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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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Hoheit.«
    »Achten Sie darauf, dass die Repressionen gegen die Hexen nicht … niemanden anders treffen. Ich will, dass im Land endlich wieder Ruhe einkehrt.«
    »Das wollen wir alle.«
    »Wie … wie heißt es doch gleich bei Ihnen? Nieder mit dem Abschaum?«
    »Nieder mit dem Abschaum, Eure Hoheit.«
    Ein kurzes Tuten. Klawdi legte den gelben Hörer auf die Gabel.
     
    An beiden Ausgängen des Palasts drängten sich Menschen, hauptsächlich ältere Frauen. Keine Demonstranten, sondern Besucherinnen, die den einfachen Angestellten nicht trauten und deshalb den Großinquisitor persönlich zu sprechen wünschten. Klawdi biss die Zähne zusammen. Warum half er nicht auch diesen unglücklichen Müttern, deren Töchter das Pech gehabt hatten, als Hexen in eine ganz normale Familie geboren zu werden – wo er Helena Torka doch so entgegengekommen war?
    Wer wohl Ywhas Eltern sind?, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Oder besser, wer waren sie? Denn es wäre doch seltsam, wenn ihre Eltern sie so durch die Welt ziehen ließen, den schmalen Grad zwischen Initiation und Gefängnis entlang.
    Er verließ den Palast durch eine dritte Tür, die unterirdisch und geheim war. Innerlich leistete er den geduldig wartenden Menschen Abbitte und stieg in seinen Dienstwagen; fünfzehn Minuten später traf er im Halbdunkel seines Hofes auf einen Mann.
    Nur selten kamen Bittsteller hierher – es sei denn, sie waren sehr verzweifelt.
    Die dunkle Figur trat auf ihn zu und versperrte ihm den Zugang zum Haus. Klawdi dachte an den Bodyguard im Auto und hob den Arm, um einen Schuss zu verhindern. Dem Mann, der dort vor dem Haus gewartet hatte, jagte die abrupte Geste eine Heidenangst ein. »Klawdi …« Er stolperte zurück.
    Was denkt er sich eigentlich dabei?, knurrte Starsh innerlich. Versteckt sich hier im dunklen Hauseingang! Gut, nicht in böser Absicht, sondern einzig und allein aus Dummheit.
    »Hallo, Nasan Gehen wir rein.«
     
    Alle Fenster der winzigen Wohnung standen weit offen, im Hof kreischten Kinder und zwitscherten Vögel. Ein Junge auf einem Fahrrad rief wieder und wieder nach seiner Freundin Ljura.
    »Was dann folgte? Dann habe ich ihm eine geschlagene Stunde einen Vortrag zum Thema ›Die nicht initiierte Hexe. Familie, Recht und Alltag‹ gehalten. So leid es mir tut, aber Nasar ist in dieser Angelegenheit erstaunlich inkompetent. Ich habe seine Wissenslücken, so gut es mir möglich war, gestopft.«
    »Ljura-a!«, rief der Fahrradfahrer weiter stur. »Kommst du raus?«
    Ywha beobachtete den Inquisitor, der Kaffee trank und rauchte. Der Luftzug trieb die graublauen Rauchfäden zum Fenster.
    »Ljura-a!«
    »Und … was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt: Danke .«
    Bedauernd machte sich Ywha klar, dass sich all ihre Gefühle auf ihrem Gesicht widerspiegelten. Selbst die, die sie verbergen wollte.
    »Auch ich bin … erstaunlich inkompetent. In puncto nicht initiierter Hexen. Früher habe ich zum Beispiel angenommen … dass eine solche Hexe, wenn sie sich nur versteckt, nicht entdeckt werden kann. Von niemandem.« Sie sah ihr Gegenüber fast herausfordernd an.
    »Das Unglück besteht darin«, erklärte Klawdi seufzend, »dass eine Hexe, selbst eine nicht initiierte, nun einmal eine Hexe bleibt. Sogar dann, wenn sie niemandem etwas zuleide tut. Sogar dann, wenn sie überhaupt nichts tut. Denn sie könnte etwas anrichten. Das ist der Punkt, an dem sich die Gesetzesväter schon seit Jahrhunderten die Zähne ausbeißen … und auch diejenigen, die die Gesetze in die Praxis umsetzen. Wenn sich ein Mensch nichts hat zuschulden kommen lassen – wofür wollte man ihn dann bestrafen? Allein für die Möglichkeit, dass er in Zukunft etwas Böses tun könnte ?«
    »Aber … diese Möglichkeit … wie hoch ist sie eigentlich?« Ywha spürte, wie ihre Kehle immer stärker austrocknete.
    »Zweiundsechzig Prozent«, teilte ihr der Inquisitor mit gelangweilter Stimme mit. »Achtunddreißig Prozent werden nie initiiert. Die erliegen der Versuchung nie. Sie leben ein langes, glückliches Leben und haben viele Kinder. Normalerweise sind Hexen nämlich sehr fruchtbar. Und um ihre Gesundheit kann man sie nur beneiden. Häusliche Pflichten vernachlässigen sie völlig, dafür erzielen sie unglaubliche Erfolge in allen Künsten. Sie sind intelligent und ausgesprochen eigen … All das habe ich Nasar gesagt, das kannst du mir glauben. Ich habe sogar übertrieben.«
    »Aber wie kriegt man raus …«, Ywha hob den Blick, »… wie kriegt man

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