Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
Leuchten. Ohne das Brummen der Taxis, Lieferwagen und Motorräder hätte es ein Nachmittag in den Zeiten der Königin Victoria sein können.
In der nahegelegenen New Bond Street schlossen ein Sicherheitsmann und ein Verkäufer mit einigem Herzklopfen die Tür des exklusiven Juweliers Graff Jewellers auf. Es schien tatsächlich Mick Jagger zu sein, der da aus einem schwarzen BMW ausstieg und mit einer hübschen Blondine auf das Juweliergeschäft zuging. Sie öffneten die Tür und baten den steinreichen Rockstar und seine glamouröse Freundin herein. Aus der Nähe wirkte Jaggers Haut wie faltiges Papier, etwas unerwartet, selbst wenn man bedachte, dass der Sänger schon seit den Sechzigern aktiv war. Was den beiden Männern im Geschäft jedoch wirklich ins Auge sprang, waren die beiden Pistolen, die der vermeintliche Star und die Blondine plötzlich in den behandschuhten Händen hielten. Der Verkäufer berichtete später, dass es sich um einen Mann in Frauenkleidern gehandelt haben könnte.
Der Sicherheitsmann, ein ehemaliger Angehöriger der Royal Marine, versuchte, den beiden die Pistolen zu entreißen, überlegte es sich jedoch schnell anders, als Mick Jagger einen Schuss in den Teppich abfeuerte. Danach ging alles ganz schnell. Die Diebe füllten mehrere Samtbeutel mit den teuersten Halsketten, Armreifen, Ringen und Uhren. Der Sicherheitsmann und der Juwelier mussten sich hinter der Theke auf den Boden legen, und die beiden Diebe brausten in ihrem BMW davon.
Das schwarze Auto raste die New Bond Street entlang und bog auf die Bruton Street Richtung Bruton Place und Berkeley Square ab. Dort sprangen sie aus dem Wagen, nachdem sie sich ihrer Latexmasken und Perücken entledigt hatten, und stießen mit einem Radfahrer zusammen, der am Bürgersteig wartete, um die Straße zu überqueren. Sie entschuldigten sich höflich und stiegen in ein schwarzes Taxi ein, das auf der Berkeley Street Richtung Piccadilly davonfuhr. Der Radfahrer nahm seinen Pulli von den Schultern und warf ihn in den Weidenkorb.
Während die Polizeisirenen in den schmalen Straßen heulten, schob er sein Fahrrad über die Berkeley Street und auf den Platz. Hinter ihm brauste ein gelb-blauer Smartcar-Polizeiwagen um die Ecke des Bruton Place und hielt neben dem verlassenen BMW an.
Der Radfahrer verfolgte das Geschehen mit unschuldiger Miene, während er seinen Drahtesel weiterschob. Ein Wagen der Flying Squad raste die Berkeley Street herauf, ein Volvo mit heulenden Sirenen. Bewaffnete Einbruchspezialisten sprangen heraus, Pistolen in den Händen, und blickten in den leeren BMW. Passanten zeigten Richtung Piccadilly, und die Flying Squad brauste weiter.
Nachdem Iljitsch Hagopian den schmalen Platz überquert hatte, stieg er wieder auf sein Fahrrad, als zwei Männer – einer im Nadelstreifenanzug, der andere in Jeans und Windjacke – von ihren Bänken aufstanden und ihn an den Armen festhielten.
»Nicht schreien«, sagten sie. »Sonst rufen wir die Bullen.«
»Und zeigen ihnen, was Sie da im Korb haben.«
Ein Van hielt neben ihnen an. Der Wagen hatte genug Platz für das Fahrrad. Sie fesselten ihn mit Handschellen an sein Fahrrad, damit er nicht auf die Idee kam, bei der nächsten Ampel aus dem Van zu springen. Dann nahmen sie die Samtbeutel aus dem Korb und steckten sie in mehrere wattierte Umschläge. Als Iljitsch Hagopian die gedruckten Adressaufkleber sah, glaubte er, nicht richtig zu sehen.
Graff Jewellers
New Bond Street
London W1
(Achtung: Fundsachen)
Der Van hielt an. Der Mann im Nadelstreif sprang aus dem Wagen, steckte die Umschläge in den Schlitz eines Briefkastens und ging weg. Der Van fuhr weiter. Der verhinderte Juwelendieb beobachtete, dass sie den Schildern zum Flughafen Heathrow folgten. Dort angekommen, suchten sie den Luftfrachtschalter auf.
»Wohin bringen Sie mich?«
»Heim zu Mami.«
Paul Jansons Embraer flog die elfhundert Meilen von Port Harcourt, Nigeria, nach Luanda, Angola. Das Flugzeug landete am Flughafen Quatro de Fevereiro. Mike und Jessie Kincaid, die Ed auf dem Copilotensitz abgelöst hatte, achteten besonders auf die Erdölbohrtürme, die hoch in den Himmel ragten. Nach der Landung rollten sie zwischen riesigen 747-Luftfrachtern und den Charterflugzeugen der Ölgesellschaft hindurch.
Dr. Hagopians angolanischer Agent, der sich als Portugiesischübersetzer tarnte, traf Janson im Terminal und führte ihn durch einen speziellen Bereich der Passkontrolle. Er war halb Portugiese, halb Angolaner, aus dem
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