Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
durch das Fenster zum Palast hinunter. »Ihr wolltet Iboga nicht jagen«, sagte er zu den beiden Amerikanern. »Aber ihr seid trotzdem mittendrin. Ihr könnt das Finale von Logenplätzen mitverfolgen. Schaut hinunter auf den Pier. Er muss jeden Moment herauskommen.«
Janson wandte sich an Jessica. »Ein Krieg, wie von Shakespeare geschrieben. Alle Hauptakteure in einem Raum.«
Wie vorausgesagt, flüchtete sich Iboga auf den Pier, die massige Gestalt unverkennbar, doch er verfügte über genügend Kraft, sein Gewicht zu tragen. Und er war auch nicht allein, sondern wurde von zwei Männern mit Maschinengewehren begleitet, die abwechselnd auf die Verfolger feuerten und frische Magazine einschoben, aus schier unerschöpflichen Munitionsvorräten, die sie gegenseitig aus ihren Rucksäcken entnahmen.
»Nicht schlecht gemacht«, stellte Jessica fest.
Plötzlich fiel einer der beiden, von einer Kugel getroffen. Jetzt hatte Iboga nur noch einen Leibwächter zur Verfügung, der weiter ruhig feuerte, während sie sich immer weiter auf den Pier zurückzogen. Janson hielt im Hafen nach einem Boot Ausschau, das zur Rettung des Diktators herbeieilte, doch er sah keines. Durch die Kämpfe in der Stadt hatte sich der Hafen geleert, von den heruntergekommenen Öllagern über die Angelstege bis zu den Anlegestellen für die Frachter. Nur ein rostiges bulgarisches Passagierschiff war nicht aus dem Hafen geflüchtet.
»Kann ich mal Ihr Fernglas haben?«, fragte Flannigan.
Janson reichte es ihm, und der Doktor fokussierte umständlich auf die beiden Flüchtenden.
»Erkennen Sie jemanden?«
»Nein«, antwortete Flannigan hastig und gab ihm das Fernglas zurück.
»Da – am Himmel«, warf Jessica ein.
Ein winziger Punkt am Horizont.
»Die machen Hackfleisch aus einem Helikopter.«
Doch der Punkt wuchs zu schnell an für einen Hubschrauber. Binnen Sekunden näherte sich ein Kampfjet mit hoher Geschwindigkeit. »Hat die Africa Partnership Station zufällig einen Flugzeugträger in der Nähe?«
»Nicht dass ich wüsste. Vielleicht kommt er aus Nigeria.«
»Die werden einen heißen Empfang am Flughafen bekommen.«
Mit ihren knapp tausend Stundenkilometern war die Maschine binnen Sekunden so nah, dass man die typischen, leicht hängenden Flügel eines senkrechtstartenden Kampfflugzeugs vom Typ Harrier erkennen konnte. Janson und Jessie tauschten einen vielsagenden Blick, während die Maschine abrupt abbremste und sich zum Pier herabsenkte.
»Ibogas Fluchtticket?«
Es war beinahe unglaublich, was dieses Flugzeug tat. Der Jet, der eben noch mit tausend Stundenkilometern über den Himmel geschossen war, hing plötzlich in der Luft und schwebte auf dem Schubstrahl der schwenkbaren Düsen zu Boden.
»Aber das ist ein einsitziges Kampfflugzeug. Kein Platz für Passagiere.«
»Trainermaschinen haben zwei Sitze«, entgegnete Janson. »Schau dir das große Kabinendach an.«
Das massive Fahrwerk wurde ausgefahren, und aus den Flügeln traten dünne Stützen wie Gehstöcke hervor. Der Lärm des Triebwerks, das sich gegen die Schwerkraft stemmte, donnerte durch die dicken Krankenhausfenster.
Ferdinand Poe schnappte sich sein Handy. »Haltet ihn auf! Schießt auf das Flugzeug! Lasst es nicht landen.«
Ein Trupp Soldaten stürmte aus dem Palast hervor und eröffnete das Feuer mit Maschinengewehren.
»Zum Glück für sie sind Übungsmaschinen nicht für den Kampf ausgerüstet«, meinte Jessica.
»Diese schon«, erwiderte Janson und reichte ihr sein Fernglas. »Gatling-Kanone an Backbord.«
Und schon machte die Kanone sich bemerkbar. Ihre 25-mm-Geschosse prasselten auf die Angreifer ein. Der Jet setzte hart auf, die vordere Hälfte des großen Kabinendachs öffnete sich, und eine Strickleiter wurde ausgeworfen.
»Das wird interessant: ein freier Sitz – zwei Flüchtige.«
Iboga kletterte flink die sechs Sprossen hoch und hievte seine massige Gestalt ins Cockpit. Das Kabinendach wurde geschlossen. Das Triebwerk heulte auf, als der Jet senkrecht hochstieg und wendete, bis die Nase zum Meer zeigte, in die Richtung, aus der das Flugzeug gekommen war. Der senkrechte Abgasstrahl schwenkte nach hinten, und der Jet brauste mit dem entmachteten Diktator von Île de Forée davon. Fünfzehn Sekunden später war er fort.
Jessica ließ das Fernglas sinken. »Wo ist sein Leibwächter?«
»Ins Wasser gesprungen.«
»Hast du irgendein Kennzeichen gesehen? Ich nicht.«
»Nur Tarnfarbe.«
»Also: Wer hat Iboga gerettet?«
»Vielleicht dieselben
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