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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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Farben.
    Foma senkte den schweren, unter einem Übermaß an Kinnmasse leidenden Kopf. Im Grunde war er fertig. Die Lage im Kreis konnte mit einiger Mühe stabilisiert werden – und zwar nur deshalb, weil er die Sünde auf sich genommen habe, von einer buchstabengetreuen Umsetzung des letzten Befehls aus Wyshna abzusehen. Jetzt würde er vermutlich wegen Amtsanmaßung und Insubordination zur Verantwortung gezogen werden. Ein anderer an seiner Stelle hätte es sicher vorgezogen, den Kreis in strenger Befehlserfüllung in den Abgrund zu treiben. Das sei alles, was er, Foma, zu sagen habe, jetzt sei er bereit, auf Fragen zu antworten.
    Klawdi, der während der ganzen Ansprache mit unbeweglichem, freundlichem Gesicht dagesessen hatte, zauberte jetzt eines seiner charmantesten Lächeln auf die Lippen. »Meine Herrschaften, ich schlage vor, erst alle anzuhören. Dann werden wir zu den Fragen zurückkommen, sozusagen in ihrer Gesamtheit.«
    Foma zuckte die gut gepolsterten Schultern und nahm vorsichtig Platz. Er führte überhaupt jede Bewegung voller Vorsicht aus. Risikofreudig, kühn oder überraschend konnte er nur in Worten und Taten sein.
    Nacheinander sprachen der Kurator von Korda und der neue Kurator aus Rjanka. Der Erste holte weit aus, blieb vage und erschöpfte sich in Anspielungen auf die kurzsichtige und allzu dominante Führung in Wyshna, ließ jedoch auch eine Reihe nebulöser Anschuldigungen gegen die Hexen vom Stapel, die in der Tat ausgesprochen aggressiv aufträten. Der Zweite, der frischgebackene Kurator Juryz, beschränkte sich auf eine Aufzählung der Maßnahmen, die er bereits ergriffen hatte. Sie liefen im Wesentlichen darauf hinaus, alles, was sein Vorgänger angeordnet hatte, rückgängig zu machen. Klawdi zerquetschte unterm Tisch ein Päckchen Zigaretten. Juryz war ohne Zweifel talentiert. Warum hielt er sich mit solchen Kleinigkeiten auf? In zwanzig Minuten würde Klaw eine Pause ausrufen. Zum Rauchen.
    Die Ansprache Antors, des Kurators aus Egre, stellte einen schlecht verhüllten Angriff gegen die Position Fomas aus Altyza dar. Treffsicher pickte Antor aus der emotionalen Rede den Punkt heraus, der dem Kurator das Genick brechen musste: Die große Zahl unregistrierter, in der Landwirtschaft tätiger Hexen, die angeblich keine Aggression erkennen ließen und, heimlich von der Inquisition überwacht, in ihren Hütten lebten. Die Enthüllung einer solchen Tatsache hätte in früheren Zeiten nicht nur zur Amtsenthebung, sondern gleich zum Ausschluss aus der Inquisition aufgrund professioneller Unzulänglichkeit geführt. Antor sprach leise, seine Stimme klang metallen. Klawdi senkte die Lider ein wenig und beobachtete einen Sonnenstrahl, der über den weißen, polierten Tisch kroch. Formal hatte Antor recht. Faktisch war jedoch Foma im Recht. Die Methoden, die für Großstädte geeignet waren, versagten häufig bei den vereinzelt liegenden Gehöften und kleinen Ortschaften.
    Er schielte auf die Liste, die in der offen stehenden Schublade des Tisches lag. Die letzten Zahlen aus den Kreisen, die er sich im Übrigen nicht direkt von den Kuratoren besorgt hatte, sondern heimlich, durch Spione. Der ruhigste Kreis war ausgerechnet Altyza. Noch gestern hatte Egre am besten dagestanden. Am schlimmsten hatte es …
    Er fasste sich an die Schläfe. Fedora sah zu ihm herüber, doch er erwiderte ihren Blick nicht.
    Am schlimmsten hatte es Odnyza getroffen. Und die Lage spitzte sich weiter zu. Der Statthalter von Odnyza hatte Kurator Mawyn sogar schon eine offizielle Anfrage geschickt, ob …
    Antor, der Kurator aus Egre, endete. Er blieb kurz stehen, um alle Anwesenden nacheinander zu betrachten. Dann setzte er sich, genauer: er plumpste auf den Stuhl. Er zeichnete sich durch ein gewisses Ungeschick aus, in seinen Bewegungen und in der Kleidung, jedoch nie in seinen Taten. Zumindest auf Antor durfte Klawdi zählen.
    Foma, den Antors Rede gekränkt und verletzt hatte, verzog seinen großen weichen Mund zu einem giftigen Lächeln. Er verlangte Revanche und bekam nach Klawdis Dafürhalten weiche Knie. Zu viel hatte er auf eine Karte gesetzt – und konnte nun in der Tat erst recht rausfliegen.
    Alle sahen Tanas an, den Kurator aus Rydna. Die erste halbe Stunde war längst vorbei, jetzt kam der Zeitpunkt für sein gewichtiges Wort.
    Tanas hüllte sich jedoch weiter in Schweigen. Beide Winkel seiner dünnen Lippen wiesen nach unten. Der eine stärker, der andere schwächer. Alle warteten. Tanas schwieg.
    Was tun

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