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Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Titel: Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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auf einer kleinen Insel westlich von Rügen. Die Insel heißt Hiddensee«, belehrt mich meine Mutter.
    »Da gibt es ein Haus für Jugendgruppen und dort sind wir mit unserem Pfarrer hingefahren«, ergänzt Manu.
    »Und was habt ihr da gemacht?«, frage ich sie und komme mir völlig begriffsstutzig vor.
    »Wir haben da eben gewohnt. Das war cool, denn da gibt es keine Autos, und es gibt Stellen auf der Insel, da ist das Land so schmal, dass du rechts und links das Meer liegen siehst. Dann sind wir Rad gefahren und gewandert, haben am Strand gesessen und ganz viel gequatscht. Zum Baden war es noch zu kalt. Bloß Matthias ist natürlich ins Wasser gegangen, aber heimlich. Der Pfarrer hat es trotzdem mitgekriegt und war ziemlich wütend. Und dann haben wir über so Sachen wie Konfirmation und Glauben geredet. Das habe ich aber alles vergessen, frag mich bloß nichts! Und selbst kochen mussten wir. Das war auch cool. Und eine wunderschöne kleine Kirche gibt es da. Die ist den ganzen Tag geöffnet. Ich habe da mehrmals allein im Stillen dringesessen und nachgedacht.«
    Wir starren Manu an und staunen.
    »Wieso bist du konfirmiert?«, traue ich mich jetzt doch zu fragen.
    »Ich bin getauft, und dann war ich im evangelischen Kindergarten, später sogar manchmal in der Christenlehre.«
    Was soll das denn sein? Christenlehre? Großes Fragezeichen.
    »Und dann im Religionsunterricht.« Sie erzählt ihre ganze Bildungskarriere. Manu war in Reli? Ich dachte, das wäre nur was für Faule. Manu ist ganz und gar nicht faul. Da hab ich mich wohl schon wieder geirrt. Ich erlebe eine Zeit der Irrtümer. Sind das die schwierigen Zeiten im Leben, von denen immer alle reden? Wo man nicht nur Pickel auf der Stirn bekommt, sondern auch jeden Tag so viel verrückte neue Sachen erfährt, dass man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht?
    Manu erzählt unbeirrt weiter: »Und als die Christenlehre zu Ende war, bin ich natürlich zum Konfiunterricht gegangen. Der ging in der siebten Klasse los.«
    Natürlich? Natürlich ist bei uns die Jugendweihe. Aber schade eigentlich, dass zur Jugendweihe nicht auch so eine Reise gehört. Ich denke das und sage es auch laut.
    »Das eine passt nicht zum anderen«, belehrt mich Carsten.
    »Und außerdem macht ihr nach der Jugendweihe ja auch eine besondere Klassenfahrt. Bei uns war das jedenfalls so. Und wir sind dann eben nach Prag gefahren«, sagt Manu.
    »Aber das ist nicht in allen Klassen so. Manche machen auch nur eine stinknormale Fahrt in die Jugendherberge nach Dahlen«, maule ich rum. Ich habe schlechte Laune und weiß nicht, warum. Außerdem habe ich wieder diese Wut im Bauch.
    »Das ist auch richtig, denn eigentlich sollten Jugendweihe und Schule nichts mehr miteinander zu tun haben«, sagt meine Mutter ziemlich streng.
    Auf welcher Seite steht sie nun eigentlich? Ich bin schon sehr gespannt, was wir für eine Fahrt machen werden. Schließlich gehe ich in der achten Klasse auch zur Jugendweihe. Das steht schon mal fest. Und dann müsste diese Fahrt kommen. Als ich das denke, dämmert mir, dass ich ja die Schule wechseln will. Also kann es mir völlig schnurz sein, was sich meine jetzige Klasse 7b für das kommende Jahr für eine tolle Klassen- oder Jugendweihefahrt aussucht. Ich bin dann nicht mehr dabei.
    »Konfiunterricht geht zwei Jahre lang«, höre ich Manu meiner Mutter gerade erklären. »Und im Frühjahr der 8. Klasse ist dann die Konfirmation. Und so, wie ich das verstanden habe …«
    Ich höre nicht mehr hin. Ich esse den Möhrensalat mit Zitrone und denke an Montag und die Schule. Mir ist fast schlecht vor Angst. Was kommt nun auf mich zu? Ich finde, dass diese Ferien so aufregend waren, dass ich gleich wieder Ferien brauchen könnte, um mich davon zu erholen. Aber niemand achtet auf mich. Die Uhr rückt weiter und jede Minute bringt mich dem zweiten Halbjahr der siebten Klasse näher. Schluchz!

14
    Ich stehe vorm Spiegel und putze mir die Zähne, während Manu völlig unverklemmt ihre Hose runterlässt und auf dem Klo Platz nimmt und pinkelt. Ich gebe mir große Mühe, das als total normal anzusehen, was mir aber echt schwerfällt, denn obwohl ich eine größere Schwes ter habe und wir als Familie insgesamt ziemlich unkompliziert sind, bin ich beim Klo irgendwie empfindlich. Ich höre ihr zu und stelle fest, dass echt nichts Besonderes dabei ist. Trotzdem trödle ich so lange rum, bis sie fertig ist und das Bad verlassen hat, dann flitze ich zur Tür und schließe ab. Jetzt habe

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