Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
sagte sie, während die Embraer von der Startbahn abhob.
Janson hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie er ins Lager der Rebellen hineinkommen wollte – schnell und unauffällig im Schlepptau der Waffenschmuggler –, doch um zu überleben, mussten er und Jessie jede denkbare Alternative in Betracht ziehen. Manchmal ergab sich doch noch etwas Besseres. Und wenn sich die Situation änderte und man von der geplanten Taktik abweichen musste, war es hilfreich, rasch eine andere Lösungsmöglichkeit zur Hand zu haben.
»Hubschrauber?«
»Mit dem EC 135 schaffen wir fünfhundert Meilen«, antwortete Jessica. »Eine leistungsstarke zweimotorige Maschine, in Europa leicht zu bekommen, aber auch in Westafrika zu finden. Schwierig, aber nicht unmöglich, im Dschungel zu landen. Ich sehe drei mögliche Landeplätze am Fuß des Pico Clarence, aber die topografischen Karten sind ziemlich schlecht, und es gibt keine Satellitenaufnahmen, die das Blätterdach durchdringen.«
Janson studierte die topografischen Karten des Pico Clarence, die sie auf den Bildschirm geholt hatte. Was man über das Terrain des Vulkanbergs wusste, basierte auf den Erkundungen der portugiesischen Regierung aus den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Er scrollte durch die Karten der afrikanischen Küste. »Das Problem mit dem Hubschrauber ist: Von wo starten wir? Fünfhundert Meilen, das heißt zweihundertfünfzig hin und zurück. Das beschränkt unseren Ausgangspunkt auf Nigeria, Kamerun, Äquatorialguinea und Gabun. Kamerun, Äquatorialguinea und Gabun nehmen in dem Konflikt auf der Insel eine abwartende Haltung ein. Sie geben uns also bestimmt keine Starterlaubnis auf ihrem Territorium. Das heißt, wenn wir von dort starten, müssen wir woandershin zurückkehren. Nigeria scheint auf der Seite von Diktator Iboga zu stehen. Doch ich möchte mich nicht darauf verlassen, dass die Nigerianer ihr Wort halten.«
»Gibt es da nicht eine nigerianische Lady, die du recht gut kennst?«
»Sie lebt heute in London. Außerdem gibt uns der EC 135 trotz seiner großen Tanks nicht viel Spielraum in der Reichweite.«
»Der Super Puma hätte die doppelte Reichweite. Der Sikorsky S-76 ebenso. Dein Freund Doug könnte uns leicht einen beschaffen.«
»Mit dem S-76 kämen auch Ghana, Togo, Benin und Kongo infrage, doch diese Regierungen wollen sich genauso wenig einmischen. Der Puma ist eine Maschine für achtzehn Personen. Zu groß.«
»Eine andere Möglichkeit wäre ein Start mit dem EC 135 von einem vorbeifahrenden Schiff aus.«
»Klingt schon besser. Bis auf eine Kleinigkeit: Die Rebellen werden denken, dass der Heli von Iboga kommt, und auf ihn schießen. Sie haben den Luftraum ziemlich effektiv gesäubert.«
»Okay, dann vergessen wir den Hubschrauber. Wie wär’s, wenn wir mit einem Linienflugzeug oder einer Privatmaschine nach Porto Clarence fliegen? Von dort fahren wir ins Innere, so weit die Straße reicht und den Rest zu Fuß. Wir holen uns den Doktor und marschieren zurück nach Porto Clarence.«
»Was ist, wenn Iboga den Doktor über das Rebellenlager befragen will, oder über den Gesundheitszustand von Ferdinand Poe?«
»Das Problem hätten wir auch, wenn wir aus der Luft kommen. Wenn wir mit dem Fallschirm abspringen, müssten wir genauso zurückmarschieren. Bliebe höchstens ein Boot. Mit dem Boot zur Küste. Zu Fuß zum Lager und zurück. Mit dem Boot weg.«
»Vielleicht sollten wir’s mit den Waffenschmugglern versuchen. Irgendwie kommen sie ja auch zur Insel, ins Lager und wieder zurück. Wahrscheinlich bestechen sie Ibagos Küstenwache und Soldaten.«
»Aber dein Kumpel Doug sagt, sie sind tabu.«
»Ich hab mit Neal Kruger gesprochen, dem Schweizer. Er weiß, wo man ein paar Starstreak-Raketen bekommen könnte.«
Jessies Augen weiteten sich. »Cool.«
»Für diese Waffen würden uns die Waffenschmuggler wahrscheinlich ins Lager führen. Die Rebellen wären sicher scharf auf solche lasergelenkten Luftabwehrraketen. Wir fahren auf ihrem Boot zur Insel, trennen uns von ihnen, sobald wir in die Nähe des Lagers kommen, und gehen schnell rein und raus.«
»Und wenn die Waffenschmuggler Ärger bekommen?«
»Wir haben unser eigenes Boot bereit, mit dem wir bis zu einem Offshore-Serviceschiff kämen.«
»Das uns Doug zur Verfügung stellt?«
»Nein. Der Klient zahlt dafür, dass man ihm nichts nachweisen kann, falls etwas schiefgeht.«
»Es gibt noch ein anderes Problem«, erwiderte Jessica. »Die FFM-Rebellen werden
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