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Das Janusprojekt

Das Janusprojekt

Titel: Das Janusprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Ihnen», sagte ich, biss mir auf die Zunge und hoffte, dass ihm irgendetwas herausrutschte, was mir helfen konnte, eine Fluchtmöglichkeit aus Wien zu finden.
    «Wissen Sie, wenn ich Sie wäre, würde ich mich stellen. Als Erich Grün natürlich. Und zwar am besten, bevor sie Bernie Gunther kriegen und ihn hängen.»
    Ich steckte noch ein paar Münzen in den Apparat und lachte. «Ich wüsste nicht, wie meine Situation noch schlimmer werden könnte», sagte ich. «Dafür haben Sie ja gesorgt.»
    «Oh, doch, es könnte noch schlimmer werden», sagte er. «Glauben Sie mir. Wien ist dicht, Bernie. Da kommt man nicht so leicht raus. Und unter den gegebenen Umständen glaube ich nicht, dass eins dieser israelischen Rachekommandos lange brauchen würde, um Sie aufzuspüren. Wie nennen die sich doch gleich? Nakam? Oder war es Brichah? Irgendein Itzigwort jedenfalls. Wussten Sie schon, dass die ihre Hauptoperationsbasis in Österreich haben? Nein, vermutlich nicht. Ihre zentralen Ausgangspunkte sind Wien und Linz. Major Jacobs kennt einige dieser Itzige ganz gut. Zum einen natürlich, weil er selbst einer ist. Und zum anderen arbeiten einige von denen, die für die Nakam arbeiten, auch für die CIA. Tatsächlich war es ein Itzig von der CIA, der die echte Frau Warzok umgebracht hat. Kein Wunder, nach dem, was sie in Lemberg-Janowska angerichtet hat. Wirklich schreckliche Sachen. Ich weiß es, ich war dabei. Sie war eine richtige Bestie, diese Frau. Hat sich einen Spaß draus gemacht, Juden zu töten, und dergleichen mehr.»
    «Wohingegen Sie sie nur getötet haben, um die Medizin weiterzubringen», sagte ich.
    «Jetzt versuchen Sie es mit Sarkasmus, Bernie», sagte er. «Was ich Ihnen nicht verdenken kann. Aber was Sie da sagen, stimmt wirklich. Ich habe nie jemanden aus Spaß getötet. Ich bin Arzt. Tatsächlich hat keiner von uns je aus Spaß getötet.»
    «Und Vera? Wie rechtfertigen Sie ihren Tod?»
    «Ich war wirklich nicht dafür», sagte Grün. «Aber Jacobs meinte, es würde helfen, Sie zur Raison zu bringen.»
    «Vielleicht stelle ich mich ja doch als Bernie Gunther», sagte ich. «Nur um Ihre Pläne zu durchkreuzen.»
    «Das könnten Sie tun, ja», sagte er. «Aber Jacobs hat einflussreiche Freunde in Wien. Die würden schon allen klarmachen, dass Sie Erich Grün sind. Selbst Sie werden das einsehen, wenn Sie erst mal in Polizeigewahrsam sind.»
    «Wer hat das Ganze überhaupt ausgebrütet?»
    «Oh, Jacobs’ natürlich. Er ist ein sehr listiger Mensch, unser guter Major. Die Idee ist ihm gekommen, als er und Wolfgang Romberg damals bei Ihnen in Dachau waren, um Ihren Garten umzugraben. Die Ähnlichkeit zwischen uns beiden ist ihm aufgefallen, sobald er Sie gesehen hat, Bernie. Eigentlich wollte er zurück nach Dachau und das ganze Manöver gegen Sie dort inszenieren. Aber dann sind Sie ja nach München gezogen und haben Ihren alten Beruf wiederaufgenommen. Und da haben wir dann den Plan ausgeheckt, Sie auf die Suche nach Friedrich Warzok zu schicken. Nur damit Sie glauben würden, Sie wären irgendwelchen alten Kameraden auf die Zehen getreten. Gründlich genug, um sich eine ordentliche Abreibung einzuhandeln, damit wir noch ein paar kleine Änderungen an dem Maßanzug vornehmen konnten, den wir für Sie geschneidert haben. Zum Beispiel die Sache mit dem alles entscheidenden Finger. Diese alten SS-Akten sind unangenehm akkurat in der Beschreibung der jeweiligen besonderen Merkmale. Das war doch wirklich schlau von ihm, finden Sie nicht? Das ist doch das Erste, wonach jeder von den alliierten Untersuchungsstellen oder von diesen jüdischen Rachekommandos gucken würde. Mein fehlender Finger.»
    «Und die Frau, die mich engagiert hat?»
    «Meine Frau. Zuerst hat sie Sie in Dachau gesucht, aber da waren Sie ja nicht mehr. Dann war sie in Ihrer Detektei, um nochmal zu überprüfen, ob Jacobs recht hatte mit der Ähnlichkeit. Und sie musste zugeben, dass es wirklich stimmte. Daraufhin haben wir uns dann mit dem Major zusammengesetzt und den ganzen Plan ausgebrütet. Ich muss sagen, das war der spaßigste Teil. Es war ein bisschen, als ob man ein Theaterstück schreibt und seine eigene Rolle entwirft. Und dafür sorgt, dass die einzelnen Geschichten am Ende alle zusammenpassen. Danach brauchten wir Sie nur noch hierher nach Garmisch zu kriegen, damit wir beide uns besser kennenlernen konnten.»
    «Aber dass Ihre Mutter sterben würde, konnten Sie ja wohl kaum wissen», sagte ich. «Oder doch?»
    «Sie war schon eine

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