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Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Titel: Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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Ende der Reise bekommen sollte.
    Scotty erklärte meinen beiden Begleitern, sie sollten uns zu einer Bank führen. Mario wollte sich anschließen, die Alten hielten ihn mit einer Geste davon ab.
    Scotty hatte erfahren, dass es einen Bahnhof gab, marschierte uns voraus in dessen Richtung, um sich nach den nächsten Zügen in Richtung Neapel zu erkundigen.
    Ich fand eine Bank. Reichte meine Konto- und Kreditkarte über den Schalter. Ich erhielt mehr Geld als genug. Noch in den Bankräumen bezahlte ich die beiden Alten; sie blieben trotzdem bei mir, begleiteten mich zurück zum Hafen. Einem von ihnen gab ich das Geld für Mario, obwohl dieser nur ein paar Meter von mir entfernt am Kai stand. Der Alte reichte es weiter. Mario löste die Taue der Sabina, sprang an Bord und trieb Giovanni schimpfend zur Arbeit an. Das Boot verließ den Hafen und fuhr in Richtung Süden. Der Hafenmeister drohte dem Schiff hinterher. Mario hatte ihn nicht mehr bezahlt, sondern ihn an mich verwiesen. Ich übernahm die Liegegebühr. Der Hafenmeister rechnete und nannte eine viel zu hohe Summe. Die beiden Alten lachten, machten Anstalten, einzugreifen. Ich schüttelte den Kopf und zahlte. Es war mir egal.
    Wachse war nicht zu sehen. Ton und Technik hatten alle Koffer und Taschen inzwischen an den Hafenausgang geschafft. Die beiden geräumigen Hafenbecken besaßen einen aufwendig gestalteten Ausgang zur Stadt, ein Tor mit zwei Säulen, zwei wellenförmigen Mauern mit grünen Mosaiksteinen. Zweifellos versprachen sich die Stadtväter zukünftigen Reichtum von See her. Das leer gefischte Mittelmeer kam dafür kaum infrage. Aber der internationale Tourismus war langsam dabei, in diese Gegend Italiens vorzudringen.
    »Wo ist Wachse?«
    Ton und Technik saßen zwischen den Säulen auf dem Gepäck, ließen die Beine baumeln und hatten keine Ahnung.
    »Sie kriegt immer mal ihre Zustände, dann sind ihr die langen Menschen zu viel«, erklärte Ton.
    »Sie hat sich ein Fernglas geschnappt und ist wortlos davon. Runter zum Strand«, sagte Technik und zeigte in die Richtung.
    »Wie hypnotisiert«, ergänzte Ton. »Soll ich sie suchen?«
    Ich nickte.
    Scotty kam mit einem Taxi, winkte hektisch. »Der Zug fährt in zwanzig Minuten und braucht zwei Stunden bis Neapel. Es gab nur dieses eine Taxi. Wir müssen zweimal fahren. Los, Beeilung!«
    »Wachse ist weg.«
    Wir warteten fünf Minuten, weder Wachse noch Ton tauchten wieder auf. Scotty schickte das Taxi zurück. Es blieb uns nichts, als am Hafen zu warten. Eine Horde Kinder aus dem Ort versammelte sich. Sie schubsten sich und kamen uns auf diese Weise immer näher.
    Als den beiden Alten die Neugier der Kinder zu viel wurde, erhoben sie sich von ihren Körben. Die Meute rannte davon.
    Ton und Wachse blieben verschwunden.
    »Jetzt gehe ich hinterher«, sagte Scotty. Ich ging mit, die beiden Alten und Technik blieben zurück.
    Am Ende des Hafens begann ein manchmal sandiger, dann wieder steiniger Strand. Wir liefen dicht am Wasser entlang. Weit vor uns entdeckten wir zwei Gestalten. Sie waren es. Ton hockte hinter Wachse auf den Kieseln und redete auf sie ein. Wachse stand vor ihm, blickte starr auf das Meer. Das Wasser umspülte ihre Füße. Ihr Gesicht hatte rote Streifen, als hätte sie sich mit Sand gerieben. Ihre Kleidung war durchnässt. Das Haar klebte in Strähnen auf der Haut.
    »Sie reagiert nicht«, sagte Ton. »Ich habe sie schon gerüttelt und geschüttelt, ihr Meerwasser ins Gesicht gespritzt. Es nützt nichts.«
    Wir setzten uns zu ihnen. Scotty redete auf Wachse ein, berührte sie an der Schulter, wollte sie zu sich drehen, um ihr in die Augen zu schauen. Wachse bewegte sich nicht, ihr Körper war steif.
    »Wir tragen sie zurück. Es gibt sicher einen Arzt oder ein Krankenhaus im Ort«, schlug ich vor.
    »Sie hat etwas in der Hand«, sagte Ton.
    Ich versuchte, ihre Finger zu öffnen. Es ging nicht.
    »War das schon mal so bei ihr?«
    Ton schüttelte den Kopf. »So nicht. Vielleicht ist sie von einer Schlange gebissen worden?«
    Scotty meinte, man sollte sie ganz und gar ins kalte Wasser tauchen. Sie streifte die Schuhe ab und probierte mit den Füßen die Temperatur. »Es ist warm, viel zu warm«, sagte sie.
    Sie folgte Wachses Blick. »Seht ihr das da?«
    Das Meer hatte seine blaue Farbe verloren. Die Wellen schoben sich wie dünne graue Schieferplatten übereinander.
    »Was siehst du?«
    »Da schwimmt was.« Sie hob das Kleid hoch, schob den Stoff unter den Gürtel und watete tiefer ins

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