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Das Janus-Monster

Das Janus-Monster

Titel: Das Janus-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fühlte sich Nagato wie ein Gefangener.
    Er war nicht in der Lage, sich aus eigenen Kräften zu bewegen. Er konnte sich nicht abstützen, nicht aufstehen, denn jemand schien Leim auf die Sitzfläche geschmiert zu haben.
    Er schloss die Augen. Er zwinkerte. Schaute wieder hin, und seine stille Hoffnung erfüllte sich nicht. Die ungewöhnliche Wolke war geblieben. Sie hatte sich auf der Mitte des Spiegels festgesetzt. Es war für den Mann nicht zu erkennen, ob sie auf ihm klebte oder vor ihm schwebte. Sie bewegte sich auch nicht. Sie war einfach da und schien ihn zu beobachten.
    War es das, vor dem ich Angst hatte? fragte er sich. Vor einer Wolke, die etwas verbarg?
    Der alte Mönch schien neben ihm zu stehen, als ihm die anderen Gedanken kamen, die sich mit der Vergangenheit beschäftigten. Er dachte daran, welche Vergangenheit der Spiegel besaß. Der Legende nach sollte er dem Höllenherrscher Emma-Hoo gehört haben. Dessen Kräfte wiederum waren unfassbar. Er würde die Sünden der Menschen aus deren Augen lesen können. So sagte man.
    Nagato hatte nie richtig daran geglaubt. Jetzt fing er an zu zweifeln. Er hätte gern seine eigenen Augen im Spiegel gesehen. Dazu hätte er aufstehen müssen, und das wiederum schaffte er nicht, weil der andere Bann zu stark war.
    Er blieb sitzen. Versuchte dabei, wieder zu sich zu finden. Wollte sich konzentrieren, ohne dabei die Wolke im Spiegel aus den Augen zu lassen. Sie bewegte sich nicht. Kein Zittern an den Rändern. Auch keine Bewegung in ihrem Innern. Sie klebte auf der Spiegelfläche, als hätte jemand dort hingehaucht. Woher kam sie?
    Nagato war wieder in der Lage, sich Fragen zu stellen. Der erste Schritt auf dem Weg in die Normalität. So hoffte er zumindest. Auch seine Starre verschwand. Es ging ihm besser, aber nicht gut. Er schmeckte noch den Whisky auf der Zunge und leckte mit der Spitze über seine trockenen Lippen.
    Der Begriff Sünden wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf. Nagato wusste sehr genau, dass er schwere Sünden begangen hatte. Ein Menschenleben war für ihn nichts wert gewesen. Er hatte sich brutal über alle Regeln und Gesetze hinweggesetzt. Er hatte Todsünden begangen und Menschen das Leben geraubt.
    Es gab eine Abrechnung. Das wusste er. Nur hatte er diesen Gedanken daran verdrängt. Und die Abrechnung würde auch erst später, viel später erfolgen.
    Nagato stand auf. Über diesen kleinen Erfolg konnte er sich nicht freuen. Sein Gefühl sagte ihm, dass die Wolke nur ein Anfang gewesen war und es weitergehen würde. Der Beginn einer Abrechnung, die sich einzig und allein auf ihn und seine Taten bezog.
    Er stand und zitterte! Schweiß bedeckte längst wieder sein Gesicht und klebte auch auf der übrigen Haut des Körpers. Es war wie schon im Lokal. Plötzlich kam etwas über ihn, mit dem er nicht fertig werden konnte. Das Gefühl, das Andere, das hinter allem steckte und nicht sichtbar war. Die alte Gefahr, die den Menschen überlegen war. Das Zurückkehren der Vergangenheit in die Gegenwart, das alles schoss ihm durch den Kopf und beeinträchtigte sein Denken.
    An der Schreibtischseite schob er sich entlang, den Blick auf den Spiegel gerichtet. Er hatte ihn immer geliebt. Er war für ihn das Prunkstück überhaupt gewesen, und jetzt begann er, den Spiegel zu hassen. Das Gefühl stieg allmählich in ihm hoch. Er mochte den Spiegel nicht mehr. Er war nicht mehr stolz auf ihn und auf seine Tat, ihn einem Toten weggenommen zu haben.
    Für Nagato war er zu einer Gefahr geworden, der er sich schleichend näherte. Seine Füße hinterließen auf dem Boden kaum Geräusche. Er schaute sich nur immer um, weil er den Eindruck hatte, dass er wieder beobachtet wurde.
    Das stimmte nicht. Niemand war zu sehen. Es gab nur ihn, den Spiegel und die Wolke.
    Vor dem Spiegel blieb er stehen. Er wollte sich sehen - und es durchfuhr ihn wie ein brennender Pfeil. Der Spiegel gab sein Bild nicht mehr zurück. Er sah sich nicht. Die Fläche hatte sich verändert, auch wenn die Wolke nicht überall schwebte und um sie herum noch genügend freier Platz blieb. Dort hätte er sich sehen müssen, und Nagato war auch einen Schritt nach rechts getreten, aber die Fläche gab sein Bild nicht zurück.
    Der Mann wusste nicht, was er tun sollte. Wie eine Statue stand er da und merkte, wie er eine Gänsehaut bekam. Gern hätte er in seine eigenen Augen geschaut, um zu sehen, ob die alte Legende stimmte und er die Sünden dort sehen konnte. Als Bilder, als Film, vielleicht auch nur indirekt

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