Das Jesus Sakrileg 2
freisprach.
Und genau da wollte ich ansetzen. Schließlich war es Gesetz in Jerusalem, dass jeder Angeklagte das Recht auf eine faire Verteidigung hatte. Und die sollte er bekommen, mit der Hilfe Claudias. Ich würde sie bitten, den besten Verteidiger für ihn zu suchen.
Ich will es nicht akzeptieren, dass Joshua sterben muss. Nein, dafür liebe ich ihn zu sehr. So unbarmherzig kann Gott nicht zu mir sein.
Und solange ich Hoffnung habe, liebes Tagebuch, werde ich diese nicht hergeben. Egal, wie winzig sie sein mag …
… Ach, liebes Tagebuch, die Zeit rennt gegen uns. Pilatus scheint nicht auf Claudia zu hören, zwar wird es ein ordentliches Gericht geben und er hat auch Claudia die Wahl der Verteidigung gelassen, aber ihrer Bitte, die Verhandlung zu verschieben, dieser Bitte ist er nicht nachgekommen. Claudia hat gestern einen Boten zu ihrem Vater, dem Kaiser, gesandt, mit einer Nachricht, in der sie um die Begnadigung Joshuas bittet.
Denn so viel steht fest: Pilatus weigert sich beharrlich, an Joshuas Unschuld zu glauben. Pilatus hielt es anscheinend nicht einmal für nötig , Joshua im Kerker aufzusuchen und ihn nach seiner Meinung wegen der Geschehnisse zu befragen. Nein, noch etwas viel Schlimmeres ist mir von Claudia berichtet worden. Selbst jetzt, da ich es niederschreibe, liebes Tagebuch, zerreißt es mein Herz und lässt Tränen des Kummers auf dich niederfallen. Claudia meinte, dass Pilatus ihn foltern ließe, damit Joshua ihm die Namen der Mittäter verrate, die einen Aufstand gegen Rom planen. Joshua soll nur gesagt haben: „Der Aufstand gegen Rom ist der Aufstand gegen das Joch der Unterdrücker auf allen Ländern meines Vaterreiches. Aber nicht das Eisen, sondern ihre Liebe wird dieses Joch in die Knie zwingen.“
Wie kann Pilatus so grausam sein? Ich hasse ihn. Arme Claudia, wie kann sie nur mit solch einem Tyrannen zusammenleben, ihn gar Ehemann nennen? Der Gedanke, dass mein Joshua in dieser nassen, kalten Zelle schwerverletzt liegt, lässt mich krank vor Sorge werden. Trotz dieser Sorge habe ich aber auch Mut. Mut auf Hoffnung, denn Claudia meinte, ein Soldat habe wohl gehört , wie Joshua sprach. Er soll wohl ungefähr gesagt haben: „Vater, Vater wieso lässt du deinen Sohn diese Schmerzen ertragen. Liebtest du denn nicht auch mich? Oh Vater, wieso sprichst du nicht zu mir? Ist es dies, weswegen du deinen Sohn auf Erden schicktest, damit er die Peitsche spürt? So höre, ich habe sie gespürt und die Angst der Menschen ist über mich gekommen. Denn ich bin mehr Fleisch als Blut. Oh Vater, wenn du mich liebst, dann lass mich leben, damit ich lieben kann. Sprich zu mir, Vater. Dein Sohn ist mehr Fleisch, denn Blut … so frag ich dich: Ist es feige, der Liebe zu folgen, der Liebe wegen?“ Diese Worte, liebes Tagebuch, lassen meinen Kummer für einen Moment vergessen. Denn kann es noch eines größeren Beweises bedürfen, dass er mich liebt? Ich denke nicht.
Ich habe immer gefühlt, dass auch er mich liebt, auch wenn ich Angst hatte, es zu glauben.
Ich gebe nicht auf! Denn was wäre es für eine Liebe, wenn man sie bei der kleinsten Widrigkeit fallen lässt? Ich werde um ihn kämpfen und vielleicht wird Gott dann Milde walten lassen. Soll doch sein nächster Sohn die Welt retten. Und wer weiß, liebes Tagebuch, vielleicht, wenn er frei gesprochen wird, gibt er auch mir gegenüber seine Liebe unumwunden zu.
Und wenn nicht mit dem Herzen, womit kann ein Mensch dann die Wahrheit sehen? Ich wünsche mir so sehr, dass er mich liebt, dass ich darüber ganz vergesse, welche Qualen mein Liebster erdulden muss. Ich sollte mich schämen. Seit Joshua im Kerker ist, herrscht eine trübe Atmosphäre unter seiner Familie, seinen Freunden und seinen Jüngern. Alle versuchen sie zu überlegen, wie man ihm am besten helfen kann. Doch jeder weiß, dass wohl die Verhandlung die letzte Möglichkeit ist, Joshua vor dem Kreuz zu retten. Oft kommt es unter den Jüngern zu m Streit wegen Joshua. Letztens habe ich drei von ihnen belauscht, es waren diejenigen, die auch einige Tage vor Joshuas Festnahme sich immer davon schlichen. Ich mag mich irren, aber sie sprachen was von Barabbas Gefolgschaft und dass er es erkennen müsse, dass nur das Schwert die Freiheit für Israel bringen könne.
Und als ich mich in dem Moment zu erkennen gab, zuckten sie zusammen und schwiegen. Schwiegen wie Verräter. Ich war außer mir vor Wut.
„Ihr? Ihr also habt ihn verraten?“
Keiner
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