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Das Janusprojekt

Das Janusprojekt

Titel: Das Janusprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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ganze Weile krank», sagte er. «Sie hätte jederzeit sterben können. Aber tatsächlich haben wir ihr zum richtigen Zeitpunkt das Sterben ein wenig erleichtert. In einem Krankenhaus ist das gar nicht so schwer. Zumal in einem Einzelzimmer. Uns wissen Sie was? Wir haben ihr damit wirklich einen Gefallen getan.»
    «Sie haben sie ermorden lassen», sagte ich und steckte weitere Münzen in den Schlitz. «Ihre eigene Mutter.»
    «Nicht ermorden», insistierte Grün. «Nein. Das war Euthanasie. Vorgezogene Triage. So sehen die meisten deutschen Ärzte diese Art Gnadentod immer noch. Das wird weiterhin getan. Öfter, als Sie vielleicht denken. Sie können nicht das gesamte Gesundheitswesen einfach so umkrempeln. Euthanasie ist seit 1939 Teil der normalen Krankenhausroutine.»
    «Sie haben Ihre eigene Mutter getötet, um Ihre Haut zu retten.»
    «Im Gegenteil, Bernie. Ich habe es für die Wissenschaft getan. In diesem speziellen Fall heiligt der Zweck die Mittel. Ich dachte, das hätte Ihnen Heinrich alles erklärt. Die Bedeutung unserer Arbeit. Ein Malaria-Impfstoff ist tatsächlich all die Dinge wert, die dafür getan wurden. Ich dachte, das hätten Sie begriffen. Was sind ein paar hundert, vielleicht sogar ein paar tausend Menschenleben, verglichen mit den Millionen, die dieser Impfstoff retten wird? Mein Gewissen ist rein, Bernie.»
    «Ich weiß. Das macht es ja so tragisch.»
    «Aber um unsere Arbeit auf der nächsten Stufe fortsetzen zu können, brauchen wir Zugang zu amerikanischen Forschungseinrichtungen. Labors. Technische Voraussetzungen. Geld.»
    «Neue Gefangene für Experimente», setzte ich hinzu. «So wie diese deutschen Kriegsgefangenen in Garmisch-Partenkirchen. Wer hätte schon darauf kommen sollen, dass sie mitten in den Alpen an Malaria gestorben waren? Wirklich clever, das muss ich Ihnen lassen, Erich. Und wo soll es jetzt hingehen? Atlanta? New Jersey? Illinois? Oder Rochester?»
    Grün zögerte kurz. «Wie kommen Sie gerade auf diese Orte?», fragte er vorsichtig.
    «Vielleicht bin ich ja einfach ein besserer Detektiv, als Sie dachten.»
    «Versuchen Sie nicht, mich aufzuspüren, Bernie. Erstens mal, wer würde Ihnen glauben? Sie, ein Kriegsverbrecher, gegen jemanden wie mich. Jemanden, der das Vertrauen der CIA genießt. Glauben Sie mir, Jacobs hat seine Hausaufgaben gemacht, was Sie betrifft, alter Freund. Er hat ein paar höchst interessante Fotos gefunden, Sie mit Reichsführer Himmler, General Heydrich und Arthur Nebe. Auf einem sind Sie sogar mit Hermann Göring zu sehen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie ein Mann mit solchen Beziehungen sind. Die Itzige werden entzückt sein. Sie werden glauben, dass Sie ein dicker Fisch sind. Dass Erich Grün im Reich eine viel wichtigere Rolle gespielt hat, als es wirklich der Fall war.»
    «Ich finde Sie, Erich», sagte ich. «Euch alle. Und ich bringe euch um. Sie, Henkell, Jacobs und Albertine.»
    «Ah, das mit ihr haben Sie also auch herausgekriegt? Sie waren ja wirklich fleißig, Bernie. Gratuliere. Schade, dass Sie Ihre detektivischen Fähigkeiten nicht früher ausgegraben haben. Nun ja, was soll ich zu so einer leeren Drohung sagen?»
    «Es ist keine leere Drohung.»
    «Ich habe es ja bereits gesagt. Meine neuen Freunde sind sehr mächtig. Wenn Sie versuchen, mich aufzuspüren, sind nicht nur die Itzige hinter Ihnen her, sondern auch die CIA.»
    «Sie haben die ODESSA vergessen», sagte ich. «Die sollten wir doch nicht vernachlässigen.»
    Er lachte. «Was wissen Sie denn über die ODESSA?»
    «Genug, um mir sicher zu sein, dass die auch an dieser ganzen Inszenierung mitgewirkt haben. Die und Ihr Freund, Pater Gotovina.»
    «Dann wissen Sie weniger, als Sie glauben. Pater Gotovina hat mit dem, was Ihnen widerfahren ist, nichts zu tun. Er gehört überhaupt nicht zur ODESSA. Und war an gar nichts beteiligt. Ich möchte nicht, dass Sie ihm etwas tun. Wirklich, er wäscht seine Hände in Unschuld.»
    «Ach? Warum hat sich dann Ihre Frau in der Heilig-Geist-Kirche in München mit ihm getroffen?»
    «Na ja, es würde mich nicht überraschen, wenn der Pater mit den alten Kameraden zu tun hätte.» Grün lachte wieder. «Ganz und gar nicht. Aber er gehört nicht zur ODESSA und hat auch sonst nichts mit der CIA zu tun. Und dass meine Frau ihn aufgesucht hat? Ich versichere Ihnen, das war völlig harmlos. Wissen Sie, Pater Gotovina ist oft in Landsberg. Er ist der Gefängnisgeistliche für alle katholischen Häftlinge dort. Und gelegentlich gebe ich ihm

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