Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
ihm ehrfürchtig zuhörte und weinte. Mir machte dieses Bild Angst.
Ich wollte bei ihm sein, ihm seine Tränen trocken. Vor allem machte mir Sorge , dass ich nicht wusste, warum er weinte. Weinte er Johannes oder weinte er seiner Worte wegen, die ich nicht verstand?
Aber mir machten auch seine abwertenden Worte über unsere Gelehrten Angst. Es war kein Geheimnis, dass sie Spitzel zu den Predigten Joshuas schickten. Josef von Arimathäa hatte Joshua mehrmals gebeten, bedachter in seiner Wortwahl zu sein, da die Gelehrten, allen voran Kaiphas, nur nach einem Vorwand suchten, um Joshua zu verhaften.
Einige seiner Jünger hingegen wünschten sich, dass Joshua vor allem gegen die römischen Besatzer im Volke Stimmung machte, da das Volk seinen Worten lauschte und sie die Möglichkeit sahen, hier gegen die Unterdrückung ankämpfen zu können. Ihrer Meinung nach kamen die Römer bei Joshua viel zu gut weg. Der ein oder andere, egal wie viel Mühe er sich gab, konnte nicht verstehen, wie man seine Feinde lieben konnte, wenn sie doch einen lieber tot als lebendig sahen. Joshua belächelte dafür seine Jünger, seine Schäfchen, wie er immer meinte , und sagte ihnen: „Wahrlich, ich sage euch, verstehen mögt ihr mich heute noch nicht. Doch ich sage euch, der Tag ist nah, wo auch ihr durch meine Augen sehen werdet. Denn ich sage euch, solange Blut mit Blut vergolten wird, solange wird es keine Veränderung geben. Wahre Veränderung kann nur durch die Liebe entstehen u nd Liebe kann weder aus Hass noch Vergeltung emporwachsen. Es sind die Barmherzigkeit en und der Frieden, aus dem die Liebe ihre Stärke bezieht.“
Und zu Josef von Arimathäa sagte er immer, wenn dieser ihn vor den Gefahren mahnte, mit einer inneren Ruhe, die mir unerklärlich ist .
„Wenn ein jeder sich von der Angst besiegen lässt, dann werden wir ewig im Vorgestern leben. Ich sage dies nicht für mich, es sind die Kinder, für die ich das tue. Sie sollen keine Angst haben. Ist es für sie nicht wert, seiner Angst Einhalt zu gebieten?“
Es war schon komisch liebes Tagebuch, das ich gerade in diesem Moment an die Gefahren denken musste, aber ich hatte große Angst um Joshua. Je größer seine Beliebtheit beim Volke wird, desto größer sind meine Sorgen.
Ich glaube es steckt viel Wahrheit in dem Satz, wenn alte Menschen sagen, dass Frauen eine weibliche Intuition besitzen, die sie vor Gefahren warnt. Vielleicht liegt das in unserer Natur. Schließlich sind es wir Frauen, die die Last der Geburt tragen müssen. Vielleicht hat Mutter E rde mit dieser Last uns die Fähigkeit gegeben, Gefahren schneller wahrzunehmen als Männer, damit wir unsere Liebsten beschützen können.
In diesem Moment wünschte ich mich ganz nahe bei Joshua, um ihm zu sagen, wie lieb ich ihn habe und das er sich nicht fürchten brauche, da ich bei ihm bin .
Aber er stand ganz allein auf dem Hügel, während sich die Menge auflöste.
Ich mag mich irren aber mir kam es vor, als würde Joshua zu mir schauen.
Und zum ersten Mal kam es mir vor, als würde ich Verzweiflung und Ratlosigkeit in seinem schönen Gesicht sehen. Dann, als würde er nicht wollen, dass ich seine Schwäche sehe, verhüllte er sein Haupt mit dem Gewand und verließ den Hügel.
Du magst vielleicht denken, dass ich übertreibe, dass ich sein Gesicht gar nicht erkannt haben konnte, da er zu weit weg war und die Sonne mich blendete , a ber du musst mir glauben, dass dem so war.
Denn meine Ahnungen, dass Joshua etwas bedrückte und dass etwas Schlimmes passieren würde, sollte sich am Abend b ewahrheiten.
Keiner wusste wo Joshua war, als er vom Hügel abstieg.
Wir saßen alle an unserem Lager und fragten uns, welchen Grund sein Fernbleiben haben mochte.
Seine Mutter schien heute ruhiger und nachdenklicher als sonst, als ich sie drauf ansprach, vertröstete sie mich. Aber es wirkte nicht glaubhaft.
Es lag eine merkwürdige Spannung in der Luft.
Spät abends kam er dann endlich. Ich war sehr beunruhigt. Er sah uns alle an.
„Morgen werden die euch quälenden Fragen beantwortet werden“, sagte Joshua und ging in sein Zelt.
Ich konnte an den fragenden Blicken der Jünger sehen, dass sie alle genau das verstanden hatten, was ich verstand. Dass sich Joshua indirekt als Gottes Sohn bezeichnet hatte und somit nur von der Erscheinung des Messias sprechen konnte.
Es fing eine leise Diskussion unter den Jüngern an. Mich quälte diese Diskussion, da einige Gedankengänge spannen, die ich dir, liebes Tagebuch,
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