Das Janus-Monster
mit gewissen Dingen zurecht. Sie drehten sich einzig und allein um diesen Nagato. Er hatte etwas an sich gehabt, das Glenda nicht gefiel. Noch jetzt fröstelte sie, wenn sie daran dachte, was dieser Mann ausgestrahlt hatte.
Da war etwas von einer Unsicherheit zu spüren gewesen. Das hatte sie weniger gestört. Das andere war schlimmer, viel schlimmer gewesen.
Eine menschliche Kälte. Etwas von einer widerlichen Abgebrühtheit.
Brutalität, Menschenverachtung, all das glaubte sie, bei diesem Mann bemerkt zu haben. Ein Raubtier auf zwei Beinen, ein Killer!
Sie lachte plötzlich über sich selbst und ihre Gedanken, was die andere Frau zu einer Frage veranlasste: »Bitte, habe ich etwas an mir?«
Glenda drehte sich um. »Nein, auf keinen Fall. Schminken Sie sich ruhig weiter die Lippen.«
»Aber Sie haben gelacht.«
»Sicher. Über einen Witz, den mir meine Freundin vorhin erzählt hat.«
»Kann ich ihn hören?«
Glenda ließ ihren Blick über die Gestalt im engen Kleid wandern.
»Nein, lieber nicht.«
»Schade.«
»Schönen Abend noch.«
Glenda Perkins verließ den Waschraum und trat hinein in den recht großen Vorraum. Es gab noch drei weitere Türen. Die eine führte zu den Herrentoiletten, die andere wieder ins Lokal, und die dritte, mit der Aufschrift privat, war für die Gäste tabu.
Im Prinzip auch für Glenda Perkins. Sie wusste selbst nicht, welcher Teufel sie ritt, als sie mit einem hastigen Schritt auf die Tür zuging und sie öffnete. Dabei erschrak sie. Schon der nächste Blick führte hinein in den etwas düsteren Flur, an dessen linken Seite einige leere Wasserkästen standen.
Glenda schloss die Tür von der anderen Seite. Sie blieb im Flur stehen, um tief durchzuatmen, da sie ihre eigene Nervosität bänden wollte. Sie fragte sich immer wieder, ob sie sich richtig verhielt. Nein, im Normalfall nicht. Das hätte keine andere Frau getan, aber Glenda konnte nicht anders. Möglicherweise hatte auch John Sinclairs Art schon auf sie abgefärbt, der sah auch oft genug hinter allen nicht so normalen Reaktionen einen Fall.
Möglich war alles. Und sie ging weiter. An der rechten Seite malten sich drei Türen ab. Die ersten beiden waren ohne Aufschrift. Glenda blieb stehen, hielt ihr Ohr an das Holz und lauschte.
Es war nichts zu hören. Hinter den Türen war es still. Da spielte keine Musik, da gab es auch keine Leute, die sich unterhielten. Die Stille blieb, bis Glenda Perkins die letzte Tür erreicht hatte und auch dort lauschte.
Den eigenen Atem hielt sie an, um nicht gestört zu werden. Sie wollte den Kopf schon wieder zurückziehen, als sie den dumpfen Aufprall jenseits der Tür vernahm. Da musste etwas gefallen oder gekippt sein.
Anders konnte sie sich das Geräusch nicht erklären.
Sie bückte sich, um durch das Schlüsselloch schauen zu können. Das war zwar vorhanden, erkennen konnte sie jedoch nichts, denn von innen steckte ein Schlüssel.
Das Poltern war das einzige Geräusch geblieben. Im Büro war es jetzt still. Zu still? Normal still?
Glenda Perkins fühlte sich wie in einer Zwickmühle. Einerseits hätte sie gern gewusst, was hinter der Tür passiert war, andererseits allerdings wusste sie auch, dass sie diese Dinge nichts angingen.
Also der Rückzug. Sie hatte sich schon beinahe mit diesem Gedanken abgefunden, als sich die Dinge hinter der Tür änderten. Da war die Stille plötzlich verschwunden.
Glenda nahm die ungewöhnlichen Geräusche wahr. Genau konnte sie diese nicht identifizieren. Nur sah sie die nicht als normal an. Hinter der Tür musste sich jemand in Schwierigkeiten befinden. Sie glaubte, Stöhnen und Keuchen zu hören. Zwar gedämpft, aber deutlich wahrzunehmen. Sie hielt den Atem an, um sich noch besser konzentrieren zu können.
»Nein!« Ein kurzer Ruf nur. Beinahe schon ein Schrei, der sich zweimal wiederholte.
Glenda überlegte nicht lange. Hier musste geholfen werden. Sie musste rasch, aber nicht zu voreilig handeln, da sie nicht wusste, was sich hinter der Tür verbarg.
Abgeschlossen war sie nicht. Es gelang Glenda, sie behutsam zu öffnen. Sehr vorsichtig ging sie vor. Sie ärgerte sich über den eigenen Herzschlag, der sich doppelt so laut wie normal anhörte.
Der erste Blick in den Raum! Es war ein Büro, das erkannte Glenda sofort. Aber erst beim zweiten Blick sah sie, was sich wirklich darin abspielte…
***
Die Hand war da!
Groß, breit, grünlich schimmernd, mit spitzen Fingernägeln versehen.
Eine Pranke, die einen Menschen durchstoßen
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