Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
auf der Lichtung, wo Ibogas Panzer ausbrannten, wagten sich die ersten FFM-Kämpfer aus dem Wald hervor, verblüfft von dieser plötzlichen Wende. Sie gingen durch die Leichen der Soldaten hindurch, von denen sie eben noch beschossen worden waren, zu den Wracks, die von der furchterregenden Panzerarmee noch übrig waren. Ein Mann hob ein Sturmgewehr auf, stieß einen Schrei aus und ließ das glühend heiße Metall sofort wieder fallen. Ein anderer lachte, und sie brachen in Jubel über den unerwarteten Triumph aus.
Aus dem Wald über ihm hörte Janson ebenfalls lautes Siegesgeschrei, diesmal von den jungen Helfern der Rebellen. Im nächsten Augenblick liefen die Jungen den Pfad herunter, mit der Trage, auf der Ferdinand Poe sich auf einen Ellbogen aufgestützt hatte und das Geschehen mit glühenden Augen verfolgte.
Terrence Flannigan lief besorgt neben der Trage her und versuchte vergeblich, seinen Patienten dazu zu bewegen, sich wieder hinzulegen. Sie rannten an Janson vorbei und zurück ins Lager, aus dem sie erst vor wenigen Minuten geflüchtet waren. Als Letzte kam Jessie Kincaid zwischen den Bäumen hervor, die MP5 quer vor der Brust haltend.
»Das sieht ja noch schlimmer aus, als es klang.« Ungläubig betrachtete sie das Bild der Zerstörung. »Schlechter Tag für die Mistkerle.«
»Iboga ist davongekommen.«
»Minister Poe hat seine Leute angewiesen, Porto Clarence zu stürmen.«
»Das ist sicher das Richtige. Die Hauptstadt einnehmen, bevor Iboga sich neu formieren kann.«
»Und was ist jetzt für uns das Richtige?«
»Wir bleiben bei unserem Doktor«, antwortete Janson. »Damit ihn nicht eine verirrte Kugel trifft und ASC fünf Million Dollar spart.«
»Sie werden auf dem Weg nach Porto Clarence sterben, Minister Poe«, mahnte Dr. Flannigan. »Bitte, seien Sie vernünftig.«
»Niemand betritt die Hauptstadt vor mir«, erwiderte Ferdinand Poe.
»Sie verlieren immer noch Blut durch Ihre inneren Verletzungen. Zwanzig Meilen auf einer Trage – das würden Sie nicht überleben. Lassen Sie Ihre Männer die Hauptstadt und den Flughafen einnehmen, dann kann Sie ein Hubschrauber ins Krankenhaus bringen.«
»Niemand betritt Porto Clarence vor mir!«, beharrte Poe, setzte sich auf der Trage auf und versuchte, den Arzt zur Seite zu schieben. Doch die Kräfte, die ihm die Hoffnung auf den Sieg verlieh, reichten nicht aus: Sein Körper war zu geschwächt. Seine Wangen wirkten eingefallen, was seine riesigen Ohren noch größer, und seine schmale Nase noch länger erscheinen ließ. Seine einst stolze Haarpracht klebte an seinem schweißnassen Schädel.
Flannigan beugte sich über ihn, um ihm das Blut aus den Mundwinkeln zu wischen. »Der Triumphzug kostet Sie das Leben, Sir.«
»Es geht nicht um einen Triumphzug«, erwiderte Ferdinand Poe. »Es geht um die Ordnung.«
Flannigan warf die Hände in die Luft. »Reden Sie mit ihm!«, bat er die beiden amerikanischen Kämpfer. Er hatte ihnen für sich auch schon Namen gegeben. Die Frau nannte er Annie Oakley – nach der legendären Kunstschützin aus dem 19. Jahrhundert –, nachdem sie so unerschrocken auf Ibogas Panzer gefeuert hatte. Ihr Partner, der so ausdruckslos und undurchdringlich wirkte, war für ihn nur The Wall. Flannigan hatte immer noch keine Ahnung, warum ASC die beiden bezahlte, um ihn nach Hause zu holen, und hegte die schlimmsten Befürchtungen, doch The Wall strahlte immerhin genug gesunden Menschenverstand aus, um seinen schwerkranken Patienten vielleicht überzeugen zu können.
The Wall enttäuschte Flannigan. »Sie verstehen nicht, worauf es Minister Poe ankommt«, erklärte er. »Er ist sich bewusst, dass die Sieger in diesem langen, brutalen Krieg die Stadt in Schutt und Asche legen könnten, wenn er nicht da ist, um sie aufzuhalten.«
»Doktor«, warf Annie Oakley ein, »seine Kämpfer leben jetzt seit drei Jahren in den Wäldern. Er kann nicht erwarten, dass sie sich wie brave Pfadfinder benehmen, wenn er nicht dabei ist und ihnen die Leviten liest.«
»Genau«, bestätigte Ferdinand Poe. »Nur ich kann den Drang nach Rache zügeln. Nur ich, weil sie alle das gesehen haben.« Er deutete mit zitternder Hand auf die Lichtung, wo sich zehn Männer abmühten, einen tonnenschweren Panzerturm wegzuheben, der von einer Hellfire-Rakete abgetrennt worden war und Ferdinand Poes Sohn erdrückt hatte. »Das gibt mir das moralische Recht, von ihnen zu verlangen, keine Gewalt gegen ihre Mitbürger auszuüben und es für unser Land nicht noch
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