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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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Frau, mit der du vor wenigen Stunden intim geworden bist«, erklärte der Größere gelassen. »Mit der du, um es ganz klar zu sagen, geschlafen hast. Oder hattest du gleich mehrere Frauen am Stück?«
    Klaw spürte, wie er errötete. Dabei hatte er immer – und mit gutem Grund! – gedacht, er habe Nerven wie Drahtseile! Und dann sollte alles so einfach sein? Ein paar hingeworfene Worte – und schon stand er nackt inmitten einer Menschenmenge …
    »Mein Junge, dein Leben hat heute auf Messers Schneide gestanden. Sei nicht böse auf mich, denn ich will dir nur helfen. Nächstes Mal hast du vielleicht nicht so viel Glück. Gestern haben wir einen fünfzehnjährigen Jungen aus der Badewanne gezogen. Er hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten.«
    Die Wanne. Das Badezimmer. Was für ein ekelhaftes Wort!
    In diesem Augenblick schoss Klaw ein unglaublicher, ein widerwärtiger Gedanke durch den Kopf. Er spiegelte sich in seinem Gesicht mit derart unverfälschter Panik wider, dass die Hand, die auf seiner Schulter lag, spürbar fester zupackte. »Ganz ruhig … Es ist ja vorbei … Dir ist nichts passiert …«
    Der eingeschaltete Föhn am Rand des abschüssigen Brettes. Wie war er dorthin gekommen?!
    Djunka hatte so geweint …
    »Dein Leben hat heute auf Messers Schneide gestanden.«
    »Fällt's dir wieder ein?«
    Klaw schluckte dicken, bitteren Speichel hinunter. Das konnte nicht sein. Das war bloß ein dummer Zufall. Und die Kerle hier wollen mich ins offene Messer laufen lassen.
    Klar, jetzt fällt's mir wieder ein. Ich lebe mit einer Njawka zusammen, wir haben eine Wohnung in …
    »Nun komm schon, Junge, mach den Mund auf. Niemand wird je erfahren, dass du uns das gesagt hast. Das behalten wir für uns.«
    Und der Fahrer?! Er steht hier neben uns, kriegt den Mund nicht zu, in seinen Augen schimmern Verwunderung und eine gehörige Portion Ekel.
    »Vielen Dank …« Klaw nickte ihm unbeholfen zu. »Ich … komme schon alleine nach Hause. Fahren Sie ruhig weiter.«
    Ein Schnalzen mit der Zunge. Die Wagentür schlug zu. Klaw wartete, bis das Auto losfuhr. »Ich …« Wie widerwärtig das alles war, wie beschämend. »Ich … war … mit einer Frau zusammen. Ich … von der Straße … ich habe ihr Geld gegeben. Vermutlich ist es eine Nutte gewesen.«
    Seine Lippen bewegten sich kaum. In diesem Moment glaubte er selbst, was er da sagte, er glaubte es um der Sache willen – doch blieb ein Gefühl, als durchschwimme er ein Abflussrohr.
    »Ich … also, bei uns in der Schule, da gibt es ein Mädchen, Blocha … wir beide haben … also, das war nicht besonders schön. Deshalb wollte ich … dann hat sich das zufällig so ergeben. Die Frau hat mich angesprochen, Ehrenwort … auf der Straße … jetzt fällt's mir wieder ein … das war an der Ecke Prorywna-Straße, bei der Straßenunterführung …«
    Vor seinem inneren Auge entstand der Stadtplan. Den Ort, an dem es zu besagtem Treffen gekommen sein sollte, sah er klar vor sich. Je mehr Details er lieferte, desto glaubwürdiger wurde seine Geschichte.
    Die Tschugeister hörten ihm schweigend zu, bis zum Ende.
    »Die Adresse?«, fragte der Größere leise, sobald Klaw mit hängenden Schultern verstummte.
    » Straße des Ewigen Morgens. Da gibt's ein Hotel … genauer gesagt, mehrere. Sie hat ein Zimmer für eine Stunde gemietet …«
    »Und die eine Stunde hat euch gereicht?«
    Der kleinere der beiden Tschugeister konnte sich offenbar keinen Witz verkneifen.
    »Wie viel?«, wollte der Größere wissen.
    »Hä?«
    »Wie viel hat das Zimmer gekostet?«
    »Ich weiß es nicht.« Klaw klapperte mit den Augen. »Sie hat das bezahlt …«
    Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig. Entweder luden sie ihn jetzt ins Auto und suchten das Hotel, in dem er angeblich gewesen war; sofern sie nur eine gewisse Hartnäckigkeit an den Tag legten, würden sie ihn dann recht schnell der Lüge überführen. Oder sie winkten ab, weil die Straße des Ewigen Morgens mit zweifelhaften Absteigen nur so gespickt war, die ein Zimmer für ein, zwei Stunden vermieteten, ohne von ihren Gästen Papiere zu verlangen, und wo du, sobald du das Geld hingeblättert hast, nach oben gehen kannst.
    Die Tschugeister wechselten einen Blick. Sie trafen eine Entscheidung. Sie konnten sich kaum vorstellen, dass ein Teenager imstande war, so zu lügen. Sie kannten Klaw eben nicht.
    »War das alles?«
    »Das schwöre ich bei allem, was euch heilig ist. Schließt mich ruhig an einen Lügendetektor an …«
    Beide

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