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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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Klaw förmlich herausforderte. Djunka ging jedoch unbeirrt weiter, in ihrem schlangenfarbenen Badeanzug, während sie diese dämliche hochaufragende Frisur wie eine Kanne auf dem Kopf balancierte.
    Klaw verkrampfte sich. Ein Spaß war ja gut und schön, aber wenn sich diese Kerle das herausnehmen sollten … oder etwas, das Klaw dafür hielt …
    Doch nein, das taten sie nicht. Nicht bei Djunka. Sie verhandelte bereits mit ihnen, zeigte auf das Boot. In ihrer Stimme lag weder Verlegenheit noch Provokation, weder aufgesetzte Lockerheit noch Angst. Djunka verstand es, für alle und jeden den richtigen Ton zu finden, für das Schaf in der Koppel genauso wie für den Wolf im Wald oder den Direktor ihrer Schule, Herrn Fedul. Und allem Anschein nach bereitete ihr keine der Situationen auch nur die geringste Mühe.
    Schwerer fiel es ihr, mit Klaw eine gemeinsame Sprache zu finden. Sie hatte eine panische Angst davor, ihn zu verletzen. Nie wollte es ihr gelingen, ihre Zuneigung auch nur ansatzweise zu verbergen – und das stellte ihre Achillesferse dar. Das schwächte sie, denn eine Frau sollte nicht zu leicht zu erobern sein.
    Sobald der Schlauch auf dem Wasser schaukelte, verlor er seine graue Farbe. Nun glänzte er so schwarz wie ein Meeresungeheuer.
    »Herr Starsh wird aufgefordert, sich an Deck zu begeben! Herr Starsh, sämtliche Ratten haben das Schiff bereits verlassen, Sie können die Kapitänsbrücke also getrost betreten! Hey, Herr Starsh, wenn Sie noch eine Sekunde länger zögern, probt die Mannschaft den Aufstand! Hey, Klaw, hiss das Segel, bring mir eine Buddel Rum und pack das Gold in unsere Truhen. Yohoho, hol den Anker ein!«
    Da er Angst vorm Wasser hatte, klammerte er sich schon an den Schlauch, selbst als seine Füße noch Halt am Grund fanden. Das Wasser spritzte auf, denn Djunka schlug mit den Armen, sie zerhackte die Sonnenreflexe, tauchte ins Wasser und funkelte mit dem schlangenfarbenen Badeanzug. Klaw stockte der Atem. Djunka bezeichnete sich gern als Seeschlange. Bislang war Klaw jedoch nicht klar gewesen, welch erotische Anziehungskraft diese Schlangen besaßen.
    Er kniff die Augen zusammen. Jäh ging ihm auf, dass er glücklich war, dass er den Augenblick eines außerordentlichen Glücks genoss, den er aber nicht festhalten konnte, sondern an den er sich nur lange, lange Jahre würde erinnern können.
    Djunka spürte seine Stimmung. Sie hörte auf zu toben und stieß den Reifen konzentriert vom Ufer weg, näher an die Schilfwand heran, wo in einem löchrigen Kahn ein älterer Angler pittoresk schlummerte.
    »Weißt du was, Klaw?«
    Ihre Stimme klang ein wenig heiser. Das mochte vom kühlen Wasser herrühren oder von ihrem piratenhaften Gehabe.
    »Weißt du was, Klaw … Warum heiraten wir nicht? Schon morgen könnten wir uns trauen lassen. Was meinst du, Klaw, was das für ein Spaß wäre!«
    »Morgen«, erwiderte er mit lehrerhaft erhobenem Finger, »habe ich eine Prüfung. In Weltgeschichte.«
    »Und übermorgen bin ich dran«, meinte Djunka enttäuscht. »Wann wollen wir dann heiraten? Na, sag schon!«
    Verstört bemerkte Klaw, dass er nicht wusste, ob sich Djunka einen Scherz erlaubte oder nicht. Oder scherzte sie nur zum Teil? Vielleicht zu sechzig Prozent?
    Er schüttelte den Kopf. Diese dämlichen Prüfungen raubten ihm noch den Verstand. Selbst die simpelsten Gedanken rechnete er bereits in Prozent um.
    »Und dann gehen wir auf Hochzeitsreise«, sagte Djunka verträumt. »Fahren ins Ausland, in ferne Länder, ans Meer, zu den alten Schlössern …«
    Das in dem Reifen eingeschlossene Wasser plätscherte leise. Durch das so entstandene runde, schwarze Fenster glaubte Klaw bis zum Grund, bis auf jenes grüne Geflecht mit den kahlen Stellen aus hellem Sand hinunterspähen zu können. Djunkas lange Beine blitzten hier und da auf, weiß wie eine Süßkirsche.
    »Hey, das ist ja ein echtes Bullauge«, begeisterte er sich. Djunka lächelte.
    Im nächsten Augenblick tauchte sie unter. Wie eine Seeschlange glitt sie durchs Wasser. Ihre Beine verschwanden aus dem Blickfeld des runden Fensterchens, und der Reifen schwankte. Plötzlich sah Klaw Djunkas Gesicht.
    Unter Wasser schaute sie ihn durch das Bullauge an. Klaw verschlug es den Atem. Die Unterwasser-Djunka lächelte ihm mit geschlossenem Mund zu, als sei sie ein Bild in einem alten Rahmen und betrachte ihn aus der Tiefe eines Spiegels heraus. Wie schaffte sie es nur, die Luft derart lange anzuhalten?
    Das Schilf knackte. So wie sich ein

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