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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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langsam. »Sie waren wohl ziemlich lange im Südchinesischen Meer?«
    »Allerdings!« bestätigte Saltus. »Im letzten Jahr war ich zweimal auf Schiffen, die von chinesischen U-Booten angegriffen und versenkt wurden. Zweimal, Mister! Die Gelben verstehen ihr Handwerk, kann ich Ihnen sagen!«
    »Welchem Dienstgrad entspricht der Korvettenkapitän?«
    »Einem Major. Der alte William und ich sind sozusagen gleichwertig. Aber das braucht Sie nicht zu beeindrucken. Ohne diesen Krieg wäre ich wahrscheinlich erst Leutnant zur See.«
    Sie gingen schweigend nebeneinander her bis zur Kantine. Chaney dachte an die endlosen Untersuchungen des zukünftigen chinesischen Militärpotentials, die das Pentagon in Auftrag gegeben hatte. Saltus schien einen Teil seiner Vorausberechnungen bestätigt zu haben.
     
    Chaney blieb mit dem Frühstückstablett in den Händen stehen und sah sich suchend um.
    »He, dort sitzt Katrina!« sagte Saltus laut.
    »Wo?«
    »An dem großen Fenster.«
    »Ich gehöre nicht zu den Leuten, die auf eine Einladung warten.«
    »Weiter, nur weiter, ich bin gleich hinter Ihnen!«
    Chaney stellte fest, daß er seinen Kaffee verschüttet hatte, als er Katrinas Tisch erreichte. Er war zu schnell gegangen – und trotzdem zu langsam gewesen.
    Arthur Saltus kam ihm zuvor. Er setzte sich prompt neben die junge Frau und stellte sein Tablett vor sich auf den Tisch. Dann starrte er Katrina an, grinste zufrieden und wandte sich an Chaney. »Ist sie heute morgen nicht bezaubernd? Na, was sagt der Dichter zu diesem Anblick? Was würde Freund Shakespeare sagen?«
    »Schön, gut und wahr in lieblicher Verbindung – in dieses Dreiklangs einigem Zauberkreise erschöpft sich alle Weisheit und Erfindung«, antwortete Chaney sofort.
    »Hört! Hört!« Saltus klatschte Beifall und sah dann herausfordernd zu den anderen Gästen hinüber, die sich nach ihm umgedreht hatten. »Neugierige Bauernlümmel!« flüsterte er laut.
    Kathryn van Hise war sichtlich um. Fassung bemüht. »Guten Morgen, Gentlemen. Wo ist der Major?«
    »Er schnarcht«, antwortete Arthur Saltus. »Wir haben uns fortgeschlichen, um allein mit Ihnen frühstücken zu können.«
    »Und mit diesen hundert anderen Leuten«, fügte Chaney hinzu. »Das ist romantisch!«
    »Die Bauernlümmel sind nicht romantisch«, widersprach Saltus. Er sah sich trübselig um. »He, Mister, wir könnten doch mit ihnen üben?« schlug er dann vor. »Warum stellen wir nicht fest, wie viele von ihnen Republikaner sind, die Spiegeleier essen?« Er schnalzte mit den Fingern. »Oder noch besser – wir stellen fest, wie viele republikanische Mägen durch diese Spiegeleier aus der Kantine ruiniert worden sind!«
    Katrina hob warnend die Hand. »Seien Sie bitte vorsichtig, wenn Sie sich in der Öffentlichkeit unterhalten. Bestimmte Themen sind nur für den Besprechungsraum geeignet.«
    »Ah, da fällt mir etwas ein!« behauptete Chaney. »Heute nacht war ich heimlich im Besprechungsraum, während Sie alle geschlafen haben.« Er wandte sich an die junge Frau. »Ich kenne Ihr Geheimnis. Ich kenne eines der Ausweichziele.«
    »Wirklich, Mr. Chaney?«
    »Allerdings, Miss van Hise. Ich habe den Raum gründlich durchsucht und unter dem roten Telefon eine geheime Karte entdeckt. Das Ausweichziel ist das Kloster, in dem diese peinlichen Schriftrollen ursprünglich aufbewahrt wurden. Wir sollen sie vernichten.« Er lehnte sich zufrieden grinsend zurück.
    Die junge Frau warf ihm einen prüfenden Blick zu. Chaney wurde es unbehaglich zumute.
    »Sie haben beinahe recht, Mr. Chaney«, antwortete sie dann so leise, daß ihre Stimme an den Nebentischen nicht zu hören war. »Eines der Ausweichziele liegt in Palästina, und Sie sind auch wegen Ihrer Ortskenntnis in das Team aufgenommen worden.«
    Chaney zuckte zusammen. »Ich will nichts mit den Schriftrollen zu tun haben. Ich rühre sie nicht einmal an!«
    »Das ist auch nicht nötig. Unser Ausweichziel liegt anderswo.«
    »Wo denn?«
    »Es ist uns noch nicht gelungen, Ort und Zeit genau festzulegen, aber Mr. Seabrooke hält es für eine lohnende Alternative. Es wird im Augenblick untersucht.« Sie zögerte und betrachtete das Tischtuch. »Das Ausweichziel ist allgemein unter dem Namen ›Schädelstätte‹ bekannt.«
    Chaney stieß einen leisen Pfiff aus.
    Arthur Saltus starrte ihn an. »Chaney, was …« Er sah zu Katrina hinüber, bevor er sich wieder an Chaney wandte. »He, ich möchte auch wissen, was das heißt!«
    »Seabrooke hat sich für ein

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