Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
ganz was ihre Tante mit diesem Satz sagen wollte aber sie bewunderte sie . Sie ließ sich nie von der gesellschaftlichen, politischen oder religiösen Meinung einer Gesellschaft leiten. Ihre Tante folgte immer ihrem Herzen. Jeder Mensch hatte die gleichen Rechte bei ihr, wirklich jeder. Vertrauen verschenkte sie gerne und viel , a uch wenn ihr das manchen Unmut bei dem einen oder anderen eingebracht e . Bei Kritik pflegte Esther immer zu fragen, wer denn im Rechte sei, der konservative Moslem, der seine Kinder nicht mit Juden spielen ließ, da sie nicht tugendhaft seien oder der konservative Jude, dessen Kinder nicht mit Moslems zusammen sein dürften, da er sie für Kriminelle hielt? Und vor allem machte Esther Rebecca keine Vorwürfe: dass ein Amerikaner nicht der richtige Mann für sie sei oder das sie ihn kaum kannte und daher nicht wissen könne, wer er wirklich sei. Nein, sie hatte versucht, durch ihre Art Nick und Rebecca einander näher zu bringen.
„Komm, lass uns hineingehen“, sagte Esther und ging mit ihr ins Haus.
Kapitel 53
… Ich kann immer noch nicht glauben, was heute geschah. Selbst jetzt liebes Tagebuch, wo ich dir diese Zeilen anvertraue, zittert mir die Hand. Die Schrift, die deine Seiten berührt ist kaum leserlich. Wieso musste er das tun? Ob er verrückt ist?
Ich fürchte, nicht. Einen Verrückten würden sie mir lassen u nd ich würde mit ihm aus diesem fürchterlichen, abergläubischen Land fliehen. In ein Land ohne Religion en , ohne Propheten und ohne Prophezeiungen.
Ach wäre ich doch ein Mann und er eine Frau, ausprügeln würde ich diese Worte aus seinem Gedächtnis , d ass sie ihn nie wieder heimsuchen mögen.
Töricht? Ja, du hast Recht . Mein Herz hat Angst, sehr große Angst um meinen Liebsten.
Nie fürchtete ich um das Leben eines Menschen wie am heutigen Tage.
Selbst mein Leben würde ich hergeben, wenn er sich nur seiner Worte besinnen würde und sie als Trugbild abtäte. Doch es gibt kein Zurück mehr.
Dabei fing heute alles so schön an, zu schön, um wahr zu sein.
Nach der großen Bergpredigt gestern Abend, bat er mich am Morgen darauf, ihn ein wenig zu begleiten.
Wir spazierten lange durch die Wälder. Ich vergaß für einen Augenblick, wer wir waren und stellte mir vor, dass mein Ehemann mit seiner Frau einen romantischen Spaziergang genoss.
Und dann tat ich etwas was ich noch nie zuvor getan habe. Ich nahm seine Hand. Ich weiß auch nicht warum. In dem Moment, als ich es merkte, erschrak ich und wollte sie zurückziehen, doch Joshua hielt sie fest, ganz zart und streichelt mit seinem Daumen die Innenseite meiner Hand. Es war ein sehr beruhigendes Gefühl. Die Angst wich. Uns an den Händen haltend gingen wir weiter.
Dann blieb er vor einem Baum stehen und schaute mich an.
„Sieh dir diesen Prächtigsten aller Prächtigen an. Ihn schert es nicht, wo er stehen soll. Er tut, was ihm beliebt.“
Ich lachte.
„Wieso lachst du?“, fragte er ohne Vorwurf.
„Nun, ich weiß ja nicht, w a rum ein Baum sich scheren soll. Er ist doch nur ein Baum. Er kann doch nicht einfach dahin gehen, wo er hin will? Er ist verdammt, auf alle Ewigkeit hier zu bleiben. Also ein Baum ist wirklich nicht zu beneiden. Wir Menschen können hin wo wir wollen.“
„Können wir das wirklich und der Baum, kann er das nicht? Glaube mir, Maria. Dieser Baum ist freier als der größte unter den Nomaden. Ein Samen war dieser Baum, und der Wind trug ihn aber nicht irgendwo hin. Es war der Baum, der sagte, Wind lass mich hier ab. Der Baum ist die Wurzel der Familie. Gibt es keinen Baum, gibt es keine Familie. Und so wie er Wurzeln anschlägt und sich entscheidet, für immer standhaft an diesem Platz zu bleiben, so ist auch der Mensch. Hat er keine Heimat, wird er nie Wurzeln schlagen und sein Leben wird nicht die Würde dieses Baumes haben , g ar frei sein, wie dieser.“
Ich schaute ihn verdutzt an.
„Ein jeder Mensch sollte eine Heimat haben. Egal ob reich oder arm, gesund oder krank, gottlos oder glaubend. Denn hat er seine Heimat, dann kann er sich um das Bemühen, was das Leben erst wichtigmacht. Eine Familie.“
Es verschlug mir den Atem. Sprach er hier über Familie?
Wollte er irgendetwas mit diesen Worten bezwecken?
Wenn ja, sprich frei heraus mein Liebster. Sag mir, dass ich dir Kinder gebären soll und ein Dutzend will ich dir schenken.
Ich hatte Angst vor dem, was ich antworten sollte. Noch immer hielten wir uns bei den Händen, sein Blick wich nicht dem
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