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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Krieg in Südostasien sein. Der Text enthält zudem weitere Hinweise auf ein sich abkühlendes Klima und das weltweite Auftreten von Seuchen. Die darin beschriebenen Drachen könnten ebenfalls militärische Bedeutung haben. Mr. Seabrooke hat ausdrücklich davon gesprochen, daß die Erwähnung Armageddos auf den Nahostkrieg hindeutet. Es gibt eine ganze Reihe solcher Punkte, Sir.«
    Chaney stöhnte laut.
    »In der eigenen Falle gefangen, Mister«, stellte Saltus fest. »Sie tun mir wirklich leid.«
    »Das helle gelbe Licht am Himmel hat nichts mit dem Krieg in Asien zu tun«, sagte Chaney irritiert. »In der hebräischen Sage war es ein romantisches Symbol, das allen Gesundheit, Reichtum, Glück und Zufriedenheit versprach. Das gelbe Licht ist eine freundliche Sonne, die über den Menschen leuchtet. Der alte Prophet hat nur vorausgesagt, eines Tages werde das Volk Israel eine neue Welt unter einer goldenen Sonne erhalten. Das ist eine uralte Prophezeiung, die nichts, gar nichts mit unserem Krieg in Südostasien zu tun hat.« Chaney zeigte auf die Tür. »Wie kalt ist es jetzt dort draußen? Bei solchem Wetter möchte man am liebsten baden. Und wo sind die Seuchen? Haben Sie jemals einen Drachen gesehen?«
    »Und wo liegt Armageddo?« wollte Saltus wissen.
    »Richtiger wäre Har-Magedon«, erklärte Chaney ihm. »Das ist ein Berg in Israel, der Berg Megiddo über der Ebene Esdraelon. Und die Prophezeiungen kommen etwas zu spät – alle Prophezeiungen. In der Zwischenzeit sind schon unzählige Entscheidungsschlachten geschlagen und zu bloßen Daten in den Geschichtsbüchern herabgewürdigt worden. Der Berg war bei den damaligen Autoren sehr beliebt; er hatte eine so blutige Vorgeschichte, daß das Volk ihn gut kannte und als Schauplatz weiterer Erzählungen akzeptierte.«
    »Mister, Sie verstehen es aber, einem die letzten Illusionen zu nehmen!«
    »Ich bin nur realistisch«, antwortete Chaney unwillig. »Ich glaube an Tatsachen, nicht an Phantastereien. Ich glaube an Statistiken und begründete Vorausberechnungen, nicht an Prophezeiungen und Träume.« Er zeigte auf die Fotokopien. »Der Mann, der diese Geschichte geschrieben hat, war ein Träumer und in gewisser Beziehung ein Plagiator. Er hat viel von Daniel und einiges von Micha abgeschrieben.«
    »Halten Sie das Dokument für eine Fälschung?«
    »Nein, durchaus nicht. Davon habe ich mich zu Anfang überzeugt. Die Schriftrolle ist auf übliche Weise gefunden worden: von Universitätsstudenten, die in der Höhle Q 12 nach Tonkrügen gesucht haben. Sie war in vermodertes Leinen gewickelt, wie es in Qumran gewoben wurde, und das Alter dieses Leinens wurde durch den Kohlenstoff-14-Test festgestellt – im Libby Institute in Chicago. Aus einer ganzen Versuchsreihe ergab sich, daß das Leinen neunzehnhundert plus oder minus siebzig Jahre alt war.
    Aber das gilt noch nicht als Beweis dafür, daß die darin eingewickelte Schriftrolle gleich alt ist«, fuhr Chaney fort. »Es gibt andere Methoden, um das Alter eines Manuskripts festzustellen.« Er zeigte auf die erste Zeile des fotokopierten Dokuments. »Dieser Text ist in quadratischen Buchstaben geschrieben und enthält keine Selbstlaute. Diese Buchstabenform hat sich im dritten Jahrhundert vor Christus entwickelt; vorher waren die Buchstaben abgerundeter, fließender.
    Hebräisch wurde damals mit zweiundzwanzig Buchstaben geschrieben, die alle Mitlaute waren. Selbstlaute waren vorerst noch unbekannt und wurden fünf oder sechs Jahrhunderte später eingeführt. Dieser Text enthält die zweiundzwanzig Standardkonsonanten, die jedoch an keiner Stelle vokalisiert worden sind. Auch das ist ein wichtiger Hinweis.« Chaney machte eine Pause. »Ich will Ihnen keinen Vortrag über die Altersbestimmung solcher Dokumente halten. Diese Schriftrolle hier ist zweifellos authentisch – aber die Geschichte ist bloße Fiktion, die auf Symbolen und Mythen der alten Hebräer basiert.«
    Arthur Saltus zog fragend die Augenbrauen hoch. »Müssen wir das alles lesen, Katrina?«
    »Ja, Sir. Mr. Seabrooke legt großen Wert darauf.«
    »Reine Zeitverschwendung, Kapitän«, warf Chaney ein.
    Saltus grinste. »Der Große Weiße Häuptling hat gesprochen, Mister. Ich habe keine Lust, wieder auf einem Kahn im Südchinesischen Meer Dienst zu tun.«
    Eschatos:
    Der Himmel war blau, neu und frei von Drachen (geflügelten Schlangen), als der Mann, der zwei Männer war (Zwillinge?), auf (unter) der Erde lebte. Der Mann, der zwei Männer war, lebte mit

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