Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
hat ihm das Leben gerettet, wenn auch nicht seine Wirbelsäule.«
»Wow … Aber du hast gesagt, er wurde angeschossen.«
»Das war etwas anderes.«
»Wann hast du etwas unternommen?«
»Als ich ihn am Washington Boulevard in Ogden, Utah, betteln sah.«
»Wie hast du ihn gefunden? Ein VA-Krankenhaus?«
»Er ist in Ogden aufgewachsen. Wenn alles den Bach runtergeht, kehrt man nach Hause zurück.«
Jessie schüttelte den Kopf. »Manchmal hab ich ein richtig schlechtes Gewissen.«
»Warum?«
»Du tust so viel Gutes, ich tu gar nichts.«
Janson lachte. »Ein Kreuzritter in der Firma reicht. Im Ernst, Jessie, du bist so jung. Du bist in einer ganz anderen Situation. Noch in der Entwicklung, du lernst dein Handwerk immer besser. Sag Mike, wir fliegen nach Afrika.«
Jessie Kincaid ging nach vorne zum Cockpit und öffnete die Tür. Vierzigtausend Fuß unter der langen Nase des Flugzeugs erstreckte sich eingezäuntes Farmland, so weit das Auge reichte. Die Felder leuchteten grün im Sonnenlicht. Die Bäche und Flüsse waren von Bäumen gesäumt.
Sie legte Mike und Ed eine Hand auf die Schulter. »Jungs, wisst ihr, wo Afrika liegt?«
»Hab davon gehört«, antwortete Ed.
»Der Boss will hin.«
»In einen bestimmten Teil von Afrika?«, fragte Mike.
»Port Harcourt, Nigeria.«
Sie verfolgte aufmerksam, wie Ed die Änderung des Reiseziels in das Honeywell Flugmanagementsystem eingab, das sofort die wirtschaftlichste Flugroute berechnete.
»Zuerst geht’s nach Caracas zum Auftanken«, sagte er zu Mike.
»Gönn dir ruhig ein bisschen Schlaf«, meinte Mike.
»Zuerst geb ich noch unsere Passagierliste für den Zoll und Grenzschutz ein.«
Mike blickte lächelnd zu Jessie zurück. »Jessica, wenn Ed sich hinlegt – hättest du Lust, für eine Weile auf dem Pilotensitz Platz zu nehmen?«
»Und ob!«, antwortete sie begeistert. Ihr war jede Gelegenheit willkommen, ein Flugzeug zu steuern. Sie hörte zu, während Mike sich mit der zuständigen Flugverkehrskontrolle in Verbindung setzte, um die gewünschte Kursänderung durchzugeben. Als die Erlaubnis für den neuen Kurs kam, zog er die Maschine in einem weiten Bogen nach Steuerbord.
»Bin gleich wieder da«, sagte Jessica. »Ich sag’s nur kurz dem Boss.«
Sie eilte in die Hauptkabine zurück und stützte sich ab, um die Neigung des Flugzeugs auszubalancieren. Janson saß auf seinem Platz und starrte in den Himmel hinaus. Da geht es nicht nur um Doug Case, dachte sie. Nicht nur um den entführten Arzt. »Die Maschine« spürte, dass da etwas nicht stimmte. Jessie zögerte einen Moment lang, ob sie ihn darauf ansprechen sollte. »Da geht noch etwas anderes vor. Sag mir, was los ist.« Doch sein leicht geneigter Kopf verriet ihr, dass er – selbst wenn er gewollt hätte – es nicht in Worte fassen konnte. Noch nicht.
4
Im Lager der FFM-Rebellen, das sich in einer der Höhlen befand, die das dicht bewaldete Gebirge inmitten des Inselstaates durchzogen, warteten sieben Männer, an die Stämme immergrüner Eisenholzbäume gefesselt, mit Schrecken auf das, was sie erwartete.
Da und dort drangen Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach zwanzig Meter über ihnen, wo Schlingpflanzen die Baumwipfel erstickten. Das Rauschen eines Bachs, der den Berg hinunterschoss, übertönte die Geräusche der Aktivitäten ringsum und verstärkte das Gefühl der Gefangenen, von dem Geschehen isoliert zu sein, das über ihr Schicksal entschied. Sie hörten nicht die laute Stimme in der Höhle, in der das Feldlazarett untergebracht war.
»Was haben die meinem Vater angetan?«, fragte Douglas Poe wütend, zu Dr. Terry Flannigan gewandt. Der Sohn des Anführers des Free Forée Movement war ein großgewachsener, drahtiger Mann von fünfundzwanzig Jahren mit dunkler Haut und Cornrow-Frisur.
»So ungefähr alles, was man einem Menschen nur antun kann, ohne ihn umzubringen«, antwortete der Doktor und bemühte sich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wenn man versuchte, einen Schwerverletzten wiederherzustellen, war es nicht förderlich, sich darüber Gedanken zu machen, welche Art von Menschen seinen Patienten so zugerichtet hatten.
Flannigan blickte argwöhnisch zu Poes Sohn hinüber. Douglas Poe war völlig außer sich angesichts des Zustands seines gefolterten Vaters. Eine falsche Bewegung, dachte der Arzt, und er würde so wie die anderen an einen Baum gefesselt, um erschossen zu werden. Flannigan zitterte. Es war kühl hier oben auf dem Pico Clarence, und noch ein bisschen kühler
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