Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
Nachmittag von der Insel flüchtete. Janson wies seine Leute bei CatsPaw an, sich in Gabun umzuhören, doch es gab in dem Land viele abgelegene Flugplätze, wo die Harrier, aus Angola oder Kongo kommend, völlig unbemerkt gelandet sein konnte.
Während also bei CatsPaw Associates und der Phoenix Foundation die Suche auf vollen Touren lief und Jessica Kincaid den Doktor jagte, war es für den »Boss« Zeit zu verschwinden. Zeit, um das zu tun, was er am besten konnte, und zwar allein.
Er hielt sich zuerst eine Weile im Passagierterminal auf, bis er sich sicher war, dass ihm niemand gefolgt war. Dann stieg er in den Zug nach Zürich ein, wo er sich zuerst einmal in den Geschäften am Hauptbahnhof herumtrieb. Erst als er absolute Gewissheit hatte, nicht beschattet zu werden, verließ er den Bahnhof, fuhr mit der Rolltreppe zur Bahnhofstraße hinauf und durchquerte ein Viertel mit schmalen, von Bäumen gesäumten Straßen.
Er überquerte die Gessnerbrücke über die Sihl und schritt die Lagerstraße entlang. Vier Blocks weiter betrat er die Lobby eines niedrigen Firmengebäudes, stieg die Treppe in den zweiten Stock hinauf und klopfte an die Tür einer Spedition.
Im äußeren Empfangsraum nannte er seinen Namen und wurde in ein zweites Empfangsbüro weitergeleitet.
Ein Iris-Scan bestätigte, dass er erwartet wurde.
Eine Empfangsdame führte ihn zu einem Büro, in dem ihm ein Angestellter wortlos einen Tyvek-Umschlag aus Polyethylen reichte und das Zimmer verließ. Janson schloss die Tür ab.
Er leerte den Umschlag auf dem Tisch aus und begutachtete die Papiere einer Identität, die er seit Jahren nicht mehr benutzt hatte. Die Legende des kanadischen Unternehmers »Adam Kurzweil«, der einen privaten Sicherheitsdienst betrieb, war so sorgfältig ausgearbeitet, dass neben dem neuen kanadischen Reisepass auch noch der abgelaufene alte beigefügt war, den Janson zuletzt benutzt hatte, um nach Ungarn einzureisen. Der neue Pass war mit einem Chip mit seinen biometrischen Daten versehen, um Kurzweil jede Kontrolle passieren zu lassen. Janson war sich vollauf bewusst, dass man bei den immer höher entwickelten Sicherheitsmaßnahmen nach 9/11 entsprechende Gegenmaßnahmen treffen musste, um die Nase vorn zu haben. Zum Glück fand er hier in diesem unscheinbaren Gebäude in der Lagerstraße immer noch das Allerbeste für seine Zwecke.
Er steckte den Inhalt seiner Brieftasche in einen Umschlag und adressierte ihn an ein Handygeschäft in der Ütlibergstraße. Eine Strohfirma von CatsPaw Associates besaß Anteile an einer ganzen Reihe solcher Geschäfte in Europa und Asien. Damit erhielten sie die Schlüsselcodes zu den Türen und Zugang zu den Safes im Keller der Gebäude.
Er steckte den neuen Pass, den Führerschein, die Versicherungskarten, Kreditkarten, abgegriffene Familienfotos und Businesskarten in die Brieftasche – Letztere sowohl von Adam Kurzweil selbst als auch von verschiedenen Geschäftspartnern.
Er ging zurück zum Bahnhof, gab den Umschlag auf, kaufte eine teure Umhängetasche, neue Kleidung; einen hellbraunen Regenmantel und eine Windjacke. Anschließend verließ er den Bahnhof und nahm die Straßenbahn, stieg am Stampfenbachplatz aus und begab sich zu Fuß zum Hotel InterContinental. Er ließ seinen auffälligen Regenmantel in der Herrentoilette und ging auf die Straße hinaus, wo er ein Taxi rief und in ein Wohnviertel fuhr. Dort nahm er seine Krawatte ab, steckte sie zusammen mit dem Anzugjackett in seine Umhängetasche, zog die Windjacke an und fuhr mit der Tram in das moderne Oerlikon-Geschäftsviertel.
Von der Tramstation Oerlikon ging er zu Fuß an Geschäften und Cafés vorbei, gelangte in eine Straße mit alten und neueren Fabriken und schließlich in eine Gasse mit Kopfsteinpflaster, an deren Ende er an eine Stahltür klopfte. Er trat zurück und öffnete den Reißverschluss der Windjacke, um sich den Kameras zu zeigen. Zu seiner Überraschung öffnete der Mann, den er besuchen wollte, persönlich die Tür.
Neal Kruger war großgewachsen und solariumgebräunt, hatte dichtes graumeliertes Haar und den skeptischen Ausdruck eines gutaussehenden Rettungsschwimmers oder Skilehrers, der schockiert bemerkt hatte, dass er in die mittleren Jahre gekommen war.
»Hallo, Neal.«
Der Waffenhändler fasste Paul an der Hand, zog ihn herein und umarmte ihn herzlich. »Verdammt lang her, mein Freund. Wie geht’s dir?«
»Sehr gut«, antwortete Paul Janson. »Bei dir scheint’s aber auch prächtig zu
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