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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Holzfällverbot aufzuheben, weil es von illegal arbeitenden Betrieben umgangen werde und dazu führe, daß der amerikanische Markt mit ausländischem Holz überschwemmt werde. Der Antrag wurde nicht zur Abstimmung zugelassen, da er in keinem Zusammenhang mit dem Thema Steuerreform stand.
    Im Senat schien es so hektisch wie immer zuzugehen.
    Der Gentleman aus Delaware erläuterte einen von ihm eingebrachten Entschließungsantrag mit dem Ziel, das Los der Indianer zu verbessern, indem das Amt für Indianische Angelegenheiten veranlaßt wurde, sich an eine Resolution aus dem Jahr 1954 zu halten, in der es aufgefordert worden war, die Indianer aus der Regierungsaufsicht zu entlassen und ihnen das Verfügungsrecht über ihre Bodenschätze zurückzugeben. Der Gentleman beklagte, daß seit 1954 in dieser Angelegenheit nichts unternommen worden sei; er forderte seine Kollegen auf, dem Antrag zuzustimmen, und hoffte auf baldige Verabschiedung.
    Der Gentleman aus South Carolina wetterte gegen ein Phänomen, das er als ›alarmierenden Zustrom von Ignoranten‹ bezeichnete, die von den Colleges aus Regierung und Industrie überfluteten. Für diese Erscheinung machte er irregeleitete linksextremistische Professoren verantwortlich, die es versäumten, ihren Studenten die Grundlagen ihrer Muttersprache zu vermitteln. Er plädierte für eine Rückkehr zu den strikteren Anforderungen der Vergangenheit, als jeder Student noch ›gutes Amerikanisch sprechen und schreiben können mußte‹.
    Der Gentleman aus Oklahoma veranlaßte, daß eine Zeitungsmeldung in den Sitzungsbericht aufgenommen wurde, die von einer Nachrichtenagentur verbreitet und von den Chefredakteuren ignoriert oder erst auf der zweiten Seite gebracht worden war. Der Gentleman beklagte sich darüber, daß diese Meldung – in der von zwei Millionen amerikanischen Soldaten in Südostasien die Rede war, wie Chaney interessiert feststellte – nicht gebührend beachtet worden sei, und sprach von einer Unterminierung des amerikanischen Kriegseinsatzes.
    Chaney schob die Sitzungsberichte resigniert beiseite, griff nach dem Jahrbuch des Handelsministeriums und schlug die vertrauten Statistiken auf.
    Die Gewohnheiten der menschlichen Lemminge hatten sich kaum verändert. Die Hauptzugrichtungen der jährlich stattfindenden amerikanischen Völkerwanderung ließen sich an den Tonnen-Kilometer-Angaben für Möbeltransporte zwischen den Staaten ablesen. Der Strom nach Kalifornien und Florida hielt weiter an, wie Chaney vorausgesagt hatte. Eine Überraschung war jedoch der plötzliche Rückgang von Autotransporten nach Kalifornien. Chaney hatte angenommen, daß das für 1985 vorgeschlagene Verbot, dort Autos zu verkaufen, zu Hortungskäufen führen werde – aber die Statistiken zeigten, daß die Behörden ein Mittel dagegen gefunden hatten. Vermutlich durch prohibitive Steuern. New York würde sich für den Erfolg dieser Maßnahmen interessieren.
    Chaney begann sein Notizbuch vollzuschreiben.
     
    Er sah erstaunt auf, als die Glocke vom Turm des Bibliotheksgebäudes schlug und den zeitungslesenden alten Männern das Zeichen zum Aufbruch gab. Es war zwölf Uhr.
    Chaney stellte die Bücher in das Regal zurück und sah zu der jungen Bibliothekarin hinüber, während er überlegte, wie er sie ansprechen konnte, ohne Verdacht zu erregen.
    »Entschuldigen Sie bitte.«
    »Ja?« Sie ließ ihre Illustrierte sinken.
    Chaney sah in sein Notizbuch. »Können Sie mir sagen, wann die Mauer in Chicago gebaut worden ist? Wann mit dem Bau begonnen wurde, meine ich. Ich kann das Datum nicht genau feststellen.«
    Die junge Frau starrte in die Luft. »Das war im August, glaube ich … nein, in der letzten Juliwoche. Ganz bestimmt in der letzten Juliwoche.« Sie sah Chaney ins Gesicht. »Wir haben die Nachrichtenmagazine hier. Soll ich sie Ihnen holen?«
    Chaney verstand ihre Andeutung. »Danke, ich finde sie auch selbst. Wo stehen sie denn?«
    Sie zeigte nach rechts. »Im vierten Gang hinten am Fenster. Aber sie sind vielleicht nicht chronologisch geordnet.«
    Chaney bedankte sich nochmals. Die Bibliothekarin las weiter.
    Die Chicagoer Mauer lief in der Mitte der Cermak Road durch die Stadt.
    Sie begann im Burnham Park am Seeufer, wo sie nur aus einem Stacheldrahtzaun bestand, und erstreckte sich nach Westen bis zur Austin Avenue in Cicero, wo sie in einer weißen Wohngegend als Stacheldrahtbarriere endete. Die Mauer bestand aus Autowracks, gestohlenen Wagen, ausgebrannten Bussen, geplünderten

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