Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
nicht begeistert sein, wenn wir mit dem Doktor abhauen. Würden die Waffenschmuggler riskieren, ihre Kunden zu vergraulen?«
»Wir müssen sie irgendwie überreden, das Risiko in Kauf zu nehmen.«
Janson studierte die topografische Karte, bis er merkte, dass Jessica ihn anstarrte.
»Was ist?«
»Warum hat uns Case beschatten lassen?«
Janson zuckte die Schultern. »Alte Gewohnheit. Er will halt irgendwie die Hand im Spiel haben.«
»Warum hat er dich nach mir gefragt?«
»Ein alter Reflex. Mir ist aufgefallen, dass du ihn nicht leiden kannst. Warum eigentlich?«
»Er ist ein Arsch.«
»Hast du jemals einen Topagenten gesehen, der nicht superehrgeizig und egoistisch ist?«
»Ich bin kein Arsch. Du auch nicht.«
»Manche verbergen es besser als andere. So wie es manche besser verbergen, wie sie sich dabei fühlen, in einem Rollstuhl zu sitzen.«
»Der Rollstuhl ist echt cool. Hast du gesehen, wie er den Sitz hochgefahren hat, als er mit Helms sprach?«
»Typisch Doug. Er hat unheimlich viel Energie in die Entwicklung des Dings gesteckt. ›Ich werd doch nicht sitzen, wenn die anderen stehen‹, hat er gemeint und die Sache angepackt wie eine Operation.«
»Hat die Stiftung den Rollstuhl bezahlt?«
»Klar. Doug möchte, dass jeder, der einen braucht, so ein Modell bekommt, aber bei einem Preis von hundertvierzig Mille wird’s wohl noch eine Weile dauern. Was hältst du übrigens von Kingsman Helms?«
»Sieht gut aus. Extrem ehrgeizig. Mir tut jeder leid, der ihm in die Quere kommt. Paul …?«
»Was?«
»Ist Doug Case einer aus dem Rettungsprogramm?«
»Rettungsprogramm?«
»Ist Doug Case einer der ehemaligen Agenten, die du mit deinem Rehabilitierungsprojekt aus dem Sumpf gezogen hast?«
Sie sah ihn auffordernd an, doch Janson schwieg. Er verdankte sein Überleben bestimmten Regeln, an die er sich hielt. Und die wichtigste Regel lautete: Jeder sollte nur so viel wissen, wie er für seine Aufgabe benötigte. »Warum fragst du?«
»Diese Befreiung des Arztes aus dem Rebellenlager ist nicht gerade ein Traumjob.«
»Ein Kinderspiel ist es nicht«, räumte Janson ein. »Aber so schwierig, wie Doug es gegenüber Helms dargestellt hat, ist es auch wieder nicht. Es geht nur darum, schnell rein- und rauszukommen.«
»Ein Rebellenlager, das sich erfolgreich verteidigt, ist wie ein Hornissennest.«
»Wir zwei haben schon Schlimmeres überstanden.«
»Ich frag mich, warum du den Job übernehmen willst.«
»Der Arzt hat es verdient, befreit zu werden.«
»Das haben viele. Sein Glück ist, dass sich die ASC unser Honorar leisten kann. Aber das ist nicht der Grund, warum du es machst. Liegt es vielleicht daran, dass Kingsman Helms und Douglas Case irgendwas im Schilde führen, von dem sie uns nichts sagen?«
»Ich weiß nicht, ob sie etwas im Schilde führen. Vielleicht verschweigen sie uns einfach nur etwas.«
»Sie lügen«, beharrte Jessie. »Du weißt es, und das reizt dich.«
Sie kannte Janson so gut, dass ihr das Funkeln in seinen Augen nicht entging. Er kam ihr vor wie ein Pirat: Da war etwas in der Ferne, und er segelte näher heran, um herauszufinden, ob es interessant war.
Doch Janson schüttelte nur den Kopf. »Ich hab keine Ahnung, ob sie lügen.«
Das Funkeln verschwand wieder aus seinen Augen, sodass auch sie nicht mehr hätte sagen können, was wirklich in ihm vorging. »Es interessiert mich, das schon. Für die USA und China und alle anderen, die nach sicheren Ölquellen suchen, ist der Golf von Guinea eine Riesenchance, vom Mittleren Osten unabhängig zu werden. Es geht also um sehr viel.«
Das war Jessica ebenfalls bekannt. Was sie jedoch gern gewusst hätte, war, was Janson wirklich dachte, und es machte sie verrückt, dass er es für sich behielt. Was hatte er vor? Sie kannte keinen komplizierteren Menschen als ihn. Er handelte zwar immer schnell, direkt und entschlossen, weil das notwendig war, um zu überleben. Doch hinter seiner direkten Art, so kam es ihr vor, verbarg sich ein äußerst komplexer Charakter.
»Das ist aber nicht alles«, beharrte sie. »Ich glaube, du machst dir auch Sorgen um Doug Case. Komm ich der Wahrheit näher?«
»Die Wahrheit …«, sagte Janson mit einem schelmischen Lächeln. »Unser alter Freund.«
»Dein alter Freund«, gab sie zurück und beobachtete, wie sich seine Gedanken nach innen richteten.
Paul Janson wusste, dass er sich auf seinem Weg der inneren Heilung jeden Tag aufs Neue der Wahrheit stellen musste: Verbrechen, die er im Dienst
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