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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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kaum noch ertragen, ihn, diesen Kopf, zu schütteln, um den guten Tschugeist mit einer schlichten Geste, einem klaren Nein, fortzujagen.
     
    Als Klaw unter den Kuratoren Fedora erblickte, war ihm klar, dass ihm ein unerträglich anstrengender Tag bevorstand.
    »Patron … Bedauerlicherweise ist Kurator Mawyn schwer erkrankt. Es war sein Wunsch, dass ich ihn hier in Wyshna vertrete. Hier ist die Urkunde, in der er mir die notwendigen Vollmachten erteilt hat.«
    »Danke, nicht nötig. Meine Herrschaften, nehmen wir unsere Plätze ein und beginnen wir mit der Diskussion.«
    Der finstere Kurator aus Rydna zog einen Mundwinkel leicht nach oben. Ganz leicht nur.
    Er, der den Luxus so liebte und die Hexen so hasste, hieß War Tanas und war etwas über fünfzig. Vor fünf Jahren hatte er die besten Aussichten auf den Stuhl des Großinquisitors gehabt. Selbst jetzt hatte er die Hoffnung darauf noch nicht aufgegeben. Wie Klawdi wusste, verfolgte Tanas die erste halbe Stunde jeder Diskussion schweigend.
    »Meine Herrschaften, bevor ich mir Ihre Ansichten anhöre, möchte ich einige Worte dazu sagen, wie sich mir die Sachlage darstellt.«
    Er sprach siebzehn Minuten. Fedora, die auf Mawyns Platz saß, blickte stur durch ihn hindurch. Nur mit Mühe konnte er den Wunsch unterdrücken, sich einen schmerzenden Punkt an der Schläfe zu reiben – an jener Stelle, wo ihr Blick ihn traf.
    »Mir ist daran gelegen, dass wir heute möglichst offen zueinander sind. Und die größtmögliche Verantwortung für unser Tun übernehmen. Denn für die Lage, in der wir alle uns gegenwärtig befinden, dürfte es kaum Analogien geben … zumindest nicht in den letzten vierhundert Jahren.«
    Sie alle verstanden nur zu gut, worauf er abzielte. Von dem Kurator aus dem Kreis Bernst vielleicht einmal abgesehen. Der saß da, entrückt und seinen eigenen Gedanken nachhängend.
    »Und jetzt würde ich gern Ihre Ansichten hören … bezüglich der ungewöhnlichen Aktivität der Hexen. Und bezüglich ihrer seltsamen Tendenz zur Gruppenbildung. Sowie – warum lange darum herumreden – im Hinblick auf die Schlinge, die um unseren Hals liegt und sich allmählich zusammenzieht …«
    Der Kurator aus Rydna zog wieder einen Mundwinkel nach oben. Fedora seufzte.
    Ums Wort bat der Kurator aus Altyza, ein junger Mann mit braunem Haar und einem schweren, behäbigen Körper sowie einer wieselflinken, höchst dehnbaren Moral. Schwermütig sann Klawdi darüber nach, dass der Stuhl des Großinquisitors irgendwann unter dem gewichtigen Hintern von Foma aus Altyza ächzen würde. Vermutlich. Der Fettwanst besaß einen hellen Verstand und war ein meisterlicher Taktiker. Heute bildete er eine Allianz mit dem Kurator aus Rydna, indem er als Erster sein Beil auf Klawdi abfeuerte, zugunsten von Tanas.
    Klawdi vertrieb den aufdringlichen Gedanken an eine Zigarette.
    Foma fasste sich kurz, redete jedoch sehr emotionsgeladen.
    Ja, die Situation in Altyza lasse zu wünschen übrig, woran freilich nicht die vermeintlich gesteigerte Aktivität der Hexen die Schuld trüge, sondern der letzte Befehl aus Wyshna. Altyza sei ein Kreis der Landwirtschaft, in dem es traditionell zahlreiche sesshafte und friedliche Hexen gebe. Die drakonischen Maßnahmen, die der Großinquisitor einklage, hätten die gleiche Wirkung wie ein Päckchen Hefe, das man in die Toilette werfe. Der Abschaum würde aus allen Ritzen kriechen. Die Hexen, die jahrzehntelang zurückgezogen und unregistriert in ihren Hütten gelebt hatten – wobei sie selbstredend stillschweigend kontrolliert worden seien – , würden jetzt Gott weiß wohin verschwinden, denn falls die Inquisition von Altyza den Befehl befolgte, könnte und müsste sie sämtliche Gefängnisse des Kreises mit unregistrierten Hexen füllen. Dies wiederum würde den Haushalt aufs Äußerste belasten. Die Hexen müssten zudem in überfüllte Zellen gepfercht und unter Bedingungen gehalten werden, die jeder Beschreibung spotteten. Dies würde nur ihre Aggressivität steigern, zu Panik führen und Destabilität oder Tragödien nach sich ziehen – wie die jenes dreizehnjährigen Mädchens, das von ihrer Mathematiklehrerin initiiert worden sei und mit Zahnpasta das Zeichen der Pumpe auf die Wange ihres schlafenden Bruders gemalt habe …
    Foma legte eine Pause ein. Der peinliche Zwischenfall, der ihn unter anderen Umständen den Kopf gekostet hätte, diente heute dazu, die Wahrheit seiner Worte zu illustrieren. Eine Untermalung in grellen, ja, schreienden

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