Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
sie für ihn sterben, als ihn verraten. Doch Joshua sah sie alle an und lächelte.
„Sorgt euch nicht, gegen keinen von euch werde ich Gram hegen. Was getan wurde, wurde getan, damit die Schrift erfüllt werde.“
Einige seiner Jünger fingen an zu weinen.
„Was sollen wir ohne dich tun, Meister? Wer wird uns dann lehren?“
„Weint, meine Kinder , l asst euren Tränen freien Lauf, damit wieder die Freude Einkehr finde. Der Lehrer hat euch selbst zu Lehrern erzogen, damit ihr hinausgeht und den Menschen das neue Evangelium verkündet. Ihr seid die Stellvertreter Christi , s eine Apostel. Geht hinaus und verkündet das Wort der Nächstenliebe, damit alle Menschen, unabhängig ihrer Nation, Religion, ihres gesellschaftlichen Standes, Hautfarbe, ob gesund oder gebrechlich, jung oder alt, Mann oder Frau erkennen, dass sie alle aus dem gleichen Samen k ommen . Dem Samen, der ihnen das größte Geschenk auf Erden gab, das Leben. G ebt jedoch Acht auf eure Gebote, vor allem auf das der Nächstenliebe. Ist da einer, der sich euch verwehrt, so lächelt ihm zu und nennt ihn Bruder. Denn alle Menschen sind unter meines Vaters H aupt gleich. Meines Vaters r eich ist an keine Bedingung gebunden, denn an die Liebe.“
„Aber was, wenn man unseren Worten nicht glaubt, weil wir keine Wunder verbringen können, wie du, Rabbi?“
„Wer nur der Wunder wegen glaubt oder lehrt, sollte erst gar nicht die Schwelle seiner Tür überschreiten. Ihr vollbringt jeden Tag Wunder, nur sieht ihr sie nicht. Folgt dem Ruf eurer Herzen und glaubt an die Liebe und an den Christus.“
„Sag Meister, willst du nicht einen von uns bestimmen, der dir würdig ist? Damit dieser uns weisen möge.“
„Du Kleingeist, Andreas. Der Mensch bedarf keine s Führers , d enn ein jeder ist ein Führer. L asst euch gesagt sein, es ist das Weibliche, auf dessen Kreuz der Mensch seine Neuordnung finden wird. Denn keiner unter den Männern wird je das Leben verstehen, da es nie das Leben austrug. So soll auch das Weibliche die Säule dieser neuen Verheißung sein“, sagte Joshua und schaute mir tief in die Augen.
Obwohl er es nicht s aussprach , wusste jeder, dass Joshua mich gemeint hatte.
Ein leises Tuscheln begann , a nscheinend waren einige nicht zufrieden.
„Solange folgt ihr mir und solange seid ihr mir treu aber noch immer vermag es der Menschensohn nicht, eure Herzen rein zu halten. Wie steinig mag der Weg erst werden, den ihr nach mir zu gehen habt. Wenn ihr einander missgönnt, wie kann dann euer Wort die Kraft der Erneuerung in sich tragen? Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Dieses eine Gebot will ich euch geben. Ihr sollt es immer in euren Herzen bewahren: Liebet euren Nächsten wie euch selbst, wie euren Bruder, eure Mutter, eure Schwester und euren Vater. Liebet ihn umso mehr, wenn ihr ihn euren Feind bisweilen nennt.“
„Sag Meister, gibt es keine Umkehr?“, fragte Petrus.
„Nein Petrus, denn nicht mein Wille, sondern der Wille meines Vaters geschehe.“
„Aber ist nicht Gott ein Gott des Erbarmens, warum verlangt er dann diese Opfergabe von seinem Sohn?“, fragte Petrus bekümmert.
„Wahrlich, ich sage dir Petrus: Deine aufrichtige Liebe zu mir werde ich mit in meines Vaters R eich nehmen. Denn der Vater gab den Sohn, damit erkannt werde, dass es keiner Opfergaben mehr bedarf u nd damit sein Sohn wieder zurückkehre, in seines Vaters P alast, muss erfüllt werden, was zu erfüllen ist.“
„Es ist schwer, Rabbi, hier zu sitzen, dir zuzuhören, wie du uns sagst, dass du sterben wirst und wir keine andere Wahl haben, als es geschehen zu lassen. Wie können wir uns noch deine Freunde nennen? Schande wird sich unserer Scham bemächtigen“, sagte Johannes.
Joshua schaute Johannes an und lächelte.
„Wenn ihr mit irdischen Dingen messt, werden eure Herzen immer Kummer tragen a ber wenn ihr das g öttliche erkennt, dann werdet ihr schon bald meine Worte verstehen und begreifen, warum dieser Kummer der Beginn anstehender Freude ist.
Eins wünsche ich mir, dass ihr diese Nacht um mich weilt und hier Wache haltet, damit der Menschensohn sich dem Gebete hingeben kann. Nur um diese eine Nacht der Schlaflosigkeit bitte ich euch, denn schon bald werde ich nicht mehr unter euch weilen.“
A lle schw o ren, dass sie die ganze Nacht Wache halten woll en. Joshua entfernte sich ein wenig, ging auf die Knie vor einem Olivenbaum und war dort im Gebet versunken. Was er sprach, konnte ich nicht verstehen, dafür war er zu weit
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