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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Holz«, sagte er plötzlich. »Sehr dünne Schichten. Sieht äußerst stabil aus.« Er schlug mit der Faust gegen den Rumpf.
    Stanley, der den hinteren Teil des Flugzeugs untersuchte, richtete sich auf und sagte: »Es hat einen Antrieb. Sieht wie eine Art Turbine aus. Vielleicht auch ein Kompressor. Sehen Sie es sich an.«
    Gemeinsam studierten Frank Woodbine und Stanley die Maschinerie, die das Flugzeug antrieb. Leon Turpin sah ihnen zu.
    »Was ist es?« schrie Turpin. Seine Stimme klang im Freien – wie hier – schwach.
    Keiner der beiden Männer beachtete ihn. Er fühlte sich beunruhigt und verärgert, und er bewegte sich nervös hin und her und wünschte sich, sie würden zurückkommen.
    »Offenbar«, sagte Woodbine, »gibt ihm diese Turbine – oder was auch immer es ist – einen anfänglichen Stoß, der es startet. Dann segelt es eine Weile. Dann wirft der Pilot die Turbine erneut an, und es erhält einen zusätzlichen Stoß. Stoß, Leerlauf, Stoß, Leerlauf und so weiter. Verdammt seltene Art, von einem Ort zum anderen zu kommen. Mein Gott, vielleicht muß es am Ende eines jeden Gleitflugs landen. Könnte das sein? Ist nicht sehr wahrscheinlich.«
    Stanley sagte: »Wie ein Flughörnchen.« Er drehte sich zu Woodbine um. »Wissen Sie was?« sagte er. »Die Turbine ist auch aus Holz gemacht.«
    »Das kann nicht sein«, sagte Woodbine. »Es würde sich entzünden.«
    »Man kann die Farbe abkratzen«, sagte Stanley. Er klappte ein Taschenmesser auf und machte sich damit an die Arbeit. »Ich würde sagen, dies hier ist Asbestfarbe. Jedenfalls ist sie hitzebeständig. Und darunter ist wieder Sperrholz. Ich frage mich, woraus der Treibstoff besteht.« Er verließ die Turbine und begann, im Flugzeug umherzugehen. »Ich rieche Öl«, sagte er. »Vermutlich kann es Öl verbrennen. Die Turbinen und Dieselmotoren des späten zwanzigsten Jahrhunderts haben ausnahmslos Öle niederer Zündtemperatur verbrannt, also ist das nicht allzu unwahrscheinlich.«
    »Haben Sie irgendwelche Besonderheiten an dem Mann bemerkt, der dieses Schiff geführt hat?« sagte Woodbine.
    »Nein«, erwiderte Stanley. »Wir waren zu weit weg. Ich habe ihn gerade noch einigermaßen sehen können.«
    Woodbine sagte nachdenklich: »Er war bucklig. Ich habe es bemerkt, als er rannte. Er ist eindeutig vornübergebeugt gelaufen.«

 
9
     
    Spät in der Nacht saß Tito Cravelli in seinem Komapt vor einem echten Feuer, nippte Scotch und Milch und las den schriftlichen Bericht durch, den ihm sein Kontaktmann bei der Terra Entwicklungsgesellschaft am frühen Abend vorgelegt hatte.
    Leise spielte sein Cassettendeck eines der Wolkenkammerstücke von Harry Parch, einem der großen Komponisten Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Instrument, von Parch ›die Beutestücke des Krieges‹ genannt, bestand aus Wolkenkammern, einem Reibeisen, einer modernisierten musikalischen Säge und Artilleriegeschoßhülsen, die so aufgehängt waren, daß jede in einer anderen Tonfrequenz erklang. Und als Grundbaß, der das Beutestück-des-Krieges-Instrument begleitete, klopfte eine von Parchs hohlen marimbaähnlichen Erfindungen aus Bambus einen komplizierten Rhythmus. Es war ein in diesen Tagen beim Publikum sehr beliebtes Stück.
    Aber Cravelli hörte nicht zu. Seine Aufmerksamkeit war auf den Bericht über die Aktivitäten der TE konzentriert.
    Der Alte, Leon Turpin persönlich, war zusammen mit zahlreichem Firmenpersonal und Medienleuten durch den beschädigten Jiffi-Scoutporter hinübergegangen. Turpin hatte es geschafft, die Reporter abzuschütteln und mit dem Jet-Hopper einen Einsatz zu fliegen. Im Verlauf dieses Einsatzes war etwas entdeckt und behutsam zur TE zurückgebracht worden; momentan war es in den Laboren und wurde untersucht. Cravellis Kontaktmann wußte nicht genau, um was es sich handelte.
    Allerdings war eine Tatsache klar: Das mitgebrachte Objekt war ein Artefakt. Es war von Menschenhand gemacht.
    Offenbar hat Jim Briskin zu früh geschossen, sagte sich Cravelli. Wir werden auswandern – die Flakkies zwingen auszuwandern – in eine bereits bewohnte Gegend. Zu schade, daß Jim nicht daran gedacht hat. Zu schade, daß ich nicht daran gedacht habe.
    Es sieht so aus, als hätten wir uns von dem anfänglichen visuellen Eindruck des Ortes täuschen lassen. Er schien verlassen, schien für die Einwanderung geeignet.
    Nun, jetzt kann nichts mehr daran geändert werden, wurde ihm klar. Jim hat seine Rede gehalten, wir sind verpflichtet. Wir müssen

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