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Das Jahr der wundersamen Elvis-Vermehrung - Roman

Das Jahr der wundersamen Elvis-Vermehrung - Roman

Titel: Das Jahr der wundersamen Elvis-Vermehrung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dittrich Verlag GmbH
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handlich sind, weil man sie unter einem Mantel oder einer langen Jacke tragen kann. Aber gut, ich komm dir schon aus Respekt entgegen und geh runter auf 12 000.«
    Misstrauen blitzte im Gesicht des Waffenhändlers auf. Abwehrhaltung, die Augen verengten sich zu Schlitzen. »Sag mal, Freddy, ham dich die Bullen …?, trägst du ein Mikro? Hast doch nichts dagegen, dass ich dir mal kurz an die Wäsche gehe?«
    Gekränkt unterwarf sich Fred der Prozedur, ließ sich mit Schmollmund von flinken Fingern befummeln, murmelte anschließend pikiert: »Und? Schämst du dich nun wenigstens ein bisschen?«
    Horstis Hand strich lässig über seinen Rücken. »Nimm’s leicht. Ist ein hartes Geschäft. Man muss mit allem rechnen.« Dann, mit amüsierter, sogar Sympathie ausdrückender Miene: »Dir ist klar, dass ich die Dinger nicht selbst benutzen, sondern weiterverkaufen und daran verdienen will? Wer heutzutage, bei dieser Terroristen-Hysterie, Maschinenpistolen verkauft, begibt sich auf ganz, ganz dünnes Eis. Also gut, acht Riesen, weil du’s bist. Mehr geht nicht.«
    »Abgemacht«, sagte Fred, nach meinem Gefühl viel zu schnell, streckte seine Hand aus, Horsti schlug ein – und strich danach mit der Hand übers Fetthaar, sehr merkwürdig, aber ich verkniff mir jegliche spöttische Bemerkung. Freds rechte Hand war jetzt jedenfalls pomadisiert, und ich riet ihm später, sie gründlich zu waschen.
    Kurz nach Mitternacht rollte der Buick auf die Autobahn-Raststätte Wetterau, fuhr langsam durch die Parkzone. Ganz am Ende wartete schon der Waffenhändler – verärgert, wie man sehen und gleich darauf hören konnte. »Verdammt, Freddy, musste es unbedingt der Buick sein? Warum nicht was noch Auffälligeres? Rolls Royce aus den 30er Jahren, Postkutsche aus der Biedermeier-Zeit, damit dir jeder Depp hinterherglotzt.«
    »Klasse Spruch, Horsti«, sagte Fred anerkennend.
    »Das war kein klasse Spruch, du Hannebambel, das war’n Anschiss. Du kennst die Regeln nicht.« Und zu mir gewandt: »Aber du müsstest doch wissen, wie wichtig Unauffälligkeit ist, wenn man sich außerhalb des Gesetzes bewegt.«
    Ich winkte ab. »Kein Aas rechnet damit, dass in einem Oldtimer Maschinenpistolen rumliegen.«
    Horsti verdrehte die Augen. »Jetzt weiß ich, warum du sieben Jahre im Knast warst – wegen Doofheit.«
    »Hey, hey«, sagte ich aufgebracht. »Wenn du hier bist, um uns zu beleidigen …«
    Öliges Lächeln, ruhige Stimme: »Falsche Sichtweise. Ihr habt euch regelwidrig verhalten und seid deswegen von mir gerügt worden, Ende! Also mach jetzt keinen Zwergenaufstand. Schwamm drüber. Für die Beleidigung entschuldige ich mich natürlich. Aber um es noch mal zu sagen: In meiner Branche muss man jedes Detail beachten.«
    Um diese Uhrzeit war auf der Raststätte nicht viel los, die wenigen Fahrzeuge parkten weit entfernt von uns. Fred öffnete den Kofferraum, klappte den Koffer auf, Horsti pfiff begeistert durch die Zähne, befreite eine Uzi aus ihrer Plastikhülle, fummelte fachmännisch daran herum, zog ein Bündel Banknoten aus der Tasche und murmelte: »Dann wollen wir die Prachtstücke mal umladen.«
    Nebenan stand sein cremefarbener Jaguar XJ 6. Auch nicht schlecht. Und nach der Arbeit gab uns Horsti die Hand, die er anschließend wieder über seinen Fettkopf strich, und säuselte zufrieden: »War locker mit euch, hat Spaß gemacht. Und jetzt sagt mir doch mal, ganz im Vertrauen, wo ihr die Dinger herhabt.«
    Ich antwortete supercool und mit einem, wie ich annahm, maliziösen Lächeln: »Du kennst doch die Regeln, Horsti. Wenn man nichts weiß, kann man sich auch nicht verplappern.«
    Es freute mich, dass alle verhalten lachten.
    Dann fuhr Horsti flott davon.
    Fred war völlig fasziniert – von der Szene, von sich, dem harten Burschen, vom Leben überhaupt. Auf dem Heimweg hörten wir die Beatles-Version von
Money
und kamen uns ganz schön abgebrüht vor.
    Innerhalb von zwei Wochen wurde der Saustall nicht nur aufgeräumt und auf Hochglanz gebracht, sondern überdies in ein Schmuckstück verwandelt. Vor allem Doris, die handwerklich begabter war als Fred und ich zusammen, hatte Erstaunliches geleistet. Da sie mit mir Frau Finks ehemaliges Schlafzimmer bewohnte, wurde dort zuallererst die Blümchentapete satt mit gelber Farbe verdeckt und Doris’ Poster darauf angebracht, den Flur hatte sie mit Rauhfaser tapeziert und rot gestrichen. Frau Finks ehemaliges Büro war komplett ausgeräumt worden, die Wände waren jetzt schwarz, Tür- und

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