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Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Titel: Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Mutter bei der Wohnungssuche alle Fragen nach einem eigenen Zimmer für jede von uns abgewimmelt hat mit der Bemerkung, dass Mella sowieso bald das Alter hat, auf eigenen Beinen zu stehen. Und sie habe keine Lust auf eine Wohnung, die danach eine Nummer zu groß ist.
    Ich habe mich geärgert und gefreut zur gleichen Zeit. Ich bin gern bei Mella, aber manchmal würde ich sie am liebsten vertreiben. Dann nervt mich ihre Musik, und ich kann ihr Parfüm nicht ab, das ich einen Tag vorher herrlich gefunden habe. Ich möchte alleine schlafen, und doch liebe ich es, mit ihr zu quatschen. Ich finde sie zickig, beneide sie aber, dass sie schon zwei Freunde hatte, mit denen sie ich-weiß-nicht-was alles gemacht hat. Da rüber schweigt sie sich aus. Blöde Kuh!
    »Eh, woran denkst du?«, fragt mich Carsten plötzlich.
    »Ich hab an Mella gedacht und wie es ihr wohl in Prag so geht«, antworte ich, was ja auch halb wahr ist.
    »Sie hat vorhin angerufen«, sagt meine Mutter. »Es geht ihr gut, aber ihr Handy funktioniert im Ausland nicht. Sie hat von einer Telefonzelle aus angerufen und nicht viel erzählen können.«
    »Waren Sie schon einmal in Prag?«, schaltet sich Manu ein.
    »Nein«, sagt Carsten.
    »Ja«, kommt es von meiner Mutter.
    »Und du?«, frage ich Manu.
    »Ja, letztes Jahr auch auf Klassenfahrt. Es war herrlich! Prag ist die schönste Stadt, die ich kenne.«
    Meine Mutter lächelt versonnen. »Wir sollten mal hinfahren«, sagt sie zu Carsten. »Das wäre eine schöne Hochzeitsreise.«
    Das will ich jetzt lieber nicht hören. Davon war noch nie die Rede. Schluss!
    »Wir könnten nach Marias Taufe alle zusammen nach Prag reisen«, haut Carsten in die Kerbe.
    »Aber Mella ist doch gerade dort. Da wird sie nicht schon wieder hinwollen«, versuche ich abzulenken.
    »Das glaube ich nicht«, mischt Manu sich ein. Was fällt der ein? Das ist meine Familie und unser Problem. »Wenn man einmal da war, will man ganz schnell wieder hin. Man will sehen, ob alles noch so schön ist wie beim letzten Mal«, erklärt sie selbstbewusst.
    Wie romantisch! War das vielleicht das Wochenende mit Graf? Ach nein, sie sagte, es sei eine Klassenfahrt gewesen. Aber vielleicht ist er ja ihr Klassenlehrer. Das habe ich noch gar nicht überlegt. Ich muss sie das nachher fragen.
    »Soll Maria getauft werden?«, will sie jetzt wissen. So eine Idiotin! Was denn sonst? Wenn schon die Rede von einer Reise nach der Taufe ist!
    »Ja, aber wir sind uns noch nicht ganz einig.« Carsten ist sehr ehrlich.
    »Doch, wir sind uns einig«, trumpft meine Mutter auf. »Nur die Mädchen« – sie meint Mella und mich – »können sich damit noch nicht so richtig anfreunden.« Sehr fein ausgedrückt.
    »Was ist denn dabei?«, fragt mich Manu.
    Ich sehe sie an wie eine Außerirdische. Eh, kein Mensch ist heute mehr getauft, würde ich ihr am liebsten antworten. In meiner Klasse jedenfalls keiner. Nicht dass ich wüsste. Oder?
    »Ich bin auch getauft. Ich bin sogar letztes Jahr konfirmiert worden. Das war sehr schön.«
    Sie ist wirklich aus einer anderen Galaxie. Wie kann sie sich an ein schönes Fest erinnern, wenn es in ihrer Familie sonst so komisch zugeht? Sie beginnt davon zu erzählen, als wäre es gestern gewesen. Sie schildert ihr Kleid und die anderen Leute. Es waren doch sage und schreibe fünfzehn Jugendliche, die in dem Jahr zur Konfirmation gegangen sind.
    »Alle aus unserer Schule?«, frage ich ungläubig.
    »Nein, natürlich nicht. Ich und Matthias waren die Einzigen.«
    Matthias? Der Matthias?
    »Wieso Matthias? Der ist doch erst in der Achten!«
    »Ja, weil er klebengeblieben ist, der Träumer. Früher war er mal in meiner Klasse. Ein netter Typ. Ich mag ihn. Da kann ich dir Sachen erzählen von unserer Fahrt vor der Konfirmation.« Sie macht ein vielversprechendes Gesicht.
    Mir zieht sich alles zusammen. Was soll das denn für eine Fahrt sein? Und außerdem will ich ihre Geschichten über »meinen« Matthias gar nicht hören. »Mein« Matthias? Der würde sich kaputtlachen, wenn er das hören würde. Erst recht, wenn er schon fünfzehn oder sogar sechzehn ist. Mir dreht sich der Kopf.
    »Wo seid ihr denn hingefahren?«, fragt Carsten und tut total eingeweiht.
    »Nach Hiddensee, eine Woche, nach Kloster. Es war herrlich.«
    »Das klingt ja toll!«, sagt meine Mutter. Was klingt daran toll? Dass sie in einem Kloster waren? Ich denke, das gab es nur im Mittelalter.
    »Wieso im Kloster?«, frage ich.
    »Das ist ein Ort, der heißt Kloster und liegt

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