Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
Sitzlehne nach vorne, doch er vermutete, dass der Fahrer sein Handy mit der Vorderseite nach oben im Schoß liegen hatte.
Jessie lächelte ebenfalls. »Erinnerst du dich auch dran, wie du im Gras gelegen hast?«
Janson griff sich an die Schläfe, wo sie ihm mit einer Eisenstange eine leichte Gehirnerschütterung zugefügt hatte. »Sogar sehr gut.«
Wenig später hatten sie sich in Amsterdam wiedergesehen. Sie hatte ihn vor dem Lauf ihrer Waffe gehabt, und er hatte dem Tod ins Auge gesehen. Er war stolz darauf, wie ruhig er in diesem Moment das Unvermeidliche akzeptiert hatte. Denn es bestand kein Zweifel daran, dass er sterben würde. Sie war darauf trainiert zu töten, und nichts konnte sie daran hindern.
Das Taxi wurde langsamer, als sie den Eingang zum Konferenzzentrum erreichten.
Jessie Kincaid beobachtete, wie er zwei Zwanzigdollarscheine aus dem Geldbündel zog, das er stets bei sich trug. Er zahlte in bar. Keine Rechnungen, keine Spuren. Janson bemerkte, wie sie das Geld in seiner Hand anstarrte. Es erinnerte sie an ihre Jugend, als sie mit sechzehn die Highschool abschloss und noch am selben Tag aus Red Creek, Kentucky, weglief. Sie kaufte sich ein Greyhound-Busticket mit einem Geldbündel, das sie aus der Kasse in der alten Tankstelle ihres Vaters genommen hatte. Ihr Vater hatte sie nach dem Tod ihrer Mutter allein großgezogen und ihr beigebracht, wie man jagte, angelte, Autos reparierte und mit einem Gewehr umging. Er hatte sie nichts tun lassen, was Mädchen normalerweise taten, weil es ihn zu schmerzlich an seine Frau erinnert hätte, sie beim Kochen oder Putzen zu sehen.
»Du könntest eines Tages zu ihm fahren und ihm das Geld mit Zinsen zurückgeben.«
»Glaubst du, ich hab noch nie daran gedacht?«
»Irgendwann tust du’s.«
»Ja? Glaubst du? Und wie soll ich wiedergutmachen, dass ich abgehauen bin, ohne ein Wort zu sagen?«
»Du hast schon kniffligere Probleme gelöst.«
»Das kommt dir nur so vor.«
»Du machst das schon.«
»Ja. Irgendwann mal.«
Bill Pounds beobachtete, wie Janson und Kincaid das Taxi bezahlten, das Brown Convention Center betraten und sich durch den Durchgang zum Hilton begaben, wo sie entweder Zimmer gebucht hatten oder sich mit jemandem trafen. Vielleicht wechselten sie auch nur das Taxi. Er folgte ihnen, gut verborgen in der Menge der Gäste. Plötzlich blieben die zwei stehen. Die Frau verschwand in der Damentoilette, während der Mann weiterging. Pounds folgte ihm. Wenige Sekunden später blieb auch der Mann stehen, etwa zehn Meter von den Toiletten entfernt. Er machte kehrt, so als hätte er beschlossen, doch schnell aufs Klo zu gehen.
Der Sicherheitsmann von ASC schritt ganz normal weiter, mit der Absicht, nah an dem Mann vorbeizugehen, ohne ihn direkt anzusehen, so wie all die anderen, die durch den Durchgang eilten. Der Typ rempelte ihn an. Der Ex-Ranger war ein gutgebauter Mann von neunzig Kilo, doch es fühlte sich an, als wäre er gegen eine Betonziegelwand gekracht.
»Sag Doug Case, er soll die kindischen Tricks lassen.«
Schiefergraue Augen bohrten sich in seine.
Pounds versuchte zu bluffen. »Was?«
»Ich hab gesagt, Doug Case soll seine kindischen Tricks lassen.«
»Kennen wir uns?«
Plötzlich tauchte die Frau hinter Pounds auf. »Hey, Schätzchen, wie geht’s?«, sagte sie nicht unfreundlich, dann fasste sie ihn am Ellbogen und jagte ihm einen unbeschreiblichen Schmerz durch einen Nerv, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass es ihn gab. Für eine Sekunde sah er nichts mehr, dann lehnte er sich gegen die Wand, während die beiden ohne Hast zum Hilton weitergingen.
Der Job war nur machbar, wenn sie einen Weg zum und aus dem Lager der Rebellen auf dem Pico Clarence fanden.
Im Taxi zum Hobby Airport wechselte Paul Janson E-Mails mit einem Waffenhändler, zu dem er mehr Vertrauen hatte als zu den meisten anderen, einem gewissen Neal Kruger, und mit dem stellvertretenden Präsidenten der südafrikanischen Polizei, Trevor Suzman. Jessie Kincaid googelte inzwischen auf ihrem iPhone nach Karten und Informationsmaterial, leitete alles auf ihren Computer im Flugzeug weiter und setzte sich danach mit dem Franzosen in Verbindung, der ihnen half, wenn sie in Europa einen Hubschrauber benötigten. In ihrer Kommunikation verließen sie sich auf ihre abhörsicheren Immarsat-Satellitentelefone, die mit dem Tor-Netzwerk zur Anonymisierung arbeiteten. Jessica holte die Karten und das Informationsmaterial auf die Aquos-Monitore.
»Ich bin so weit«,
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