Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
bekam, und richtete es auf ihn. Rasch schaltete sie die Waffe auf Halbautomatik um. »Wer zum Teufel sind Sie?«, rief sie.
Er hob seinen blutigen Arm. Sein Gesicht war kreidebleich, doch gleichzeitig vor Wut verzerrt. Er zeigte mit einem blutenden Finger auf sie. »Du bist so gut wie tot.«
»Ich? Ich blute nicht wie ein Schwein. Ich hab die Waffe, nicht du.« Sie zielte auf sein Knie. »Wer bist du?«
»Fick dich«, gab er zurück. Ihr wurde klar, dass die Drohung, ihm ins Knie zu schießen, nicht ausreichen würde, um ihn zum Antworten zu bewegen. Stattdessen versuchte sie, ihn an seinem Ego zu packen.
»Fick dich selber. Wo hast du zu kämpfen gelernt? Im Kindergarten? Hat dir keiner beigebracht, dass man mit dem Knochen vorangeht? Du hättest mich mit der Speiche blockieren müssen, statt mir die weiche Seite zu bieten.«
Es funktionierte. Wie er da hockte, blutend und geschlagen wie ein junger Rekrut, der noch grün hinter den Ohren war, musste er der schlanken Frau, die ihn überwältigt hatte, beweisen, dass er wichtig war. Er spuckte ein Wort heraus, das wie »Sar« klang.
»Sar?«, rief sie zurück. »Wer zum Teufel ist Sar?«
»Ich bin Sar, und du bist so gut wie tot.«
»Ja, das hast du schon gesagt. Was ist Sar?«
Sie richtete die Waffe mit einer auffordernden Geste auf ihn.
Er blickte an ihr vorbei zum Terminal, und sie sah die Erleichterung in seinem Gesicht. »Leute. Na los, schieß doch.«
Jessica hatte sie bereits aus dem Augenwinkel bemerkt. Mehrere Paare im mittleren Alter schlenderten in ihre Richtung, noch weit weg, doch sie kamen näher. Zu weit entfernt, um das schallgedämpfte Gewehr zu hören, doch sein Schrei würde ihnen nicht entgehen. Er nutzte ihre kurze Ablenkung, wirbelte in einer fließenden Bewegung herum und sprang ins Wasser, so wie er es in Porto Clarence getan hatte. Das Wasser spritzte kaum, als er geschmeidig wie ein Delfin eintauchte.
Jessie rannte hinterher. Diesmal wartete bestimmt niemand im Wasser auf ihn, um ihm zu helfen. Sie hielt an der Kante des Piers inne und suchte die Oberfläche nach seinen Luftblasen ab, um zu sehen, wo sie hineinspringen sollte. Das Tavor war wasserdicht. Sie konnte ihm auch unter Wasser eine Kugel verpassen, wenn sie nahe genug herankam. Da! Sie wollte schon Schwung holen und springen, da hörte sie Paul Jansons Stimme in ihrem Kopf. So laut, als säße der Boss auf ihrer Schulter.
Lass dich nie auf den falschen Kampf ein.
Es wäre dumm gewesen, es mit einem Kerl von dieser Statur im Wasser aufzunehmen, der augenscheinlich ein exzellenter Schwimmer war; es hatte kaum aufgespritzt, als er eingetaucht war. Mit seinem Gewicht und seiner überlegenen Kraft würde er sie hinunterziehen und ertränken.
Die Paare kamen näher und riefen sich aufgeregt etwas zu. Entweder hatten sie den Mann ins Wasser springen gesehen oder den Rauch bemerkt. Sie hielt immer noch das Gewehr in der Hand, eng an den Körper gedrückt. Sie schob die Waffe unter das nächste Auto, hob ihre Handtasche auf und steckte das Messer zurück in die Scheide. Dann nahm sie den Feuerlöscher und erstickte die letzten Rauchfetzen.
Die Leute liefen herbei, so schnell es in ihren Sandalen möglich war, und überschütteten sie aufgeregt gestikulierend mit spanischen Worten. Jessica erwiderte ihre Gesten und tat so, als verstünde sie kein Spanisch. Sie zog den Autoschlüssel aus der Tasche, stieg ein und lächelte ihnen zu. »Gracias, gracias.«
Sie startete den Motor, ließ das Fenster herunter und schüttelte einer Frau die Hand. »Gracias. Thank you. Ich bin okay.« Sie schaute der Frau in die Augen, drückte ihre schwitzende Hand, winkte den anderen zum Abschied zu und fuhr los, den Schildern auf dem Paseo de Alfonso XII folgend, um zur AP-7 Autopista del Mediterráneo zu gelangen in der Hoffnung, dass sie die Leute davon abgebracht hatte, die Polizei zu rufen.
Sie sah jede Menge Polizeiwagen und Radarfallen, hielt sich an die erlaubten hundertzwanzig Stundenkilometer, und niemand beachtete den roten Audi. Geschafft. Niemand hatte die Polizei verständigt.
Auf halbem Weg nach Valencia hielt sie an einer belebten Autobahnraststätte an. Hungrig wie immer nach einem Kampf, füllte sie ein Tablett mit Spargel, Artischocken, Pilzen und Sardinen, die sie hinunterschlang, während sie eine Nachricht an Janson schickte.
Doc von Bord evtl. Dakar.
Sie überlegte einige Augenblicke. Das MTAR-21 Sturmgewehr war trotz seiner relativ geringen Größe eine Waffe, die man
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