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Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Titel: Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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Cilento endet etwa dort.«
    »Du meinst, die lassen sich kaufen?«
    »Ich hoffe es.«
    Scotty grinste. »William Godin würde das auch versucht haben.«
    »William Godin ...«
    »Entschuldige.«
    »Ich schlage vor, du leitest das Gespräch ein, wie eine Untergebene. Erst wenn es auf den Punkt kommt, rede ich.«
    »Ich verstehe. Wir imitieren das Muster, das sie kennen. Du bist der Gangsterchef.«
    Ich stellte mich aufrecht hinter Scotty an den Bug, winkte den beiden, wies auf den Platz vor Scotty. Sie zögerten, doch dann nahmen sie ihre Körbe auf, schleppten sie heran und setzten sich vor uns wieder darauf.
    Ich wandte mich ab, und Scotty fragte, ob sie einen Job suchen würden. Sie bejahten. Sie fragte, ob sie für mich arbeiten würden. Sie blickten zu mir auf, aber ich sah über sie hinweg. Was das denn für eine Arbeit sei? Scotty erklärte, sie sollten mich nur ein paar Tage begleiten, damit ich hier im Lande nichts falsch machte und mein Ziel erreichte.
    Sie nickten.
    Ich zerriss ein Blatt Papier in zwei Teile und erklärte Scotty, sie sollten auf ihr Blatt eine Summe schreiben, die jeder von ihnen für eine Woche an Lohn haben wollte. Ich würde ebenfalls auf meinen Zettel einen angemessenen Betrag schreiben. Die Mitte aus beiden Summen würde ich ihnen zahlen.
    Scotty übersetzte. Die beiden zogen sich mit ihrem Zettel zurück, berieten sich. Scotty flüsterte: »Wunderbar! Großartig! Das hätte William Godin nicht hingekriegt. Und dein Gesicht dazu! Vollkommen unbeteiligt. Wenn deine Summe höher ist als ihre, aber noch realistisch, hast du sie auf deiner Seite.«
    »Natürlich ist sie höher.«
    Die beiden beschrieben ihren Zettel und kamen zurück. Sie legten ihn mit der verdeckten Summe zu meinem Papier. Wir drehten gemeinsam um. Sie hatten eine hohe Summe genannt. Mein Angebot war um ein Drittel höher. Ich rechnete den Durchschnitt aus, schrieb ihn auf beide Zettel, strich die alten Summen aus, schrieb »Policastro« darüber und unterzeichnet. Fast mein gesamtes Bargeld teilte ich durch zwei und gab es ihnen als Anzahlung.
    Die beiden zogen sich wieder zurück. Nach einer Weile stand einer von ihnen auf und ging ins Führerhaus zu Mario.
    »Er kündigt jetzt«, sagte Scotty. »Du hast ihnen mehr geboten als Mario, und du hast eine Anzahlung gemacht. Jetzt haben sie das Gefühl, alles, was an Bargeld auf dem Schiff ist, schon zu besitzen. Du bist besser als William Godin.«
    »Ich befürchte nur, Mario unterschreibt gerade, dass er den beiden das Schiff im Falle seines Todes übereignet.«
    »Kann sein. Wir müssen wohl so schnell wie möglich nach Policastro.«
    Ich nickte. »Tut mir leid um Tons und Techniks Arbeit. Es wird ihnen nicht gefallen.«
    »Dafür werden sie leben, überleben.«
    Trotz unserer Verhandlungen hatten wir nicht vergessen, die Küste zu beobachten. Sie wurde flacher. Flussland. Ich suchte die Mündung des Alento mit dem Feldstecher. Die Bahnlinie wurde sichtbar. Auf einer kleinen Anhöhe stand ein Turm. Waren das schon die berühmten Ruinen von Velia? Scotty ging nach hinten, um Ton und Technik zu informieren. Sie sollten sich darauf vorbereiten, das Schiff schnell zu verlassen.
    Sie kam zurück und zeigte auf die Küste. »Da drüben, die Ruinen. Weißt du, was das ist?«
    »Griechisch oder römisch?«
    »Das griechische Elea. Der berühmte Zenon hat dort gelebt, der könnte dir Vorbild sein.«
    »Der griechischer Philosoph?«
    »Er hat eine Reihe Paradoxa formuliert. Unter anderem besagen sie, dass man niemals sein Ziel erreicht und dass man nicht weglaufen kann.«
    »Ich erinnere mich an meine Schulzeit. War das der Wettlauf des Achilles, der die vor ihm gestartete Schildkröte niemals einholen kann? Die Schildkröte ist immer voraus. Dabei werden die Strecken zwischen ihnen mathematisch immer kleiner.«
    »Ja, das Teilungsparadoxon.«
    »Es funktioniert, glaube ich, nur, wenn man das Ziel bereits kennt. Nur dann kann man die Strecke teilen. Wir kennen unser Ziel nicht.«
    »Vielleicht kann er auch eher Vorbild als Revolutionär sein. Zenon wollte Elea von einem Tyrannen befreien, wurde aber gefangen genommen. Um seine Verbündeten nicht zu verraten, biss er sich selbst die Zunge ab.«
    Ich nahm das Fernglas wieder auf. »Wie viel ist von dem griechischen Elea noch übrig?«
    »Es wird immer noch ausgegraben.«
    »Du kennst es, nicht wahr?«
    »Ich bin Archäologin.«
    »Du warst schon hier?«
    Scotty antwortete nicht. Ich folgte mit dem Fernglas der Bahnlinie. Sie

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