Das Janus-Monster
und als Vergleich. Das war nicht der Fall.
Tief holte Nagato Luft. Er wusste, dass er allmählich zu einer Entscheidung kommen musste. Dass andere Kräfte und Mächte in sein Leben eingegriffen hatten, stand für ihn längst fest. Nur suchte er nach einem Ausweg, damit umgehen zu können.
Er war ein Mann der Gewalt. Auch jetzt durchschoss ihn der Gedanke, die Waffe zu ziehen und den Spiegel in Stücke zu schießen. Dann wären die Probleme aus der Welt gewesen.
Aber waren sie das wirklich?
Nein, daran wollte er nicht glauben. Der Spiegel hatte sich verändert, so dass Nagato ihn jetzt als einen starken Gegner ansah. Einer, der unter fremder Kontrolle stand und etwas von ihm wollte. Sollte er an die Hölle glauben und auch an den gewaltigen Emma-Hoo, der die Hölle befehligte?
Nagato war unsicher. Sein Leben hatte sich in anderen Bahnen bewegt. Er hatte stets auf die alten Traditionen gepfiffen. Zwar wusste er, dass viele seiner Landsleute sich noch daran hielten und auch vieles glaubten, was die Weisen und Alten erzählten. Er hatte dabei immer weggehört. Für ihn hatte es nur einen Götzen gegeben - den Mammon.
Und um das Ziel zu erreichen, hatte er eben über seinen eigenen Schatten springen müssen.
Moral, Ethik, Achtung vor einem Menschen, das waren alles fremde Begriffe für ihn. Damit konnte er sich einfach nicht identifizieren. So etwas hatte er immer anderen überlassen. Bis jetzt!
Ab heute war er gezwungen, anders darüber zu denken und sich auch damit auseinander zu setzen. Etwas hatte sich in seinem Leben breitgemacht, mit dem er nicht zurechtkam.
Die Wolke war geblieben und hatte sich nicht verändert. Auf der Fläche breitete sie sich aus wie angepappt. Und es kostete Nagato Überwindung, seine rechte Hand anzuheben. Er wollte den Spiegel testen und ihn anfassen.
Das Kribbeln in seinen Fingern war deutlich zu spüren. Es stammte von ihm. Es lag an seinem Kreislauf, an nichts sonst. Aber er merkte auch noch etwas anderes. Die Temperatur hatte sich verändert. Je näher er dem Spiegel kam, um so stärker spürte er die Kälte. Von vorn her und direkt aus der Wolke stammend, kroch sie auf ihn zu, erreichte die Fingerspitzen und wanderte weiter.
Kalt wie der Tod, dachte der Mann. Eine Kälte, die im Nebel lag. Im Eis vielleicht…
Es kostete ihn schon Überwindung, seine Hände so nahe an die Wolke zu bringen, dass er sie oder die Spiegelfläche berühren konnte.
Es war ein Schock! Jemand musste seine Finger umfasst haben, um die Hand näher an oder in den Spiegel zu ziehen. Bis zu den Enden hin waren die Finger kalt und vereist worden.
Er zog sie zurück. Die Kälte verschwand. Es gab diese Klammer aus Eis nicht mehr. Nagato war etwas zufriedener. Er nahm sich vor, den Spiegel zu untersuchen. Dazu musste er ihn von der Wand abnehmen.
Dazu kam es nicht. Alles wurde anders. Die Wolke veränderte sich.
Sie fing an, zu kreisen, rotierte um einen gewissen Punkt in der Mitte und blieb auch nicht mehr so durchsichtig wie sonst.
Etwas drang hervor. Es hielt sich tief im Hintergrund des Spiegels versteckt, drehte sich jetzt nach vorn, und dabei verschwand auch der Rest der Wolke. Nagato konnte es nicht fassen. In diesem Spiegel hielten sich irrsinnige Kräfte verborgen, die nun ins Freie wollten. Sie waren gegen ihn gerichtet, daran gab es nichts zu deuteln.
Etwas kam. Etwas war zu sehen. Eine Fratze. Nein, zwei in einer.
Und dann war die Hand plötzlich da. Eine mörderische Klaue mit langen, spitzen Fingern. Die Gestalt schien sich Dolche auf die Kuppen gesetzt zu haben, so mörderisch sahen sie aus.
Nagato wich zurück. Er übersah einen Stuhl, riss ihn um und verlor ebenfalls das Gleichgewicht. Rücklings auf dem Boden liegend musste er mit anschauen, was dort aus dem Spiegel kroch…
***
Es war keine Ausrede gewesen, Glenda Perkins hatte tatsächlich zur Toilette gemusst, aber sie war auch gegangen, um einige Minuten mit sich allein zu sein.
In dem sehr sauberen Waschraum blieb sie stehen, ließ Wasser über die eingeseiften Hände laufen und schaute dabei in den Spiegel, in dem sich ihr Gesicht abmalte.
Zwei Waschbecken weiter stand ein anderer Gast und wusch sich ebenfalls die Hände. Die Frau kümmerte sich nicht um Glenda, sie war mit sich selbst beschäftigt und summte sogar noch ein Lied vor sich hin.
Glenda trocknete ihre Hände an einem Papiertuch ab. Sie warf es in einen Abfalleimer und krauste dabei die Stirn, da sie tiefe Gedanken beschäftigten.
Glenda kam einfach nicht
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