smith da hinten – für ihn ist dies so wie für uns ein Flug in einer fliegenden Untertasse. Stell dir vor, was er seinen Spielkameraden erzählen kann, wenn er wieder nach Hause kommt. Wenn er jemals wieder nach Hause kommt.«
    »Was ist eine fliegende Untertasse?«
    Sal sagte: »Damals, im zwanzigsten Jahrhundert, hat eine Anzahl von Leuten behauptet...«
    »Ich erinnere mich«, nickte Jim.
    »Wenn du bereits Präsident wärst«, sagte Sal, »wenn du formelle Amtsgewalt innehättest, dann könntest du dich mit einem mächtigen Würdenträger ihrer Welt treffen, vorausgesetzt, sie haben eine Art Regierung. Aber im Moment bist du nur Privatmann – du kannst dieses Land an nichts binden. Und Schwarz wird, wenn sich die Geschichte wiederholt, keinen verdammten Finger rühren, weil er weiß, daß er bald aus dem Amt ausscheiden wird. Er wird es hinter sich zurücklassen, und dann fällt dir der ganze Schlamassel in den Schoß. Und bis zum Januar wird es wahrscheinlich zu spät sein, die Sache friedlich beizulegen.«
    »Phil Danville«, sagte Jim, »kann mir eine Rede schreiben, die diese Situation erfassen und sie erklären wird.«
    Sal lachte schallend. »Den Teufel kann er. Niemand wird diese Situation erfassen können und erst recht kein intellektueller Idiot wie Phil Danville. Aber soll er’s versuchen. Sehen wir uns mal an, womit Phil Danville herüberkommen kann.« Sagen wir, bis morgen abend, dachte Sal. Oder den Tag danach, allerspätestens.
    Er holte den Wahlkampfreiseplan aus seiner Tasche, schlug ihn bedachtsam auf und begann, ihn zu studieren.
    »Ich muß in Cleveland reden«, sagte Jim. »Heute abend.«
    Im hinteren Teil des Hoppers sagte der Peking-Mensch Bill Smith mittels der linguistischen Ausrüstung soeben: »... Metall ist böse. Es gehört in die Erde, zu den Toten. Es ist Teil des Wareinmal, wohin alles geht, wenn seine Zeit vorbei ist.«
    »Philosophie«, sagte Sal verächtlich. »Hör ihm nur zu.« Er ruckte mit dem Kopf.
    »Und deshalb verwendet ihr es nicht?« fragte Dillingsworth, der in das Mikro des Geräts hineinsprach.
    »Auch wir haben Bereiche, die wir meiden«, sagte Jim zu Sal. »Du würdest es dir zweimal überlegen, bevor du einen menschlichen Schädel zu einer Trinkschale verarbeitest und sie jeden Tag benutzt.«
    »Tun das die Pekkies?« fragte Sal entsetzt.
    »Ich glaube, ich habe das irgendwo über sie gelesen«, sagte Jim. »Zumindest haben es ihre Ahnen getan.

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