Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
finden.«
»Es könnte sein, dass sich Iboga in Cap Corse versteckt. Sieh zu, was du rauskriegst.«
»Ist Ihnen klar, dass Sie bluten?«, fragte der Zivilistenarsch, der im Flugzeug neben Hadrian van Pelt saß.
Kleine Blutstropfen traten an den Nähten an seinem Unterarm hervor. Neunzig rote Punkte, an jeder Naht einer, breiteten sich aus, durchtränkten den Verband und sickerten schließlich durch den Hemdsärmel. Er hätte etwas Rotes anziehen sollen. Vielleicht hätte er auch darauf verzichten sollen, einen harten Gummiball rhythmisch zu drücken. Doch er war besessen von der Angst, die Muskeln in seinem rechten Arm würden schrumpfen, wenn er sie nicht trainierte. Das hatte er diesem Miststück zu verdanken, und das quälte ihn. Er war schon öfter verwundet worden. Keine große Sache. Das war in dem Geschäft ganz normal. Doch die Verletzung, die sie ihm zugefügt hatte, tat doppelt weh.
»Sir, ich hab gesagt, ist Ihnen klar, dass Sie bluten?«
»Ja, das weiß ich«, antwortete er ruhig, damit der Idiot nicht gleich die Flugbegleiterinnen rief, die vielleicht den Sicherheitsbegleiter verständigten, der als Geschäftsmann getarnt ganz hinten in der Businessclasskabine saß. »Ich hatte einen Autounfall.«
Der Idiot griff nach der Ruftaste. »Soll ich Hilfe rufen?«
»Nein danke«, sagte van Pelt mit einem kühlen Lächeln, um den Idioten zum Schweigen zu bringen. »Ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Mein Arzt hat den Verband gewechselt, bevor ich ins Flugzeug gestiegen bin.«
Er griff nach dem Telefon in seiner Armlehne und checkte wieder einmal, ob neue Nachrichten gekommen waren. Endlich!
Alles arrangiert. Sie wartet in Sydney auf Dich.
Großartig. Van Pelts harter Mund öffnete sich in einem Lächeln der Vorfreude. Doch die zweite Nachricht war alles andere als gut. Der Amerikaner, den Ferdinand Poe angeheuert hatte, um Iboga zu finden, stieg in Bangkok vom Linienflugzeug auf eine schnellere Maschine um, die ihm die Royal Thai Air Force zur Verfügung stellte.
Van Pelt rief sofort den SR-Kameraden an, der das Projekt Île de Forée koordinierte. Der animateur de groupe, wie ihn die Franzmänner nannten, war als NGO-Mitarbeiter getarnt, der eine Reislieferung zu hungernden Pakistanis brachte. Sein Telefon checkte erst einmal, ob jemand mithörte. »Alles klar«, sagte er, als die Überprüfung abgeschlossen war.
»Du musst mir den schnellsten Jet in Perth chartern«, forderte ihn van Pelt auf. »Warum? Weil er sonst vor mir in Sydney ist.«
22
Jessica Kincaid erhielt keine Nachrichten mehr von Paul Janson und wartete vergeblich auf Antwort auf ihre Anrufe und Nachrichten, als sie in Johannesburg das Flugzeug wechselte. Sie versuchte noch einmal, Kontakt aufzunehmen, ehe sie eine Ambien-Schlaftablette schluckte und über dem Indischen Ozean acht Stunden durchschlief. Als sie erwachte, schaltete sie kurz ihr Handy ein, doch es war immer noch keine Nachricht gekommen. Merkwürdig. Mit ihrer Kreditkarte aktivierte sie das Telefon an ihrem Platz, um Janson eine neue Nachricht zu schicken.
Sie hatte den Finger an der Sendetaste und war nur noch eine Millisekunde davon entfernt, sie zu drücken, als ihr einfiel, dass der Taucher es in Spanien irgendwie geschafft hatte, ihren Audi aufzubrechen, ohne den Alarm auszulösen. »Hadrian van Pelt« oder »Brud Vealon« verfügte wahrscheinlich über erstklassige elektronische Hilfsmittel. Sie legte das Telefon weg, nahm wieder ihr Iridium 9555 G zur Hand und betrachtete es nachdenklich.
Nehmen wir einmal das Schlimmste an.
Jemand hatte ihr Satellitentelefon gehackt.
Wie, war im Moment nicht wichtig.
Wenn man vom schlimmsten Fall ausging und ihr Telefon wirklich gehackt worden war, dann hatte sich das Virus, das ihr der Hacker verpasst hatte, auf Pauls Handy übertragen, als sie ihn anrief. Es bestand die Möglichkeit, dass die Sécurité Referral ihre Nachrichten an Janson abgefangen hatte. Vielleicht konnte die SR die Verschlüsselung nicht knacken. Vielleicht aber doch.
Mit dem Telefon der Qantas-Fluglinie rief Jessica eine Notfallnummer an, die sie im Kopf hatte. Wenn sie in ihrer Zeit bei Consular Operations befürchtet hatte, dass ihr Handy oder Laptop gehackt worden war, hatte sie in einem sicheren Keller im Truman Building des State Departments angerufen, wo Hightech-Jungs mit dem entsprechenden Werkzeug bereitstanden, um zu helfen. In ihrer Zusammenarbeit mit Janson gab es eine ähnliche Vorgehensweise, wenngleich sie nicht wusste, wer am
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