Das Jesus Sakrileg 2
schönste aller Blumen aus dem Garten der Mutter Erde pflücken würde, damit sie ihn erfreute.
Du musst stark sein, nicht weinen, sagte Giovanni sich selbst und versuchte den Kloß im Hals aufzulösen.
Als würde seine Heiligkeit seine Nervosität ahnen, stand er auf, umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Schlimmes ist passiert?“, sagte er und setzte sich wieder. Sein Gang war sehr langsam und schwerfällig. Es musste ihn viel Kraft kosten. Warum versucht er nicht , im Bett Ruhe zu finden, dachte Giovanni. Weil er dann nicht der wäre, der er war, war die Antwort.
„Ich habe versagt, Eure Heiligkeit. Ich habe Ihr Vertrauen missbraucht“, sagte Giovanni und ging auf die Knie. Und das , wovor er solch große Angst hatte, trat ein, seine Augen wurden feucht.
Er hatte versagt und weinte. Warum? Es war doch seine Schuld, wie konnte er sich da den Luxus erlauben, sein eigenes Versagen zu beweinen?
„Lade nicht unnötig Schuld auf dich. Erzähl mir alles.“
Giovanni erzählte dem Papst die ganze Geschichte und während er seiner Heiligkeit alles berichtete, schien jegliche Hoffnung vom Gesicht des Papstes zu verschwinden. Stattdessen war es beherrscht von Verzweiflung und Selbstvorwürfen. Dieser Gesichtsausdruck bekümmerte Giovanni noch mehr, denn nicht seine Heiligkeit hatte versagt, sondern er. Und wie es schien, nahm er nun Giovanni in Schutz, wie ein Schäfer seine Schäfchen.
Wie gerne hätte er ihm ein wenig Trost spendende Worte geschenkt, nur gab es keine.
Stattdessen machte der Papst ihm Hoffnung und verzieh ihm sein Versagen. Nicht ein Wort des Vorwurfes kam über die Lippen des Papstes.
Giovanni schämte sich mehr denn je. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn der Heilige Vater ihn angeschrien hätte, ihm sein Versagen vorgehalten hätte und ihn exkommuniziert hätte. Er hatte das Kollar nicht verdient gehabt.
Stattdessen sprach er ihn von jeglicher Verantwortung frei und versuchte, Giovannis Kummer zu mildern. Und Giovanni wusste, dass diese Mildtätigkeit nicht eine Form der Kritik war, sondern Liebe. Liebe zu ihm, wie die Liebe zu all seinen Schäfchen.
Giovanni war überzeugt, dass Seine Heiligkeit der würdigste Vertreter Petris, nein Jesus, war. Denn wie Jesus lebte er das Wort der Nächstenliebe aus voller Überzeugung und nicht, um sich eventuell einen Vorteil zu verschaffen. Und er hatte Angst, dass es nie wieder solch einen Papst geben wird.
„Sie lebt noch“, sagte der Papst.
„Ich werde sie finden und Euch nicht noch mal enttäuschen.“
„Mich nicht, aber vielleicht werden wir die Hoffnung der Menschen enttäuschen.“
„Nein, ich werde mich gleich auf den Weg machen“, sagte Giovanni.
„Wo willst du denn um diese Stunde suchen? Geh schlafen. Es war ein langer und anstrengender Tag. Ruh dich aus. Morgen werden wir nach Lösungen suchen. Der Herr wird uns den rechten Weg weisen. Verlieren wir nie den Glauben und die Hoffnung an den Herren ...“, sagte seine Heiligkeit.
„Ich finde sie. Auch wenn ich mit meinem Leben bezahlen muss, das schwöre ich“, sagte Giovanni, bevor er das Zimmer verließ.
„Sei nicht so hart mit dir. Wir müssen vorsichtig sein. Niemand darf je erfahren, dass wir auch auf dem Schachbrett wirken.“
Ismail klopfte vorsichtig an die Tür, obwohl es spät war , wusste er, dass diese Angelegenheit keinen Aufschub duldete. Und er war sich sicher, dass der Kardinal nicht schlief.
So verwunderte es ihn nicht, als er ein bestimmtes und selbstbewusstes „Ja“, hinter der Tür vernahm.
Er öffnete die Tür und ihm gegenüber saß der Kardinal auf seinem Stuhl und die Freude strahlte über sein ganzes Gesicht.
Und Ismail musste kurz schlucken, denn er wusste, dass er seinen Kardinal enttäuschen würde.
So verschwendete er auch keine Zeit und berichtete ihm sein Versagen. Die Sache mit Esther aber ließ er außen vor. Die Augen des Kardinals füllten sich mit Hass, sein Gesicht versteinerte sich. Nichts war mehr von der augenscheinlichen Freude übrig geblieben. Anscheinend konnte er das gerade Gehörte nicht begreifen.
Ismail ahnte nicht, welche innere Wut sich des Kardinals bemächtigte. Denn dann hätte er gewusst, dass der Kardinal ihm weiterhin nur vertraute, weil er keine andere Wahl hatte.
„Finde es. Egal zu welchem Preis. Enttäusch mich nicht noch mal, Ismail! Der Vatikan stellt dir alle nötigen Mittel zur Verfügung. Du weißt hoffentlich, welche Tragweite dein Versagen hätte.“
„Ja, Eure Exzellenz. Ich werde
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