Das Jahr des Hasen
Lieferwagen des Kaufhauses Mannermaa. Der Kleider berg im Wartezimmer wuchs, und jeder konnte sich heraussuchen, was er brauchte, und die Stücke anpro bieren.
Der Beamte des Außenministeriums suchte sich pas sende Schuhe und gab Vatanen die geliehenen mit Dank zurück.
Als Vatanen wieder die eigenen Schuhe an den Füßen hatte, verließ er das Wartezimmer, der Lieferwagen des Warenhauses nahm ihn bis ins Zentrum des Ortes mit. Der Fahrer hatte im Radio die Nachrichten gehört und ging Vatanen mit seinen Fragen auf die Nerven.
Der hatte genug von den Ereignissen der letzten Tage, er nahm sich ein Zimmer im Hotel und rief den Rentier züchter in Sompio an.
»Die Hütte von Läähkimäkuru ist hoffentlich nicht auch abgebrannt?« fragte der.
»Nein. Hör zu, komm her und zahl mir den Lohn für die Reparatur der Hütte aus, ich glaube, ich haue besser ab, es war etwas unruhig in dieser Gegend.«
»Kann ich mir denken. Ich bring dir das Geld.« Der Hase sah nicht gesund aus. Er lag apathisch im
Rucksack, und als Vatanen ihn freiließ, sprang er lust-los aufs Bett und schloß die Augen.
Vatanen rief den Tierarzt an und fragte ihn, was dem Tier fehlen könnte. Der Arzt kam selbst, um den Hasen zu untersuchen, konnte aber nichts Genaues feststellen.
»Bei dieser Art gezähmter Wildtiere geschieht es oft, daß sie plötzlich ohne besonderen Grund sterben. Dies könnte so ein Fall sein. Der einzige Ort, an dem sich etwas für Hasen tun ließe, wäre das Staatliche Veteri närmedizinische Institut. Man könnte dort Proben ent nehmen. Aber bloß wegen eines Hasen können Sie na türlich nicht dort hinreisen. Ja, und außerdem wird dort keine Privatbehandlung durchgeführt.«
Da der Hase so schlecht aussah, beschloß Vatanen, sein möglichstes für ihn zu tun. Er verkaufte dem Ren tierzüchter seine Ausrüstung, die er in Läähkimäkuru zurückgelassen hatte, samt Skiern und allem Drum und Dran. Dann nahm er ein Taxi nach Rovaniemi und flog nach Helsinki. Vom Flugplatz Seutula fuhr er zum Staatlichen Veterinärmedizinischen Forschungsinstitut.
Vatanen lief durch die Gänge des Instituts, ohne daß ihn jemand beachtete. Endlich war er an einen Ort gelangt, an dem man einen Mann nicht verwundert anstarrte, nur weil er einen Hasen auf dem Arm trug.
Er fand ohne Mühe das Zimmer eines Professors, drückte auf die Klingel an der Tür, und als die grüne Lampe aufleuchtete, trat er mit dem Hasen ein.
Hinter dem Tisch saß ein weißbekittelter, etwas schmuddeliger Mann und blätterte in Papieren. Er stand auf, gab Vatanen die Hand und bot ihm einen Platz an.
Vatanen sagte, er brauche Hilfe, oder vielmehr der Hase, denn der sei krank.
»Wen haben wir denn da, was fehlt ihm denn?« sagte der Professor und nahm den Hasen auf den Arm. »Ich glaube, er hat irgendeinen Parasiten. Ist er vielleicht mit Ausländern in Berührung gekommen, oder hat er unge waschenes Gemüse gefressen?«
»Das ist gut möglich.«
»Wir müssen eine Blutprobe entnehmen, dann wissen wir mehr.«
Der Professor schrieb eine Anweisung auf ein gelbes Blatt Papier, übergab es Vatanen und fügte hinzu: »Er kommt doch von Evo, oder?«
Vatanen nickte.
Er ging ins Labor, lieferte den Schein bei einem Labo ranten ab, der ein paar Injektionsnadeln holte und dem Hasen zwei, drei Proben entnahm. Dieser zuckte dabei heftig. Das Ergebnis werde in zwei Stunden vorliegen, versprach der Mann.
Vatanen ging inzwischen essen, der Hase durfte so-lange im Institut bleiben. Nach zwei Stunden bekam Vatanen außer dem Hasen etliche Papiere überreicht, eine Art Krankenbericht, mit dem er zum Professor ging. Der sagte, er habe gleich eine Darmgeschichte vermutet. »Die ist mit zwei Spritzen behoben, ich schreibe einen Schein aus und gebe Ihnen alles mit nach Evo.«
Der Hase wurde geimpft, und Vatanen erhielt für ihn weitere Einwegspritzen.
»Feierabend«, sprach der Professor und zog seinen Arbeitskittel aus. Es war siebzehn Uhr.
»Ich fahre in die Stadt, Sie können mitkommen, falls Sie kein Auto haben«, sagte der schmuddelige Mann freundlich. Vatanen stieg zum Professor ins Auto und fuhr mit ihm Richtung Stadtzentrum.
»Geben Sie ihm zwei Tage lang klares Wasser und sonst nichts. Dann füttern Sie ihn wie üblich. Er ist bald wieder gesund. Ich fahre sie gleich zum Bahnhof. Sie sind doch mit dem Zug gekommen?«
Vatanen konnte nicht umhin zu sagen: »Ich bin geflo gen.«
Der Professor war erstaunt und lachte dann: »Aber zum
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