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Das Jahr der wundersamen Elvis-Vermehrung - Roman

Das Jahr der wundersamen Elvis-Vermehrung - Roman

Titel: Das Jahr der wundersamen Elvis-Vermehrung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dittrich Verlag GmbH
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»Du verlangst Geld von mir? Was läuft denn hier ab? Ist das ein beschissener Witz? Oder was?«
    Verwundert starrte Lore ihn an. Ein Ausdruck grenzenloser Enttäuschung legte sich auf ihr Gesicht, und ihre Stimme war belegt. »Das ist doch nicht mein Laden hier. Was glaubst du wohl, was ich in diesem Scheißloch verdiene? Wer bin ich denn, dass ich Lokalrunden schmeißen könnte? Und du, was bist du denn für’n komischer Kavalier?«
    Siegfried brummte unzufrieden: »Ich hab noch nie eine Frau fürs Vögeln bezahlt, Kavalier hin oder her.«
    »Arschloch«, zischte Doris. Ich hielt mich da raus, war aber im Stillen ihrer Meinung. Von Lore hatte sich jegliche Fleischeslust flott verabschiedet. »Mein Gott, bist du schäbig«, sagte sie. Ihre Wangen glühten. Obwohl enorm besoffen, wusste sie genau, was zu tun war. Sie schloss die Tür zur Straße auf, deutete mit dem Kopf nach draußen und sagte mit bebender Stimme, um Würde bemüht, nur ein Wort: »Raus!«
    Beistand heischend suchte Rupf in Doris’ Augen nach Verständnis oder einer Spur von Mitleid – natürlich ohne Chance. Wortlos schlurfte er in die Kälte, gebrochen und verwirrt.
    »Jetzt brauch ich erst mal einen Wodka«, schnaufte die mollige Frau.
    »Die Flasche Wodka geht auf mich«, beruhigte ich sie. Es tat mir wohl, den Generösen spielen zu dürfen. »Und wenn es gestattet ist, hätten wir gerne noch zwei Pennypacker.«
    Es war gestattet. Lore wollte nicht alleine sein.
    Noch mal dieselben Songs gedrückt, und nun bohrte sich
Lyin’ Eyes
, wie es sich für einen richtigen Ohrwurm gehört, mühelos durch die Gehörgänge in die dafür zuständigen Hirnregionen. Wir seufzten gerührt, Lore schluchzte sogar, und tranken zügiger.
    Mein sexueller Appetit wuchs zusehends und wurde von mir mit Wohlwollen registriert, obwohl ich nicht wusste, ob ich in meinem betrunkenen Zustand einen hochkriegen würde. Doris, dachte ich lüstern, will ich ficken, bis es qualmt. Aber auch Lore kam mir mit einem Mal überaus anziehend vor. Ich hatte ja vorhin das Vergnügen gehabt, ihren halbentblößten Busen und die freigelegten Schenkel zu bewundern – alles makellos weiß, von bläulichen Adern durchzogen, vermutlich sehr weich, appetitliche Speckröllchen, feuchte, saugende Möse. Wir sind alle betrunken genug, dachte ich, um uns von den Fesseln lustfeindlicher Bedenken zu befreien – also was hindert uns an einem flotten oder raffiniert ausgedehnten Dreier?
    Diese Vorstellung ließ alles andere belanglos werden. Das sexgeile Tier in mir rüttelte begierig an den Gitterstäben seines Käfigs. Meiner ehemaligen und hoffentlich erneuten Freundin, die erneut ihre blutigen Träume beklagte, hörte ich pflichtvergessen nur mit einem Ohr zu. Lore, die mit gebrochener Stimme Siegfried Rupf verfluchte, hörte ich gar nicht zu. Ich glotzte nur wie gebannt von einem großkalibrigen Tittenpaar auf das andere, meine Hand strich sanft auf dem Hosenstoff herum, da wo er sich über meinem harten Glied spannte. Ich wollte sie beide haben. Oh Gott, dachte ich, vier gewaltige Titten zu meiner Verfügung, und natürlich alles andere auch, das ganze Spektrum. Herrliche Vorstellung, Mann oh Mann. Ich hätte fast gehechelt.
    »Ich möchte mit euch beiden schlafen.« Jetzt hatte ich’s gesagt – und sofort bedauert, dass ich es nicht schärfer formuliert hatte, weil
schlafen
immer so verklemmt klang, um nicht zu sagen asexuell.
    »Ich bin dabei«, rief Lore überdreht fröhlich aus. Als hätte sie darauf gewartet – entweder darauf oder auf irgendeinen anderen Höhepunkt dieser Nacht, der die miesen Facetten des Abends ganz einfach hinwegspülen würde. Vielleicht, dachte ich skeptisch wie ich nun einmal war, hätte sie auch zugestimmt, wenn ich eine Skat-Runde vorgeschlagen hätte oder Sackhüpfen. Ach, Quatsch, scheißegal, ich hatte meinem Trieb nachgegeben und den einzig richtigen Vorschlag gemacht. Und Lore hatte sofort zugesagt. Sie wollte mich.
    Vielleicht, dachte ich, gibt es doch so ein höheres Wesen, nicht diesen Gott der Bibel, ganz klar, sondern eins, das die Umsetzung der von ihm mit Bedacht weit gestreuten sexuellen Möglichkeiten, soweit sie von allen daran Beteiligten akzeptiert werden, nicht nur gnädig erlaubt, sondern sogar plant. Ach, das wäre schön, dachte ich seufzend, ein lässiger, hedonistischer und gewaltfreier Gott. Aber dieser Gott, wenn es ihn gäbe, hat leider längst den Überblick verloren, hat vielleicht längst resigniert, ein resignierter Gott, der

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